Eine Ringvorlesung des Instituts für Islamwissenschaft, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Freie Universität Berlin

Der politische Übergang in Syrien nach dem Fall des Assad-Regimes

• Dr. Emad Alali
  Institut für Islamwissenschaft, Freie Universität Berlin

Seit dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 herrscht in Syrien eine Lage der Ungewissheit. Fragen nach der politischen Transformation, der Staatsform und dem politischen Konsens sind weiterhin offen und ihre Beantwortung kaum vorhersehbar. Die Rechtfertigung der Macht durch die Revolution, die islamistische Prägung der neuen Führung sowie die offenkundige gesellschaftliche Spaltung sind dabei einige der Aspekte, die die Richtung der politischen Transformation beeinflussen.

In diesem Vortrag werden die Hintergründe der Revolution, die Rahmenbedingungen des politischen Übergangs sowie mögliche künftige Zukunftsperspektiven erörtert. Trotz der starken Präsenz von Diskussionen über Demokratisierung, Säkularismus, Staatsbürgerschaft usw. wird in diesem Vortrag die These aufgestellt, dass es sich nicht um einen bloßen strukturellen Übergang von einem System zu einem anderen handelt, sondern um einen Neuanfang, der die Staatsbildung sowie die Neugestaltung des Verhältnisses zwischen Herrschenden und Beherrschten umfasst. Dafür spricht die Annahme, dass der Sturz des Assad-Regimes nicht zwangsläufig die Schaffung einer politischen Lösung bedeutet, sondern lediglich die Möglichkeit eröffnet, Lösungsansätze für die Krise zu entwickeln. Im Rahmen der öffentlichen Diskussionen darüber wird aber auch eine neue politische Kultur herausgebildet, die einen neuen Sinn der Politik vermitteln kann. Im Rahmen dieses Vortrags werden deshalb auch unterschiedliche Perspektiven und politische Standpunkte abgebildet.