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LING_3: Grammatische Phänomene des Spanischen als Herkunftssprache

Sektionsleitung: Natascha Pomino (Universität Wuppertal), Katrin Schmitz (Universität Wuppertal)

Link zum Sektionsprogramm (PDF)

Herkunftssprecher (HS; heritage speakers) sind typischerweise die Kinder von Immigranten, die im Ankunftsland geboren werden oder in früher Kindheit dort ankommen (= 2. oder 3. Generation). Sie werden somit früh bilingual, indem sie der Herkunftssprache (HL; heritage language) (also der Sprache, die zu Hause von der 1. Generation gesprochen wird und die nicht mit der Sprache, der Umgebung identisch ist) und der Mehrheitssprache (der Sprache der Umgebung) entweder ab Geburt (simultan bilingual) oder zumindest in früher Kindheit (sukzessiv bilingual) ausgesetzt werden. Bezüglich HL wird oftmals angenommen, dass sie in der ersten Generation Sprachverlust erleiden (cf. loss / attrition), was in der zweiten Generation schließlich zu unvollständigem Spracherwerb führt. Eine andere Auffassung besagt hingegen, dass sehr wohl vollständiger Erwerb erfolgt, wobei es sich jedoch um den Erwerb einer Varietät handelt, die einer Sprachkontaktsituation unterliegt. Nach mehreren Jahrzehnten der intensiven Beschäftigung mit dem Spanischen als HL (v.a. in den USA) und der anhaltenden Diskussion über die Vollständigkeit des Erwerbs halten wir den Moment für gekommen, eine bereits 2011 von Acrisio Pires vorgeschlagene Perspektive einzunehmen: die Untersuchung von HL als eigenständige Sprachsysteme.

Die Leitbegriffe KonstellationenNetze und Transformationen des XXII. Deutschen Hispanistentags lassen sich in vielerlei Hinsicht dem Schwerpunkt dieser Sektion zuordnen und auf interessante Fragen beziehen: Welche Konstellationen liegen bei HL vor und wie wirkt sich die jeweilige Sprachkonstellation (z.B. Spanisch/Deutsch, Spanisch/Englisch) auf ein und dieselbe Sprache (z.B. Spanisch) aus? Welche Veränderungen (also Transformationen) im Sprachsystem lassen sich durch die jeweils spezielle Sprachkontaktkonstellation belegen und wie sind sie zu analysieren? Wie wird innerhalb der Gemeinschaft (also innerhalb eines sozialen Netzes) von HS sprachlich agiert? Haben sie einen eigenen Code oder reden sie auch außerhalb dieser Gemeinschaft gleich? In diesem Sinne möchten wir eine Sektion gestalten, in der grammatische Phänomene aus dem Bereich Syntax, Morphologie und Phonologie des Spanischen als HL beschrieben und analysiert werden. Dabei möchte die Sektion unterschiedliche Herangehensweisen ermöglichen:

  • Beschreibung und formale Analyse unterschiedlicher grammatischer Phänomene der HL Spanisch in einer bestimmten Sprachkombination (sofern möglich in denselben Sprechern oder in verschiedenen Altersgruppen).
  • Vergleich ausgewählter Phänomene des Herkunftsspanischen mit anderen romanischen HL (z.B. mit den HL Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch).
  • Vergleich ausgewählter Phänomene des Herkunftsspanischen im Kontakt mit unterschiedlichen Mehrheitssprachen (z.B. neben dem vielbeforschten Sprachpaar Englisch/Spanisch auch Deutsch/Spanisch und andere).


Die vorgenannten Herangehensweisen könnten die Herkunftssprachforschung um wichtige neue Erkenntnisse hinsichtlich besonderer Eigenschaften des Sprachsystems spanischer (und anderer romanischer) HL und ihrer Entwicklung und Beibehaltung in unterschiedlichen Konstellationen bereichern. Auch würde eine solche Betrachtung erlauben, bereits erfolgte oder derzeit ablaufende Sprachwandelprozesse in spanischen Varietäten neu einzuordnen. In diesem Sinne heißen wir insbesondere Vorträge zum Spanischen oder anderen romanischen Herkunftssprachen willkommen, die eine der o.g. Herangehensweisen einnehmen bzw. unterstützen. Vortragssprachen werden sein: Deutsch, Spanisch oder Englisch. 

Kontakt: pomino@uni-wuppertal.de , kschmitz@uni-wuppertal.de