Was ist das denn? et al.-Bilderrätsel
Das sogenannte Default-Mode-Network – ein Netzwerk aus mittleren frontalen und parietalen sowie lateralen parietalen Hirnarealen (orange markiert) – ist insbesondere dann aktiv, wenn sich die Studienteilnehmer*innen in einem Ruhezustand befinden.
Bildquelle: Neurocomputation and Neuroimaging Unit, FU Berlin
Die Auflösung
Das Bild zeigt die neuronale Aktivität des menschlichen Gehirns im Ruhezustand. Es wurde mithilfe der funktionellen Kernspintomographie (fMRT) am Center for Cognitive Neuroscience (CCNB) der Freien Universität Berlin aufgenommen.
Haben Sie sich schon einmal gefragt, was das Gehirn eigentlich tut, wenn es scheinbar „nichts“ zu tun hat? Etwa, wenn die neuronale Aktivität einer Studienteilnehmerin im Magnetresonanztomographen gemessen wird und sie keine Aufgabe lösen soll, sondern sich einfach dort ausruht? Ja, richtig, das Gehirn ist auch dann hochaktiv – und zwar nicht irgendwo, sondern in einer Gruppe spezifischer Hirnregionen, die gemeinsam das sogenannte Default Mode Network (DMN) bilden. Dieses Netzwerk ist eng mit dem Phänomen des „Mind-Wanderings“ verbunden, also dem gedanklichen Abschweifen, Fantasieren oder inneren Vorstellungsbildern – wie etwa der Vorfreude auf den kommenden Sommerurlaub.
Die Methode
Nun könnte man vermuten, dass ein solches Netzwerk aufgrund der Vielfalt gedanklicher Inhalte sehr unspezifisch wäre. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Das Default Mode Network lässt sich erstaunlich zuverlässig und mit vergleichsweise geringem Aufwand messen. Daher steht es im Fokus der neurowissenschaftlichen Forschung, etwa um zu untersuchen, ob und wie seine Aktivität und Konnektivität durch Persönlichkeitsmerkmale, psychische Erkrankungen, körperliche Krankheitsprozesse, Alter oder Geschlecht unterschieden werden kann.
Das Center for Cognitive Neuroscience Berlin nutzt diese Methode, um zu erforschen, wie sich das DMN gezielt beeinflussen lässt – sei es durch psychotherapeutische Interventionen, visuelle Flickerlicht-Stimulation, bei der farbige Objekte illusionär wahrgenommen werden, oder die Auswirkung von elektrischen Strömen auf neuronale Gedächtnis- und Lernprozesse. Das DMN kann somit wichtige Hinweise auf die Hirnorganisation liefern. Diese sind nicht nur für die neurowissenschaftliche Grundlagenforschung bedeutsam, sondern finden auch Anwendungen in der für Diagnostik, Prognose und Prävention von neurologischen und psychischen Erkrankungen.