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Erst „Proband“ – und dann?

Vom Ende eines Tierversuchs. Was passiert tatsächlich mit den tierischen Probanden nach dem Versuch?

Im Rahmen des Rehoming-Programms werden vor allem Hunde und Katze als Haustiere weitergegeben.

Im Rahmen des Rehoming-Programms werden vor allem Hunde und Katze als Haustiere weitergegeben.
Bildquelle: Michael Fahrig

Im Sinne der 3R ist die Tötung von Versuchstieren wo immer möglich zu vermeiden. Die Tiere müssen ihr Leben nämlich nicht lassen. „Wenn von ihnen keine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht, kommen sie in unser Rehoming-Programm“, sagt die Tierschutzbeauftragte der Freien Universität Berlin, Professorin Christa Thöne-Reineke.

Davon profitieren besonders Hunde und Katzen, die nicht als Modell für den Menschen dienen, sondern für ihre eigene Tierart. Tiere zum Beispiel, an denen Veterinärmedizinerinnen und -mediziner die Wirksamkeit neuer Arzneimitteln gegen Infektionen mit Parasiten testen, an denen Hunde und Katzen oft leiden. Die Freie Universität Berlin arbeitet hier eng mit einer Tierschutzorganisation zusammen, die diese Tiere dann als Haustiere in Privathände weitergibt.

Landwirtschaftliche Nutztiere dienen zur Gewinnung von Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milch oder Eier

Landwirtschaftliche Nutztiere dienen zur Gewinnung von Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milch oder Eier
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Landwirtschaftliche Nutztiere aus der Forschung, die keine toxischen Stoffe oder Infektionserreger in sich tragen, dürfen nach der EU-Richtlinie 2010/63/EU wieder zurück in die Lebensmittelkette. „Wenn Tiere nur an Fütterungsversuchen teilgenommen haben, spricht nichts dagegen, ein völlig gesundes Schwein, Rind oder Huhn später noch als Lebensmittel zu nutzen“, sagt Christa Thöne-Reineke.

Überzählige Mäuse oder Küken aus der Versuchstierzucht verlieren auch nicht mehr sinnlos ihr Leben und werden einfach entsorgt. Wenn gesichert ist, dass sie für kein anderes Projekt einsetzbar sind, werden sie ordnungsgemäß getötet, tiefgefroren und als Futter an Zoos oder Greifvogelstationen abgegeben.

Wo die Tötung für wissenschaftliche Zwecke unvermeidbar ist – etwa weil bestimmte Organe oder Gewebe analysiert werden müssen – muss die Zahl der getöteten Tiere gemäß dem Tierschutzgesetz so gering wie möglich gehalten werden.

Um diese Vorgabe noch besser umzusetzen, wird an der Freien Universität Berlin gerade eine Datenbank aller Tierversuchs-Projekte aufgebaut. Das Ziel: Durch Koordinierung von Versuchen sollen Synergien genutzt werden. Denn während eine Forschergruppe beispielsweise nur am Gehirn einer Maus interessiert ist, benötigen andere vielleicht deren Nieren oder Leber. Das einzelne Tier, was ohnehin leider sterben muss, wird so zum Multiorganspender und trägt dazu bei, mehrere wissenschaftliche Fragen zugleich zu beantworten. Damit lässt sich nicht nur die absolute Versuchstierzahl reduzieren: Es entstanden dadurch bereits spannende neue Forschungskooperationen innerhalb der Universität – inklusive gemeinsamer Publikationen.