Gelehrte Männer und Gastfreundschaft in einer frühneuzeitlichen Gesellschaft - Hat das etwas mit Geschlechtergeschichte zu tun?
Prof. Dr. Gabriele Jancke
Für frühneuzeitliche Gesellschaften ist Gastfreundschaft ein vielfältiges und wichtiges Thema, das alle Teile der Bevölkerung betreffen konnte: Adlige, Gelehrte, Geistliche, Kaufleute, Handwerker, städtische und ländliche Bevölkerung, Reiche und Arme, Reisende und Ansässige, Frauen und Männer. Gastlichkeit fand in Haushalten statt. Dort wurden die gastlichen Ressourcen zugänglich gemacht – oder auch nicht. Im Mittelpunkt des Vortrags steht eine dieser sozialen Gruppen: die Gelehrten. In der Frühen Neuzeit waren die Gelehrten überwiegend Männer, und von ihnen stammen auch besonders viele und aussagekräftige Quellen zum Thema Gastfreundschaft. Schaut man auf gastliche Haushalte, so kommen unweigerlich auch Frauen als Akteurinnen in den Blick – oder? Der Vortrag geht von dieser Vermutung aus und fragt, ob und wie die gelehrten Männer mit ihren gastlichen Aktivitäten und ihren Schriften zu Gastlichkeit mit Geschlechtergeschichte zu tun haben.
Was lässt sich sagen über frühneuzeitliche Gastfreundschaft aus geschlechtergeschichtlicher Sicht? Welche Räume zeigen sich? Wie sind Mikro- und Makroebene verknüpft? Welche Rolle spielen Haushalte darin? Und wie werden von hier aus Geschlechterverhältnisse organisiert? Was also lässt sich geschlechtergeschichtlich zur frühneuzeitlichen Gesellschaft sagen, wenn sie von der Gastfreundschaft her beleuchtet wird?