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Vortrag | Protest, Affekt und Emotion in Ägypten

03.11.2025 | 16:15 - 17:45

Eine Ringvorlesung des Instituts für Islamwissenschaft, Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften, Freie Universität Berlin


Protest, Affekt und Emotion in Ägypten

  • Prof. Dr. Cilja Harders
    Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, Freie Universität Berlin

Vor knapp fünfzehn Jahren gingen die Bilder vom besetzten Kairoer Tahrir-Platz um die Welt und erfüllten Menschen unterschiedlichster Herkunft mit der Hoffnung, dass friedlicher Wandel auch unter repressivsten Bedingungen möglich ist. Es folgte die zweite Welle der arabischen Massenproteste 2018/19 im Sudan, in Algerien, im Libanon und im Irak. Die pro-testierenden Massen im Herzen der ägyptischen Hauptstadt und auf vielen anderen Plätzen im Maghreb, Mashreq und Golf wurden zum Symbol für einen weltweit zu führenden Kampf um »Brot, Freiheit und Würde«, wie es ein zentraler Protestslogan von damals formulierte. Im Lichte einer massiven Re-Autokratisierung in Ägypten und Tunesien, von Krieg und Gewalt Libyen, fragiler Stabilität in Syrien und der katastrophalen Situation im Gaza-Streifen ist von der damaligen Euphorie heute nur noch wenig geblieben. Kritische Beobachter:innen, eine eher elitenorientierte Politikwissenschaft und auch viele ehemalige Revolutionär:innen sind daher der Ansicht, die »Revolution« sei gescheitert. Ich vertrete unter Rückgriff auf zum Teil gemeinsam mit Bilgin Ayata entwickelten Ansätzen allerdings die These, dass die Bilanz mehr als eine Dekade nach dem Beginn des sogenannten arabischen Frühlings mehr als gemischt ist. Dabei nutze ich einen doppelten Perspektivwechsel: Zum einen lohnt sich ein Blick auf »Politik von unten«, um zu verstehen, welche konkreten Effekte die „revolutionäre Situation“ von 2011 auf politische Teilhabe in Ägypten hatte. Zugleich sollten wir, insbesondere um die weniger sichtbaren Folgen von Protesten untersuchen zu können, Affekt und Emotion als oft unterschätzte, aber zentrale Dimensionen von Transformationsprozessen in die Analyse einbeziehen.

Zeit & Ort

03.11.2025 | 16:15 - 17:45

Freie Universität Berlin,
Hörsaal 1a,
Habelschwerdter Allee 45,
14195 Berlin