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Unter Dach und Fach

Fünf veterinärmedizinische Institute bilden das Zentrum für Infektionsmedizin in Berlin-Düppel

03.04.2014

In einem der beiden Kursräume des Robert-von-Ostertag-Hauses können bis zu 90 Studierende gleichzeitig experimentieren.

In einem der beiden Kursräume des Robert-von-Ostertag-Hauses können bis zu 90 Studierende gleichzeitig experimentieren.
Bildquelle: Andrea Schmidt

Das Robert-von Ostertag-Haus auf dem Campus Düppel ist deutschlandweit das einzige tierärztliche Zentrum für Infektionsmedizin.

Das Robert-von Ostertag-Haus auf dem Campus Düppel ist deutschlandweit das einzige tierärztliche Zentrum für Infektionsmedizin.
Bildquelle: Andrea Schmidt

Besondere „Schirmherrschaft“: Ingrid von Ostertag überreichte Professor Lothar Wieler, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen, den neu bespannten Stockschirm Robert von Ostertags aus dem Jahr 1909.

Besondere „Schirmherrschaft“: Ingrid von Ostertag überreichte Professor Lothar Wieler, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen, den neu bespannten Stockschirm Robert von Ostertags aus dem Jahr 1909.
Bildquelle: Jan Hambura

Die Feier kam etwas verspätet, aber das aus gutem Grund: Schon im Mai vergangenen Jahres hatten fünf veterinärmedizinische Institute der Freien Universität das neu errichtete Robert-von-Ostertag-Haus in Berlin-Düppel bezogen. Nun wurde das dreistöckige Gebäude anlässlich des 150. Geburtstages des Namensgebers am 24. März feierlich eröffnet. Der Neubau bildet das Zentrum für Infektionsmedizin am Fachbereich Veterinärmedizin der Freien Universität.

„Es ist eine besondere Freude, ein solches Unikat zu eröffnen“, sagte Professor Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität. Denn die Einrichtung sei deutschlandweit das einzige tierärztliche Zentrum für Infektionsmedizin, das so viele Institute unter einem Dach vereine. Es handele sich um einen herausragenden Standort, an dem geforscht und gelehrt werde, aber auch tierärztliche Dienstleistungen erbracht würden (sehen Sie auch den Kurzfilm zur Eröffnung).

„Der Fachbereich ist einer der leistungsstärksten der Universität mit weit gespannten globalen Aktivitäten, aber auch regionalen und nationalen Kooperationspartnern“, sagte Alt. So konnte Professor Uwe Rösler, Vorstand des Zentrums für Infektionsmedizin, zur Eröffnung unter anderem die Präsidenten der Bundestierärztekammer und der Landestierärztekammern Berlin und Brandenburg begrüßen.

Das Zentrum, das von Architekt Professor Gunter Henn entworfen wurde, beherbergt die Institute für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, für Mikrobiologie und Tierseuchen, für Tier- und Umwelthygiene, für Immunologie und für Virologie. Vier der Institute waren zuvor in Berlin-Mitte untergebracht. Mit dem Bau des Gebäudes, das 3.500 Quadratmeter Nutzfläche bietet, wurde 2010 begonnen. Die Kosten betrugen rund 26,5 Millionen Euro.

Namenspatron ist der Arzt und Tierarzt Robert von Ostertag

Der Namenspatron des Hauses, der Arzt und Tierarzt Robert von Ostertag, wirkte von 1892 bis 1907 an der damaligen Tierärztlichen Hochschule Berlin; er begründete mit dem Hygienischen Institut die gemeinsame Vorgängereinrichtung der infektionsmedizinischen Institute des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität. Unter anderem entwickelte er die Grundlagen der gesetzlichen Fleischbeschau in Deutschland sowie ein Programm zur Bekämpfung der Rindertuberkulose.

bietet neben einem sogenannten S3-Labor für die Arbeit mit hochpathogenen Erregern und mehreren S2-Laboren auch eine vollklimatisierte Bioaerosol-Kammer.

Ingrid von Ostertag, Witwe des 2009 verstorbenen ältesten Enkels des Namenspatrons, vor dessen Portrait mit Professor Lothar Wieler, Dekan Professor Jürgen Zentek und Professor Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer (v.l.).

Ingrid von Ostertag, Witwe des 2009 verstorbenen ältesten Enkels des Namenspatrons, vor dessen Portrait mit Professor Lothar Wieler, Dekan Professor Jürgen Zentek und Professor Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer (v.l.).
Bildquelle: Jan Hambura

Neben einem sogenannten S3-Labor für die Arbeit mit hochpathogenen Erregern und mehreren S2-Laboren bietet das Haus auch eine vollklimatisierte Bioaerosol-Kammer.

Neben einem sogenannten S3-Labor für die Arbeit mit hochpathogenen Erregern und mehreren S2-Laboren bietet das Haus auch eine vollklimatisierte Bioaerosol-Kammer.
Bildquelle: Jan Hambura

In dem neuen Zentrum arbeiten derzeit 165 Mitarbeiter aus 17 Ländern und vier Kontinenten gemeinsam unter einem Dach zu aktuellen Forschungsfragen.

In dem neuen Zentrum arbeiten derzeit 165 Mitarbeiter aus 17 Ländern und vier Kontinenten gemeinsam unter einem Dach zu aktuellen Forschungsfragen.
Bildquelle: Michael Weigner

Ingrid von Ostertag, Witwe des 2009 verstorbenen ältesten Enkels des Namenspatrons, überreichte dem Dekan des Fachbereichs Veterinärmedizin, Professor Jürgen Zentek, zur Eröffnung das Original eines vielfach gedruckten Portraits von Robert von Ostertag für das Atrium des neuen Zentrums. Professor Lothar Wieler, Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen, überreichte sie ein ganz besonderes Präsent: Den neu bespannten Stockschirm Robert von Ostertags aus dem Jahr 1909. „So kann Robert von Ostertag zumindest einen kleinen Teil der Schirmherrschaft übernehmen“, begründete sie die Wahl ihres originellen Geschenkes – und erntete dafür viel Beifall.

Interdisziplinäre Forschungskapazitäten an einem Ort bündeln

Grundidee für das Gebäude sei es, die vorhandenen interdisziplinären Forschungskapazitäten an einem Ort zu bündeln und zu erweitern, sagte Dekan Zentek. Und Kanzler Peter Lange betonte, die Eröffnung des Hauses sei auch ein Zeichen für die gelungene Zusammenführung der veterinärmedizinischen Fakultäten der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin auf Grundlage des Fusionsgesetzes aus dem Jahr 1992.

Das Robert-von-Ostertag-Haus bietet neben einem sogenannten S3-Labor für die Arbeit mit hochpathogenen Erregern und mehreren S2-Laboren eine vollklimatisierte Bioaerosol-Kammer, mit deren Hilfe beispielsweise Studien zu gesundheitsschädlichen Keimen in der Stallluft durchgeführt werden können. Die zahlreichen Großgeräte teilen sich die Institute untereinander. Zudem gibt es zwei Kursräume, in denen jeweils 90 beziehungsweise 30 Studierende gleichzeitig experimentieren können; eingerichtet wurden zudem drei Seminarräume und viele Büros.

„165 Mitarbeiter aus 17 Ländern und vier Kontinenten arbeiten hier unter einem Dach zusammen“, erklärte Professor Lothar Wieler, von denen fast 60 Prozent durch Drittmittel finanziert würden. Und der Neubau ist fast schon wieder zu klein, eine Erweiterung deshalb bereits in Planung. Den „Schirmherrn“ Robert von Ostertag würde es freuen.