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Der nachhaltige Campus

Ob Strom sparen oder Ressourcen nutzen, ob Elektrofahrrad fahren oder Grüne Wärme: In viele konkreten Projekten wird Nachhaltigkeit an der Universität betrieben und gefördert. Einige davon stellen wir hier vor.

02.12.2015

Machen mit bei SUSTAIN IT!: Die Studentinnen Janine Beyert und Anne Schindhelm (rechts), die das Projekt „UniGardening“ mit initiiert hatten.

Machen mit bei SUSTAIN IT!: Die Studentinnen Janine Beyert und Anne Schindhelm (rechts), die das Projekt „UniGardening“ mit initiiert hatten.
Bildquelle: Michael Fahrig

TerraBoGa: Kompost, Kohle, Klimaschutz

Terra-Preta: Diese Technik gilt als wegweisend für nachhaltige Ressourcennutzung, Klimaschutz und städtische Landwirtschaft. Nach dem jahrhundertealten Vorbild der Ureinwohner im Amazonasgebiet wird dabei aus Pflanzenresten, Biokohle und anderen organischen Abfällen ein hochwertiges, kohlenstoffspeicherndes Pflanzsubstrat hergestellt. Dieses Substrat kann wiederum auf Beeten ausgebracht werden. Mit dem Forschungsprojekt „TerraBoGa“ widmet sich der Botanische Garten der Freien Universität Berlin der „Terra-Preta“- Technologie. Das Projekt verfolgt den Null-Emissions- Ansatz und das damit verbundene Konzept einer fast vollständigen internen Kreislaufwirtschaft. Wegen des Vorbildcharakters war „TerraBoGa“ und die AG Geoökologie der Freien Universität als Forschungspartner der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung Expo in Mailand 2015 vertreten. Im Netz: www.terraboga.de

Campusgewächse

Permakultur, Salatbaum und Kräuterspirale – für die Initiatoren des „UniGardening“-Projektes sind es vertraute Begriffe und ein weiterer Weg, das Thema Nachhaltigkeit im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Campus gedeihen zu lassen. Bei dem Urban-Gardening-Projekt im Botanischen Garten der Freien Universität Berlin kultivieren Studie rende, Universitätsmitarbeiter und interessierte Berlinerinnen und Berliner gemeinsam einen Garten nach den sogenannten Permakultur-Prinzipien. Dabei werden in einem Garten die vorhandenen Ressourcen und Stoffkreisläufe optimal genutzt – wie in einem natürlichen Ökosystem. Auf Hochbeeten wollen die Studierenden Nutzpflanzen oder etwa regional angepasste Pflanzen anbauen. Das Projekt ist eine Kooperation der TU Berlin, der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT der Freien Universität und des Botanischen Gartens.

KleiderTauschRausch: Grün, grün, grün ist alle unsre Kleidung

Die globale Textilindustrie steht mit Nachhaltigkeit fast immer auf dem Kriegsfuß. Ausbeutung von Arbeitskräften und Umweltverschmutzung sind nur zwei von einer ganzen Reihe von Problemen. Um auf die Verantwortung von Konsumenten und deren Möglichkeiten hinzuweisen, dagegen vorzugehen, wurde von der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT der „Kleider- TauschRausch“ organisiert: Alle Universitätsmitglieder waren an zwei Tagen im Juni 2015 eingeladen, Kleidung zum Tauschen auf den Campus mitzubringen und sich an Diskussionen über die Nachhaltigkeit in der Textilindustrie zu diskutieren. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Weitere KleiderTauschRausch-Veranstaltungen sind deshalb schon in Planung.

Wildbienenhotel auf dem Campus: Schutz für den Bienennachwuchs.

Wildbienenhotel auf dem Campus: Schutz für den Bienennachwuchs.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Grüne Wärme: Blockheizkraftwerke an der Freien Universität Berlin

Blockheizkraftwerke produzieren Strom und Wärme gleichzeitig und zählen zu den hocheffizienten Energieerzeugungsanlagen. Die Freie Universität Berlin nahm 2013 die ersten zwei Blockheizkraftwerke in Betrieb – an den Standorten der Veterinärmedizin und der Geowissenschaften in Düppel und Lankwitz. Sie wurden durch erdgasbasierte Nahwärmesysteme versorgt. Ein weiteres Kraftwerk ging 2014 im Dahlemer Institutsgebäude für Pharmazie in Dauerbetrieb; ein neues biogasbetriebenes Blockheizkraftwerk wird in Kürze im Botanischen Garten in Betrieb genommen. Mit dem Einsatz der Blockheizkraftwerke können gegenüber einer getrennten Erzeugung von Strom und Wärme rund 23 Prozent Primärenergie gespart werden. Der jährliche Kohlendioxid- Ausstoß reduziert sich um 2.400 Tonnen – ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz der Freien Universität.

Solaranlagen: grüner Strom von oben

Strom vom eigenen Dach – die Idee wird an der Freien Universität schon lange umgesetzt. Vor sieben Jahren ging die erste Solaranlage auf dem Dach des Instituts für Physik in Betrieb. Weitere folgten. Mittlerweile erzeugen auf den Dächern der Universitätsgebäude insgesamt neun Photovoltaikanlagen Strom mit einer Gesamtkapazität von 675 Kilowatt. Der aus diesen Anlagen produzierte Strom wird größtenteils direkt in die Stromversorgung der Universität eingespeist. Er würde ausreichen, um etwa 150 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen. Die Freie Universität verpachtet die Dachflächen an Investoren und nimmt den produzierten Solarstrom ab. Besonders stolz ist man auf das studentische Projekt UniSolar. Finanziert von Studierenden und Umweltfreunden wurde auf den Dächern der Rostlaube der Universität eine 96kWp-Anlage errichtet, die seit 2009 in das Berliner Stromnetz einspeist. Und damit einen Beitrag zur Energiewende leistet. Im Netz: www.unisolar-berlin.de

Summer auf dem Campus

Etwa 560 Wildbienenarten leben in Deutschland, allerdings sind sie stark vom Aussterben bedroht. Mit verschiedenen Aktionen versuchten Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien Universität unter dem Dach der Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! die Situation für Wildbienen auf dem Campus zu verbessern. Zum einen wurden auf der Wiese zwischen Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mehr als 13.000 Frühblüher gepflanzt. Frühblüher sind nach einem langen Winter eine wichtige Nahrungsquelle für wilde Bienen. In einer weiteren Aktion bauten Freiwillige Nisthilfen für Wildbienen. Anders als die Honigbiene brauchen Wildbienen röhrenförmige Hohlräume, damit der Bienen-Nachwuchs geschützt schlüpfen kann. Die neu gebauten Wildbienen-Hotels bieten mit Schilfrohren und Holzlöchern für die Wildbienen zahlreiche Nistmöglichkeiten und Platz für mehr als 6.000 Eier.

Unterstützung für die Waden

Gerald Gabriel tauschte für zwei Monate das Auto gegen ein Elektrorad.

Gerald Gabriel tauschte für zwei Monate das Auto gegen ein Elektrorad.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Gerald Gabriel, Referent des Kanzlers der Freien Universität, hatte im Sommer am Praxisprojekt „EBikePendeln“ teilgenommen, das Teil des Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg ist. Mit diesem Projekt sollen die Potenziale einer Verlagerung des Berufsverkehrs vom Auto zum Elektrorad untersucht werden.

fundiert: Herr Gabriel, Sie haben zwei Monate lang für den Weg zur Arbeit das Elektrofahrrad genommen und das Auto stehen lassen. Was war die größte Änderung für Sie und Ihren Alltag?

Gerald Gabriel: Für die einfache Fahrt an die Universität habe ich etwas über eine Stunde gebraucht. Deshalb musste ich bei den geplanten Fahrten natürlich auf das Wetter achten. Und wenn ich an der Uni ankam, war ich etwas verschwitzt und musste noch duschen, daher habe ich zusätzlich zu meinem Fahrraddress im Rucksack auch immer eine lange Hose, ein Hemd, ein zweites Paar Schuhe und ein Handtuch mitgenommen. Noch eine Sporttasche, um wie sonst nachmittags zum Sport zu gehen, konnte ich nicht transportieren. Aber sportlich war das Fahren mit dem E-Bike ja ohnehin genug. Im Vergleich zu meinen üblichen Autofahrten an die Universität habe ich vielleicht etwas mehr Zeit gebraucht. Die Fahrradfahrten waren aber besser planbar, weil der Stau auf der Stadtautobahn ausfiel. Gebremst haben mich nur die roten Ampeln.

fundiert: Wie sah die Begleitforschung dazu aus?

Gerald Gabriel: Im Rahmen der Begleitforschung musste ich vor Beginn des Projektes nach der Hälfte der Zeit jeweils eine ganze Woche ein sogenanntes „Online-Wegeprotokoll“ mit sämtlichen zurückgelegten Wegstrecken führen. Abgefragt wurde etwa der Zweck der Fahrt, die Dauer oder das Gepäck. Auch Wind und Wetter musste man angeben. Nach Projektende gab es noch einmal eine Online-Umfrage zu meinen Erfahrungen. Deshalb weiß ich jetzt auch recht genau, wie viel ich unterwegs war: Mein Weg zur Freien Universität ist etwa 26 Kilometer lang. Insgesamt bin ich zwischen 52-60 Kilometer am Tag gefahren – abhängig davon, ob ich auf dem Rückweg bei dem schönen Sommerwetter noch einen kleinen Umweg eingelegt habe. Ich bin etwa die Hälfte aller Arbeitstage mit dem E-Bike gefahren, wobei etwa 1.300 km zusammen gekommen sind.

fundiert: Das Praxisprojekt ist ja jetzt ausgelaufen. Werden Sie auch in Zukunft öfter das Auto stehen lassen?

Gerald Gabriel: Mein Auto werde ich deswegen zwar nicht völlig stehen lassen, allerdings ziehe ich in Erwägung, so ein E-Bike zu kaufen. Angesichts der kommenden Wintermonate habe ich davon aber wieder etwas Abstand genommen. Vielleicht komme ich aber im nächsten Frühjahr wieder auf das Beschaffungsthema zurück, mal sehen.


Seit April 2012 ist Berlin-Brandenburg eines von vier Schaufenstern Elektromobilität, mit denen die Bundesregierung Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben mit 180 Millionen Euro fördert. In diesen groß angelegten regionalen Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.