LING_7: Die Sprachen der spanischen Juden im Mittelalter und das Judenspanische in der Welt
Sektionsleitung: Laura Minervini (Università degli Studi di Napoli Federico II), Frank Savelsberg (Georg-August-Universität Göttingen)
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Für die sephardische Judenheit in aller Welt besitzt neben der sprichwörtlichen Erinnerungskultur an eine ferne Vergangenheit auf der Iberischen Halbinsel und den Besonderheiten im Ritus die spanische Sprache geradezu emblematischen Charakter. Dies mag seinen Ursprung darin haben, dass sowohl in Al-Andalus als auch in den christlichen Territorien die spanischen Juden sich gegenüber ihren Glaubensgenossen in weiten Teilen des mittelalterlichen Europas in einer privilegierten Situation befanden, die neben dem Hebräischen auch der Pflege der Volkssprachen bereits zu früher Blüte verhalf. Trotz der teilweisen Einbindung in nationale Projekte des Sprachausbaus wie bei der sogenannten Übersetzerschule von Toledo unter Alfons dem Weisen mögen hierbei die Koordinaten jedoch andere sein bedingt durch Grenzen überspannende familiäre Netzwerke und kommerzielle wie intellektuelle Reisetätigkeit. Der erste Themenbereich der hier skizzierten Sektion will sich den sprachlichen Konstellationen dieser frühen Epoche annehmen und Fragen der jüdischen Mehrsprachigkeit und des Sprachkontakts sowie iberoromanische Elemente in jüdischen Quellen untersuchen.
Ein zweiter Themenkomplex kreist um das Judenspanische als eine nach der Vertreibung aus den Königreichen Kastilien, Aragonien und wenig später auch Portugal sich isoliert von der iberoromanischen christlichen Umgebung entwickelnde eigenständige Varietät. Hierbei sollen Fragen im Vordergrund stehen, die sich mit der mehr oder weniger einheitlichen Koineisierung über größere räumliche Distanzen seit dem 16. Jahrhundert beschäftigen, mit Einflüssen von Sprachen, mit denen das Iberoromanische bislang nicht in Kontakt stand, mit sprachpflegerischen und spracherhaltenden Bemühungen sowie mit der sprachlichen Struktur in Synchronie und Wandel bis zur heutigen prekären Situation einer bedrohten Sprache.
Kontakt: laura.minervini@unina.it , frank.savelsberg@phil.uni-goettingen.de