Vorwort
02.12.2015
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vielleicht haben Sie diesen Witz schon einmal gehört: Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine zum anderen: „Du siehst aber schlecht aus!“. Darauf der andere: „Ja, mir geht‘s auch nicht gut, ich habe Mensch“. Darauf der erste: „Mach‘ dir nichts draus. Das geht vorbei!“ Es ist kein Witz, über den man Lachen muss. Dass er trotzdem oft erzählt wird, hat eher damit zu tun, dass er ein Stückchen Wahrheit enthält, die uns nicht wirklich beruhigen kann.
Der Mensch gestaltet die Erde, er verändert sie und beutet ihre Ressourcen aus. In einem Ausmaß, das die Zukunft kommender Generationen bedroht. Diese Erkenntnis ist alles andere als neu. Schon 1972 markierte die Studie eines Teams um den Ökonomen Dennis Meadows vom US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology den Beginn der modernen Nachhaltigkeitsdiskussion. Dessen Bericht „Grenzen des Wachstums“ entwarf apokalyptische Zukunftsszenarien für die kommenden 50 bis 100 Jahre, wenn die gegenwärtigen Trends des ungebremsten Wachstums und der Ressourcenverschwendung weiter anhielten. Obwohl der Bericht und seine Grundlagen nicht ohne Kritik aufgenommen wurden, und sich die Prognosen bisher nicht bestätigten, wirkt die erste wissenschaftliche Wachstumskritik bis heute nach. Die Frage, wie wir auch künftigen Generationen ein lebenswertes Dasein auf diesem Planeten sichern können, stellt sich heute dringlicher denn je. Die Lösung dieser Frage gehört zu den großen globalen Herausforderungen. Dabei ist nicht nur die Politik gehalten, sich an der Lösung dieser Aufgabe zu beteiligen, sondern die ganze Gesellschaft.
Dass die Freie Universität Berlin das Thema Nachhaltigkeit als Leitbegriff in ihrem Profil verankert hat, ist ein Schritt in diese Richtung. Fundiert hat dies zum Anlass genommen, mit Forscherinnen und Forschern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Freien Universität Berlin einen Blick auf die Nachhaltigkeit beim Lernen, Arbeiten, Forschen und Lehren zu werfen. Den ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt hatte sich die Hochschule schon vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt. Welche messbaren Erfolge es seither gibt, wie aus den ersten Schritten im Bereich Energiemanagement die neu gegründete Stabsstelle Nachhaltigkeit und Energie wurde, und welche Impulse die Nachhaltigkeitsinitiative SUSTAIN IT! auf dem Campus setzt, das lesen Sie in dieser Ausgabe. Im Interview erläutert außerdem die Leiterin des Forschungszentrums für Umweltpolitik der Freien Universität, Miranda Schreurs, die Erfolge bei der Energiewende, zwei Geographinnen zeigen, wie Wassernachhaltigkeit in Sri Lanka funktioniert, der Historiker Alexander Schunka weiß, warum sich das Herzogtum Sachsen-Gotha beim Wassersparen ausgerechnet an Versailles orientierte, und der Paläontologe Reinhold Leinfelder erklärt in seinem Gastbeitrag, was es mit dem Erdzeitalter des Menschen aus sich hat, dem Anthropozän.
Wir wünschen Ihnen eine in jeder Hinsicht nachhaltige Lektüre, Ihre fundiert-Redaktion