Kurz fundiert
Die Freie Universität in Anekdoten
10.12.2018
Ich bin ein Dahlemer
Es ist der der 26. Juni 1963, 15.20 Uhr: Knapp 20.000 Menschen drängen sich auf dem Dahlemer Campus. Sie alle sind gekommen, um den Mann reden zu hören, der in einem offenen Lincoln Continental mit Washingtoner Kennzeichen vor den Henry-Ford-Bau fährt: John F. Kennedy, der kurz zuvor am Schöneberger Rathaus die berühmten Worte „Ich bin ein Berliner“ sprach. In Dahlem hält er eine fordernde und politische Rede, „Weltbürger solle die Freie Universität hervorbringen, die ihre Kraft in den Dienst der Freiheit stellen.“
Made by Freie Universität
Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 18. September 2011 in Berlin standen nur Alumni der Freien Universität zur Wahl für den Posten des Bürgermeisters: Renate Künast (Bündnis90/Die Grünen – Jura), Frank Henkel (CDU – Journalismus), Harald Wolf (Die Linke – Politikwissenschaft) und Christoph Meyer (FDP – Jura) sowie der in dieser Wahl siegreiche Klaus Wowereit (SPD – Jura).
Lieber spät, als nie
„The days run away like wild horses over the hill“ heißt der Gedichtband von Charles Bukowski. Ein Alumnus hatte diesen 1976 aus der Bibliothek des John-F.-Kennedy-Instituts ausgeliehen, aber nie zurückgegeben. Erst 2013 erinnerte er sich wieder an das Buch und schickte es nach 37 Jahren zurück – anonym, da ihn nach eigenen Berechnungen eine Mahngebühr von 13.104 Euro erwartete.
Kein Benehmen
Große Verärgerung löste der Schauspieler Klaus Kinski Anfang 1959 aus, doch nicht seine Auftritte, sondern seine Allüren und schlechten Manieren gefielen nicht allen. Sein Verhalten im großen Hörsaal am 31. Januar 1959 protokollierte der Pförtner als „einen Vorfall, der an Unverschämtheit seinesgleichen sucht“, und der sich „in Wort und Schrift nicht schildern“ lasse. Kinski habe den Pförtner und die Garderobenfrau angebrüllt – „lauter als es je ein gesunder Mensch fertig gebracht hätte“ –, der Putzfrau habe er das Reinigen im „Stall“ verboten, und überhaupt sei „Benehmen“ ein Fremdwort für Kinski.
Ärger in der Garderobe
Am 26. Juni 1970 trat die damals noch nicht ganz so berühmte englische Heavy-Metal-Band „Black Sabbath“ um den mittlerweile legendären Frontmann Ozzy Osbourne im ausverkauften Audimax der Freien Universität auf. „The Magic of Black Sabbath“ hieß das Konzert. Über das Konzert selbst gibt es kaum Berichte. Aber nach dem Auftritt taten die Mitglieder der Band das, wofür Rockbands damals gefürchtet waren: Sie verwüsteten die Garderobe im Henry-Ford-Bau.
Tier macht Sachen
Hunde, Katzen, Kühe und Pferde sind der medizinische Alltag der Veterinäre der Freien Universität im Stadtteil Düppel. Doch es gibt auch Ausnahmen: die Kameldame Laila etwa. Sie hatte sich 2012 das vordere linke Bein gebrochen, konnte aber operiert werden. Exotische Tiere sind tatsächlich immer wieder einmal in der Obhut der Veterinärmedizin, ein Tiger wurde schon geröntgt, ein Elefant untersucht, ein Adler kuriert.
Studentische Solidarität aus Charlottenburg
Schön früh wollten Studentinnen und Studenten der Technischen Universität ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen in Dahlem helfen. Die Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ schrieb dazu schon am 23. Oktober 1948 unter der Überschrift „TU Freiplätze für Freie Universität“: „Der Studentenvertreter der Technischen Universität wurde beauftragt, den Rektor zu bitten, daß die 120 Freiplätze für das physikalische Praktikum der naturwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität
zur Verfügung gestellt werden. Die Naturwissenschaftler sollten als Gasthörer in der Technischen Universität Vorlesungen hören können.“
Ein Pferd auf dem Flur
Condé (* 1766; † 1804) war das letzte und bekannteste Leibreitpferd Friedrichs des Großen. Der Fliegenschimmel-Wallach wurde 1777 in England erworben, nach dem ersten Ausritt gab ihm der König seinen Namen. Heute gehört Condés Skelett zu den Sammlungsbeständen der Freien Universität Berlin und befindet sich im Flur des Institutes für Veterinär-Anatomie in der Koserstraße 21.
FU-Punk
Farin Urlaub ist sein Künstlername, er ist Sänger und spielt Gitarre in der, wie sie sich selbst nennen, „besten Band der Welt“: die Ärzte aus Berlin. An der Freien Universität war Farin Urlaub zumindest einmal eingeschrieben: in Archäologie.
Die Welt in Dahlem
Die meisten der ausländischen Studierenden an der Freien Universität kommen aus China (647), gefolgt von den USA (554) und der Türkei (510). Nur jeweils ein Student oder eine Studentin kommt aus Togo, Sambia, Eritrea, Burkina Faso, Uruguay, Trinidat Tobago, Haiti, Barbados, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Oman, Myanmar, Malediven, Macau, Nordkorea und Katar.
(Stand: 01. Juni 2018).
Nächste Station: Freie Universität
Jahrzehntelang hieß es für viele Studentinnen und Studenten der Freien Universität: „Nächste Station: Thielplatz.“ Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 ist das Vergangenheit. Im Beisein von Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), BVG-Mitarbeiter Wolfgang Murzoch, dem damaligen Universitätspräsidenten Professor Peter-André Alt und Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski, wurde der U-Bahnhof offiziell umbenannt in „Freie Universität (Thielplatz)“.
Vegetarisch essen
Vor 65 Jahren – im März 1953 – entstand auf dem Campus in Dahlem ein Mensa-Neubau. Seit 2010 ist dort im Erdgeschoss die erste vegetarische Mensa Deutschlands angesiedelt – die Veggie-Mensa No. 1 des Studierendenwerks Berlin. 200 Gäste finden darin Platz, das Stadtmagazin „Qiez“ sagt: „Die Veggie No. 1 der Freien Universität Berlin kocht vegan, vegetarisch, saisonal, bio und sogar klimafreundlich. Dafür bekam sie drei Sterne.“
Summ summ summ
Die Mensa FU II ist die Hauptmensa der Freien Universität und befindet sich in der „Silberlaube“. Eine Besonderheit: Auf dem Dach leben Bienenvölker, die von einem ehemaligen Mensakoch fachkundig betreut werden. Und kaufen kann man den Honig auch: an den Kassen der Mensa.
Großes Kino
„In einer Jugendstilvilla wird internationale Filmkunst zum intimen Kammerspiel“ – damit wirbt die Yorck-Kinogruppe für ihr Dahlemer Kino mit 162 Plätzen. Kurz nach der Gründung der Freien Universität wurden dort aber keine Filme gezeigt, sondern Vorlesungen gehalten, manche sogar bei Kerzenschein
Hollywood lässt grüßen
Ein Schuss knallt, ein Mann sackt tödlich getroffen zusammen. – Mord auf dem Gelände der Freien Universität!?
Ja, allerdings nur im Agententhriller Das Quiller-Memorandum – Gefahr aus dem Dunkel, in dem Senta Berger und Alec Guinness 1966 die Hauptrollen spielen. In dem Film von Michel Anderson ist der Henry-Ford-Bau der Freien Universität eine Schule, in der Senta Berger als Lehrerin Inge Lindt unterrichtet.
Recherche online
Heute eine Selbstverständlichkeit, damals eine Neuheit: Am 12. Juli 1999 konnte an der Freien Universität Berlin erstmals via Internet in den Medienbeständen der Universität recherchiert werden: OPAC hieß das Suchprogramm bis Ende 2016. Danach wurde umgestellt auf das Bibliotheksportal Primo, die zentrale Suchmaschine für die Recherche
Von wegen alles Schwaben
Die meisten der inländischen Studierenden an der Freien Universität kommen aus Berlin (13.631), weit dahinter liegen die Bundesländer Brandenburg (2873) und Nordrhein-Westfalen (2296). Baden-Württemberg folgt erst auf Platz vier (1596), Schlusslicht ist das Saarland (130).
(Stand: 01. Juni 2018).
Namen statt Zahlen
Was verbindet Keynes, Marx, Robinson, Schumpeter und Smith? Sie gehören zu den insgesamt 102 berühmten Persönlichkeiten der Wirtschaftswissenschaft, deren Namen die Schließfächer der Wirtschaftswissenschaftlichen Bibliothek der Freien Universität zieren. Der Grund: Namen bleiben wohl besser im Gedächtnis als Schließfachnummern.
Eine ganze U-Bahnlinie
Im April 2015 zogen 24 Fachbibliotheken in die neue Campusbibliothek in der Dahlemer Fabeckstraße. Würde man alle Bücher, die umgezogen sind, hintereinander aufreihen, ergäben sie eine Strecke, die in etwa so lang wäre wie die Strecke der U-Bahnlinie 7 zwischen den Stationen Rathaus Spandau und Rudow (31,8 Kilometer).
Massenuni
Heute kann man es sich nicht mehr vorstellen, doch nach dem Mauerfall, zum Wintersemester 1991/1992, waren an der Freien Universität die meisten Studentinnen und Studenten eingeschrieben, unglaubliche 62.000.
Ein Lied für Lotte
Kurt Weills „Lied vom weißen Käse“ galt seit den 1960er Jahren als verschollen. Es tauchte 2017 wieder auf: in den Theaterhistorischen Sammlungen im Souterrain des Instituts für Theaterwissenschaft der Freien Universität. Kurt Weill hatte das Stück für seine Ehefrau komponiert, die Sängerin und Schauspielerin Lotte Lenya. Im November 1931 sang sie das „Lied vom weißen Käse“ im Programm der „Roten Revue – Wir sind ja sooo zufrieden“, die die Junge Volksbühne, eine Abspaltung der Volksbühne, mehrfach zur Aufführung brachte.
Schön und kostbar
Das älteste Buch der Freien Universität ist eine Inkunabel (Wiegendruck) von 1476 – und steht in der Universitätsbibliothek.
Energie vom Dach
Die Freie Universität hat sich dem Prinzip der Nachhaltigkeit verpflichtet und das in einem Leitbild festgehalten. Dazu gehört auch der Einsatz regenerativer Energien. Seit 2008 werden mit Photovoltaikanlagen auf den Uni-Dächern rund 600 Megawattstunden Strom erzeugt, das entspricht etwa dem Jahresbedarf von 150 Vier-Personen-Haushalten.
Wetterpaten
Bekannt sind sie durch die Wetternachrichten, vergeben werden sie an der Freien Universität: die Namen für Hoch- und Tiefdruckgebiete. Sie basieren auf Namenspatenschaften, Kostenfaktor: 299 Euro für ein Hochund 199 Euro für ein Tiefdruckgebiet, zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer.