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Gebäude

Institut für Prähistorische Archäologie

Institut für Prähistorische Archäologie
Bildquelle: Michael Fahrig

Gleich nebenan die Königliche Gartenakademie, gegenüber der Botanische Garten – und hier die rote Backsteinvilla mit dem goldschimmernden Mosaik eines Segelschiffs im Giebel. Auf das Segelschiff legte der Bauherr, Hans Bohrdt (1857–1945), bei der Errichtung 1906/1907 großen Wert, schließlich war er Marinemaler. Bohrdt bewegte sich im engsten Umfeld des Kaisers, begleitete ihn auf Seereisen und gab ihm Malunterricht.

Die vorrangigen Motive des Malers waren Wolken, Wellen, Schiffe und Männer, die – meist in heroischer Pose – auf der Brücke standen, die Fahne reckten oder mit ihren Schiffen untergingen. Bohrdt hatte sich auf ein Feld spezialisiert, das er perfekt beherrschte. Da spielte es auch keine Rolle, dass er an der Kunstakademie nur die Grundlagen der Malerei erworben hatte. Offensichtlich war ihm die Ausbildung dort zu breit angelegt gewesen. Aber er wurde dennoch zum Professor ernannt, konzentrierte sich in seinem Werk detailfreudig auf die Wiedergabe von Meer und Himmel sowie der vielfältigen Konstruktion von Schiffen.

Die Wertschätzung des Kaisers war groß; er soll ihm die Villa in der Altensteinstraße finanziert haben. Nur in den Adelsstand erhob er ihn nicht. Hans Bohrdt dokumentierte auch das kaiserliche Flottenbauprogramm, mit dem zum Ende des 19. Jahrhunderts die Aufrüstung des Deutschen Reiches vorangetrieben wurde. Es trug zur Verbreitung seiner Arbeiten bei, dass er für die Kölner Schokoladenfabrik Stollwerk eines der populären Sammelalben mit bunten Bildchen von Schiffsansichten auflegte.

Im Ersten Weltkrieg beteiligte sich Bohrdt mit seiner Kunst an der Propagandaschlacht. Das Gemälde „Der letzte Mann“ (1915) – für ihn keines seiner besten – wurde massenweise als Postkarte vervielfältigt: Verloren winkt ein Matrose, in den Trümmern seines Bootes stehend, mit der Reichskriegsflagge. Das Motiv war gewissermaßen Vorbote für den Ausgang des Krieges. Nach der Abdankung des Kaisers schickte Bohrdt ihm in treuer Verbundenheit noch regelmäßig zum Jahreswechsel ein Aquarell ins niederländische Exil.

Die große Zeit der Marinemalerei war vorbei. Einmal sollte er noch an einer Flottenübung teilnehmen, auf dem Panzerschiff „Admiral Graf Spee“, das zur erneuten Kriegsvorbereitung – nun unter den Nationalsozialisten – 1934 vom Stapel lief. Kurz nach Kriegsbeginn, im Dezember 1939, versenkte die Mannschaft der „Admiral Graf Spee“ das Schiff selbst, um es nicht dem Gegner in die Hände fallen zu lassen. Hans Bohrdt hatte zu diesem Zeitpunkt, vermutlich aus finanziellen Gründen, bereits seine Villa in der Altensteinstraße aufgegeben und war 1937 in die Schützallee gezogen. Sein neues Wohnhaus wurde ausgebombt. Bohrdt starb 1945 im Alter von 88 Jahren in einem Zehlendorfer Altenheim.

Der neue Eigentümer, der die Villa in der Altensteinstraße 1937 erwarb, war Franz Strahl, ein Kaffeehausbesitzer. Er behielt das Gebäude, das einige Kriegsschäden erlitten hatte, auch über das Kriegsende 1945 hinaus. 1947 stellte Strahl den Antrag auf Wiederaufbau und Umbau zum „Hotel Welsing“, nach dem Mädchennamen seiner Ehefrau Maria. Vier Ein-Bett-Zimmer und sechs Zwei-Bett- Zimmer standen den Gästen zur Verfügung.

Das Ehepaar Strahl zog in die ehemalige Hausmeisterwohnung im Keller. Das Hotel entwickelte sich zu einer Art Pension in Universitätsnähe, die für jene ausländische Forscher, die sich nichts Gehobenes leisten konnten, erschwinglich war. 1965, Franz Strahl war inzwischen verstorben, vermietete seine Witwe das gesamte Gebäude an die Freie Universität Berlin. Nachdem es für den Universitätsbetrieb umgebaut worden war, zog der Arbeitsbereich Kartographie ein.

Die ständige Krise um Berlin während des Kalten Krieges veranlasste viele Menschen, die Stadt zu verlassen. Auch Maria Strahl zog für einige Zeit in die Bundesrepublik. 1976 lebte sie wieder in Berlin. Nach ihrem Tod verkaufte die Erbengemeinschaft die Villa an das Land Berlin. Das Haus wurde zur Bewirtschaftung und Nutzung der Freien Universität Berlin überlassen. Über lange Zeit war hier ein Teil des Kunsthistorischen Instituts ansässig, das sich mit den kleinen Fremdenzimmern, die teilweise nur über acht Quadratmeter Fläche verfügten, arrangieren musste. Erst nach erneuter, diesmal längerer Umbauphase zog hier 1987 das Seminar für Ur- und Frühgeschichte ein.