Springe direkt zu Inhalt

Drama Lab – Das neue Lehr-Lern-Labor-Seminar in der Didaktik des Englischen

Gesprächssituation

Gesprächssituation
Bildquelle: Annekatrin Lietz

In einer stetig komplexer werdenden Welt steht der Fremdsprachenunterricht vor immer neuen Herausforderungen. Daher soll das Drama Lab die Studierenden darauf vorbereiten, interkulturelles Lernen von Englischlernenden in ihrem Unterricht mit Lehrmethoden, die auf die Aktivierung von Körper, Herz wie auch Hirn setzen, zu ermöglichen. Letzteres Ziel soll im Drama Lab insbesondere über so genannte dramapädagogische Ansätze realisiert werden

Das Drama Lab entspricht dem Konzept des Lehr-Lern-Labor-Seminars (LLLS) wie es in der naturwissenschaftlichen Lehrer*innenbildung seit Jahrzehnten zum Einsatz kommt, um für Lehramtsstudierende verstärkt Bezüge zwischen Theorie und Praxis herstellen zu können. Seit 2015 findet sich das LLLS-Konzept auch vermehrt in anderen Fächern, insbesondere in den Didaktiken der Geschichte, des Sachunterrichts, der Physik und der Mathematik, wieder. Es werden insbesondere im Zuge des Drittmittelprojekts „K2teach-Know how to teach“ Anstrengungen angestellt, diese Form des Praxiserfahrung irgendwann Lehramtsstudierenden aller Fächer anzubieten.

Handlungsoptionen

Handlungsoptionen
Bildquelle: Annekatrin Lietz

Das Drama Lab setzt wie alle LLLS an der Freien Universität (FU) Berlin auf eine Praxiserfahrung unter reduzierten Anforderungen. Warum? Unterrichten ist ein komplexes Unterfangen und kann vor allem bei Lehranfänger*innen schnell zu Überforderungen führen. Daher begegnen die Englischlehramtsstudierenden im Drama Lab zunächst diversen fremdsprachendidaktischen Theorien. Im Drama Lab sind es Theorien der Dramapädagogik, zum interkulturellen Lernen und der Literaturdidaktik. Nach intensiver Auseinandersetzung mit diesen Theoriegrundlagen erhalten Lab-Teilnehmende die Gelegenheit, eigene Unterrichtsminiaturen zu planen und mit Berliner Schüler*innen, die die FU Berlin zweimalig besuchen, auszuprobieren und ihre Miniaturen durch Wiederholung zu verbessern. Eine Reflexionssitzung im Anschluss an die Schüler*innenbesuche soll die Studierenden dazu ermutigen, ihr eigenes Handeln zu überdenken und ggf. für den zweiten Schüler*innenbesuch zu optimieren. Hier werden nämlich die Unterrichtserfahrungen der Studierenden vor dem Hintergrund der Theorien zu interkulturellem, dramenpädagogischem und literarischen Lernen systematisch nachbearbeitet. Ein zweiter Schüler*innenbesuch ermöglicht den Studierenden dann, das Reflektierte in die Tat umzusetzen. Das Drama Lab ist damit ein Raum, in dem Studierende erste vorsichtige, von Dozierenden angeleitete Lehrerfahrungen sammeln können. Gleichzeitig erhalten die angehenden Lehrenden die Möglichkeit, der englischen Sprache so zu begegnen wie es auch ihre zukünftigen Lernenden sollten: mit dem ganzen Körper und mit Herz und Hirn.

Über dramapädagogische Methoden (z.B. Mikromethoden wie Standbilder, Pantomime, Rollenspiele usw.) kann ein solches mehrkanaliges Lernen, also ein Lernen, das auf möglichst viele der menschlichen Sinne setzt, stattfinden. Man erhofft sich in der empirischen Forschung vom mehrkanaligen Lernen höhere Lernerträge (z.B. in Bezug auf die Behaltensleistung, die Motivation, Persönlichkeitsentwicklung u.v.m.).

Studierende beobachtet Schüler*innen im Gespräch

Studierende beobachtet Schüler*innen im Gespräch
Bildquelle: Annekatrin Lietz

Gleichzeitig kann Dramapädagogik womöglich besonders gut interkulturelle Lernprozesse anregen. Interkulturell kompetent verhält sich ein Studierender oder ein*e Schüler*in genau dann, wenn in kulturell aufgeladenen Kommunikationssituationen, eine Haltung der Gesprächspartner*innen zu Tage tritt, die auch unbekannte und mglw. den eigenen Vorstellungen widersprechende Sichtweisen zur Kenntnis genommen, verarbeitet und ggf. sogar in das eigene Weltbild integriert werden. Über Rollenspiele können Studierende und Schüler*innen nun die Erfahrung sammeln, in verschiedene Sprecherrollen zu schlüpfen, um dann aus diesen Rollen heraus spontan sprachlich auf die Gesprächspartner*in zu reagieren. Vorstellbar wäre hier ein Szenario, in dem ein*e Muttersprachler*in auf eine*n Nichtmuttersprachler*in trifft und sich urplötzlich ein (kulturelles und/oder kommunikatives) Missverständnis anbahnt, auf das die Studierenden oder Lernenden dann zugleich interkulturell und sprachlich kompetent (oder auch inkompetent) reagieren sollen. Die schauspielähnliche Simulation eines solchen Szenarios im Drama Lab soll nun eine mögliche Methode zur Visualisierung und Selbsterfahrung interkultureller Konfliktsituationen im Fremdsprachenunterricht bieten. Das Erleben von Sprache mit dem ganzen Körper kann daneben vermutlich aber auch Hemmungen der Englischlehramtsstudierenden wie auch -lernenden gegenüber der Fremdsprache reduzieren und gleichzeitig die Lernfreude erhöhen, da körperlicher Ausdruck durch Mimik, Gestik und Sprache, die Interaktion mit anderen sowie Bewertungsfreiheit deutlich im Vordergrund stehen, allesamt Aspekte, die durchaus zu einer motivierenden und damit lernförderlichen Sprechlernumgebung beitragen können.

Unterricht erleben im Drama Lab

Unterricht erleben im Drama Lab
Bildquelle: Annekatrin Lietz

Im Drama Lab setzen sich die Studierenden daher mit vielfältigen unterrichtlichen Möglichkeiten zur Einbettung von Dramenpädagogik für den Englischerwerb auseinander. Zu gleich bietet den Studierenden das Drama Lab die Möglichkeit, den besonderen Wert und Nutzen dramapädagogischen Fremdsprachenunterrichts für ihren zukünftigen Alltag als Englischlehrende nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei echten Lernenden zu erleben.

Die Annäherung an dramapädagogische Theorien und deren Umsetzung in Planung und Praxisminiaturen ist bei allen Lehr-Lern-Labor-Seminaren (LLLS) an der FU Berlin vergleichbar. Einziger Unterschied besteht darin, dass im Drama Lab andere Theorien von den Studierenden erschlossen und zur Planung und Reflexion diverser Lernsituationen wie kurzer Sketche oder Improvisationen herangezogen werden als in anderen fachlichen LLLS (z.B. Alterität und Historizität im queerhistorylab.). Im Sommersemester 2020 wird das Drama Lab Studierenden erstmalig nun auch als virtuelle Lehr-Lern-Gelegenheit angeboten.

Das Drama Lab ist in der zweiten Förderphase von K2teach (2019-2022) als LLLS-Variante der Englischdidaktik aus dem so genannten Teaching Lab der ersten Förderphase von K2teach (2015-2018) hervorgegangen. Das Teaching Lab zeigte sich nach systematischer Untersuchung sehr wirksam hinsichtlich der Förderung reflexiver Fähigkeiten der daran teilnehmenden Englischlehramtsstudierenden (vgl. Klempin, 2019). Inwieweit das Drama Lab positiv auf die Haltungen von Lehramtsstudierenden bezüglich dramapädagogischer Methodik einwirkt, untersucht eine aktuelle Studie (vgl. Klempin, 2020). Im Beitrag finden sich Abbildungen studentischer Teilnehmender des Drama Labs im Wintersemester 2019/20 sowie von Schüler*innen einer zehnten Klasse eines Berliner Gymnasiums.

 

 

Das Drama Lab wurde entwickelt von Christiane Klempin.  Das Drama Lab im Vorlesungsverzeichnis: https://www.fu-berlin.de/vv/de/lv/587756?query=klempin&sm=528624

Christiane Klempin steht Ihnen bei Fragen und Interesse zur Teilnahme mit einer Schulklasse am Teaching Lab (Schwerpunkt: kommunikativer Englischunterricht), Drama Lab (Schwerpunkte: interkulturelles und dramapädagogisches Lernen) und Virtual Lab (Schwerpunkte: digitales multimodales Fremdsprachenlernen) jederzeit zur Verfügung:  c.klempin@fu-berlin.de

Hier finden Sie die Handreichung zur Lehr-Lerngelegenheit.