Ethnische Vielfalt und die historische Herstellung nationaler Minderheiten (Lateinamerika/Philippinen)
Dr. Lasse Hölck
Der Vortrag beschreibt und analysiert die Marginalisierung indigener Völker im Zuge der Kolonialisierung und Nationalstaatsbildung im Spanischen Weltreich und seinen Nachfolgestaaten (1600-1900). Anhand konkreter Beispiele werden Bevölkerungsgruppen vorgestellt, deren soziale Organisationsformen nicht dem westeuropäischen Modell entsprechen und denen aus diesem Grund die Fähigkeit zur Selbstregierung abgesprochen wurden und werden. Das politische Spektrum reicht dabei von egalitären Wildbeutergruppen über „heterarchische“ Ackerbauern bis hin zu segmentären Staaten. Die vorgestellten Fallstudien aus Mexiko, Chile und den Philippinen beziehen sich auf Konflikte, die mit dem Widerstand gegen kolonialstaatliche Vereinnahmung begannen und bis in die Gegenwart von Autonomiebestrebungen der betroffenen Gruppen und Repressalien seitens der sie umgebenden Nationalstaaten geprägt sind. Im Mittelpunkt stehen die (ethno-) historischen Argumentationen, mit denen Selbstbestimmungsrechte geltend gemacht oder zurückgewiesen werden.