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AUFBAU UND METHODIK
Das Programm ist modular aufgebaut. Jedes der 4 Module umfasst 2 oder 3 Seminartage. Die Module sollten als Gesamtpaket gebucht werden. Der Besuch einzelner Module ist möglich, sofern ausreichend Plätze vorhanden sind.


Die Module vermitteln kompakt und anschaulich Wissen zu:
- Zielen und Methoden der Provenienzforschung
- Recherchestrategien, Archivrecherche und der Nutzung von Online-Datenbanken
- Provenienzforschung zu NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut
- NS-Kunstpolitik und Entwicklung des Kunstmarkts in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts
- institutionsgeschichtlichen Aspekten der Provenienzforschung
- Entziehungskontexten in der SBZ /DDR
- rechtlichen Aspekten und »fairen und gerechten« Lösungen
- Fördermöglichkeiten für Forschungsprojekte
- der Präsentation von Provenienzforschung
- Provenienzforschung zu Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

Durch die Leitidee des exemplarischen Lernens und die Verwendung vielfältiger Methoden (Einzel- und Gruppenarbeit, Vorträge, Übungen mit praktischem Ausprobieren, Diskussionen) wird der Lernprozess handlungs-, kompetenz- und erfahrungsorientiert gestaltet. Mit der Integration von E-Learning-Elementen können Lernbedarfe der Teilnehmer*innen individuell berücksichtigt werden.

Zielgruppe

  • Sammlungsleiter*innen, Kurator*innen, Museolog*innen, Volontär*innen aus allen Museumssparten (wie Kunst-, Naturkunde-, Technik-, Regional- und Universitätsmuseen)
  • Beschäftigte im Kunsthandel
  • freiberufliche Provenienzforscher*innen
  • Beschäftigte von Museumsverbänden
  • Mitarbeiter*innen von Firmensammlungen sowie von privaten und öffentlichen Sammlungen

LERNZIEL DES ZERTIFIKATSLEHRGANGS

Die Absolvent*innen verfügen über systematische Kenntnisse der wichtigsten Ziele, Methoden und Quellen der Provenienzforschung zur Identifizierung unrechtmäßig, insbesondere NS-verfolgungsbedingt, entzogener Kulturgüter und analysieren Neuerwerbungen und Sammlungsobjekte unter Berücksichtigung kultur-/kunsthistorischer, institutionenhistorischer, juristischer und moralisch-ethischer Aspekte. Sie erläutern anhand erster Rechercheergebnisse (Provenienzmerkmale), warum Objekte einer tiefergehenden Provenienzanalyse zu unterziehen sind. Dabei soll praxisnah dreistufig vorgegangen werden:
- Analyse exemplarischer Objekte verschiedener Gattungen (z. B. Malerei, Skulptur, Porzellan, Bücher)
- Prüfen der hausinternen Dokumentationslage (z. B. Inventarbücher, Ankauflisten, Protokolle)
- Heranziehung externer Dokumente (z. B. aus Archiven, Privatnachlässen, Entschädigungsakten und Datenbanken, z. B. Lost Art)

Auf dieser Grundlage führen die Teilnehmer*innen selbstständig weiterführende Recherchen durch, die es ihnen erlauben (ggfs. unter Hinzuziehung weiterer Expert*innen), eine qualifizierte Bewertung einzelner Objekte vorzunehmen. Zudem sind sie in der Lage, die Ergebnisse der Provenienzrecherche adäquat der Öffentlichkeit zu vermitteln.

TEILNAHMEVORAUSSETZUNGEN
Sie sollten über ein abgeschlossenes wissenschaftliches Hochschulstudium der Kunstgeschichte, Geschichte, (Europäischer) Ethnologie, Museologie oder vergleichbare Qualifikationen verfügen. Außerdem besitzen Sie eine mindestens einjährige Berufserfahrung in der Museumsarbeit bzw. in den oben genannten Tätigkeitsfeldern, die in Ihrem einzureichenden Motivationsschreiben nachzuweisen ist. Es werden nur Bewerber*innen berücksichtigt, die das 67. Lebensjahr (Renteneintrittsalter) noch nicht vollendet haben, da es sich um ein berufsbegleitendes Weiterbildungsprogramm handelt.

UMFANG DER FORTBILDUNG
Neben den Präsenzphasen ist ein Selbststudium mit vor- und nachbereitender Lektüre erforderlich

Programmflyer 2025-26

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Modul I

Teilnehmende können nach Abschluss des Moduls:

  • einen geschichtlichen Überblick der Provenienzforschung wiedergeben und deren Ziele und Methoden erklären
  • grundlegende Begriffe in Bezug auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut erklären und voneinander unterscheiden
  • rechtliche und organisatorische Aspekte einer Archivrecherche sowie einer Antragsstellung im Archiv wiedergeben
  • Schritte einer Archivrecherche eigenständig durchführen
  • einen möglicherweise nicht rechtmäßigen bzw. moralisch nicht vertretbaren Kulturgutbesitz innerhalb eines Museums
    nach Fallgruppen (z. B. »Raubkunst«, Kolonialzeit, SBZ / DDR) und den zugrundeliegenden rechtlichen Aspekten bzw. internationalen Vereinbarungen erläutern

Termin, 17.09.2025 - 19.09.2025 - 09:00 - 16:00 Uhr

Modul II

Teilnehmende können nach Abschluss des Moduls:

  • die Rolle des Kunsthandels bei der Verwertung von NS-Raubkunst kritisch beurteilen
  • Grundzüge nationalsozialistischer Kunstpolitik herausstellen
  • Schritte und Strategien einer institutionsspezifischen Provenienzrecherche zueinander in Beziehung setzen
  • den Zusammenhang zwischen der Verfolgung jüdischer Sammler*innen und dem Raub ihrer Kunstwerke herstellen
  • Provenienzfälle nach verschiedenen Gesichtspunkten analysieren und dabei verschiedene Handlungsansätze anwenden
  • die aktuellen Grundlagen für die Prüfung eines verfolgungsbedingten Entzugs wiedergeben

Termin, 23.10.2025 - 10:00 - 17:00 Uhr & 24.10.2025 - 09:00 - 16:00 Uhr

Modul III

Teilnehmende können nach Abschluss des Moduls:

  • Entziehungskontexte bzgl. der NS-Zeit und der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)/DDR erläutern und diese bei der Provenienzforschung berücksichtigen
  • in Online-Datenbanken und -Sammlungen recherchieren und diese kritisch vergleichen
  • die spezifischen Bedingungen und Probleme von Provenienzrecherchen in graphischen Sammlungen und von Sammlungsvermischungen und Kontextüberschneidungen benennen
  • die Grundzüge des Förderprogramms des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste (DZK) wiedergeben sowie einschätzen, ob und in welchem Umfang geplante Projekte förderfähig sind uns was bei der Beantragung zu beachten ist.

Termin, 27.11.2025 - 10:00 - 17:00 Uhr & 28.11.2025 - 09:00 - 16:00 Uhr

Modul IV

Teilnehmende können nach Abschluss des Moduls:

  • unterschiedliche Herangehensweisen zur Ausstellungsarbeit in Bezug auf die Ergebnisse der Provenienzforschung wiedergeben
  • Entziehungskontexte bzgl. Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten erläutern und berücksichtigen
  • die spezifischen Bedingungen und Probleme von Provenienzrecherchen in kolonialen Kontexten, insbesondere bei menschlichen Überresten, benennen

Termin, 15.01.2026 - 10:00 - 17:00 Uhr & 16.01.2026 - 09:00 - 16:00 Uhr