Auf Harnacks Spuren
Die räumliche Ausbreitung des frühen Christentums
PD Dr. Christiane Zimmermann ist Mitglied des Instituts für Christentum und Antike der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
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Es war zuletzt Adolf von Harnack, der vor einem Jahrhundert ein epochales Werk über die Ausbreitung des frühen Christentums vorgelegt hat. Doch seitdem ist eine Fülle von Material aufgetaucht, das Harnack noch nicht kennen konnte. Archäologen und Althistoriker fanden neue Spuren und schriftliche Zeugnisse der frühen Christen. In einer Gruppe von Theologen, Althistorikern und Archäologen wollen wir nun die Lücke schließen. „The Expansion of Early Christianity“ soll der Titel einer umfassenden Revision von Harnacks Werk sein.
Wir wollen aber nicht nur die Ausbreitung der frühen Christen in verschiedenen Regionen wie etwa Kleinasien, Syrien und Palästina schriftlich und bildlich dokumentieren. Wir wollen auch neue Fragen stellen: Wie ging die Ausbreitung des Christentums von der Stadt aufs Land vor sich? Welche organisatorische oder Verkehrsinfrastruktur hat dabei geholfen, was könnte sie umgekehrt gehindert haben? Denn wir wissen, dass sich die verschiedenen Ausprägungen des frühen Christentums regional sehr spezifisch entwickelten.
Schließlich mussten die Gemeinden sich an regional bestehende religiöse Organisationsformen und Herrschaftsstrukturen anpassen, um erfolgreich zu sein. Bei diesen Fragen versprechen wir uns einen fruchtbaren Austausch mit den Arbeitsbereichen von „Topoi“, die sich mit politischen Organisationsstrukturen oder Grenzlinien befassen.
Auch literarische Zeugnisse der frühen Christen werfen ein Licht auf ihre Vorstellungen von Raum: Im ersten Jahrhundert entsteht ein Text, der mit der Beschreibung des himmlischen Reiches ein Raumkonzept entwirft, das sich einerseits deutlich an frühjüdischen Vorstellungen orientiert, sich jedoch andererseits von historisch vorgegebenen Herrschaftsstrukturen absetzt: die „Offenbarung des Johannes“.
Von Christiane Zimmermann