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Deconstructing Gender? Ovid und die Frauen

Öffentliche Vorlesungsreihe im Sommersemester an der Freien Universität Berlin / Erster Termin: 20. April 2017

Nr. 080/2017 vom 13.04.2017

„Ovid und die Frauen“ ist Thema einer Reihe von Universitätsvorlesungen, die im Sommersemester an der Freien Universität stattfindet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland widmen sich in öffentlichen Vorträgen einem bisher wenig diskutierten Feld der Ovidischen Dichtung: den Rollenbildern und -klischees, die insbesondere um die im Werk verhandelten weiblichen Gestalten kreisen. Aufgegriffen werden auch die aktuellen bildungspolitischen Debatten aus dem englischsprachigen Raum um das Verbot gewaltpräsentierender Verwandlungssagen und Ovids mangelnde politische Korrektheit. Die Veranstaltungen sind Teil des Offenen Hörsaals der Freien Universität und finden vom 20. April bis 20. Juli 2017 donnerstags von 16.15 Uhr bis 17.45 Uhr statt. Alle Vorträge sind öffentlich, der Eintritt ist frei.

Die Rednerinnen und Redner der Ringvorlesung loten in ihren Beiträgen die vielfältigen und facettenreichen Perspektiven auf Frauenfiguren und die Transformationen von Grenzen (nicht nur, aber vor allem generischer) in interdisziplinärer Betrachtung aus. Ein weiterer Fokus liegt auf der Rezeption: Wie hat Ovids „Gender-(De)Konstruktion“ prominente Frauen-Figuren geprägt und ihre Rezeption – bis heute – gesteuert? „In dieser Beziehung spielen die Adaptionen der überkommenen mythischen Stoffe, wie Ovid sie in seinem wohl berühmtesten Werk, den Metamorphosen, präsentiert, eine zentrale Rolle“, erklärt Prof. Dr. Melanie Möller vom Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität, die die Vortragsreihe konzipiert hat. Aufschlussreich für die Frage von Geschlechterdifferenz und die Rolle von Frauen seien nicht zuletzt auch die dezidiert erotischen Themen gewidmeten Werke Ovids: die Amores, die Remedia amoris und die Ars amatoria. Außerdem werden auch Ovids „Heroinenbriefe“ (Heroides), in denen von ihren Geliebten verlassene Heldinnen eine Stimme erhalten, sowie seine Exildichtungen betrachtet. Hier werde jeweils eine spezifische Beziehung zu Sprache und Wortmacht entfaltet, und diese gelte es in Bezug auf Geschlechterfragen zu analysieren, erklärt die Latinistin.

Die Vorlesungsreihe bildet einen integralen Bestandteil der für 2017 anberaumten Bimillenniums-Feierlichkeiten anlässlich des 2000. Todesjahres des römischen Dichters Ovid. „Ovid war seiner Zeit weit voraus und hat unsere Vorstellungen von Kunst und Literatur, vor allem von der Eigengesetzlichkeit des Ästhetischen wesentlich geprägt“, sagt Prof. Dr. Melanie Möller. Deshalb gelte: „Wer die moderne europäische Kultur begreifen will, kommt an Ovid nicht vorbei.“

Weitere Informationen

Zeit und Ort

  • Donnerstags vom 20. April bis 20. Juli 2017, jeweils von 16.15 bis 17.45 Uhr
  • Freie Universität, Habelschwerdter Allee 45, Raum J 32/102, 14195 Berlin. U-Bahnhof Dahlem-Dorf oder Freie Universität / Thielplatz (U3); Bus 110, M11, X83

Kontakt

  • Prof. Dr. Melanie Möller, Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838 719 55, E-Mail: mmoeller@zedat.fu-berlin.de
  • Martin Bisse, Institut für Griechische und Lateinische Philologie der Freien Universität Berlin Telefon 838 72683, E-Mail: martin.bisse@fu-berlin.de

Programm

  • 20. April 2017
    „Hast du die Orte erspürt, wo Betastung dem Mägdelein wohltut …“ Die Frauen bei Ovid in deutschen Übersetzungen
    Prof. Dr. Niklas Holzberg, Ludwig-Maximilian-Universität München / Otto-Friedrich-Universität Bamberg
  • 27. April 2017 
    Ovidian „Sympathy to Women“. Optimistic and Pessimistic Responses
    Prof. Dr. Alison Sharrock, University of Manchester   
  • 4. Mai 2017 
    Epistula Uxoris. Ovids Ehefrau an den verbannten Dichter
    Prof. Dr. Reinhold Glei, Ruhr-Universität Bochum
  • 11. Mai 2017 
    Gespinste. Brentano mit Ovid gelesen
    Dr. Yvonne Pauly, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
  • 18. Mai 2017
    Frühneuhochdeutsche Transgenderversionen. Salmakis' Jagd auf Hermaphroditus bei Jörg Wickram und Johannes Spreng
    Prof. Dr. Regina Toepfer, Technische Universität Braunschweig
  • 1. Juni 2017 
    Frauen(miss)versteher. Transformationen von Frauenfiguren in deutschsprachigen Metamorphosen-Übersetzungen seit dem 12. Jahrhundert
    Felix Florian Müller, Humboldt-Universität zu Berlin
  • 8. Juni 2017 
    „Domini iure venire iube!“. Das Modell der Ovidischen Heroidesin der deutschen Literatur
    Dr. Jost Eickmeyer, Freie Universität Berlin  
  • 15. Juni 2017
    Echo oder Das Schweigen der Frauen
    Prof. Dr. Anita Traninger, Freie Universität Berlin  
  • 22. Juni 2017
    Reflexe der Hohen Minne in Morungens Narzisslied
    Prof. Dr. Jutta Eming, Freie Universität Berlin   
  • 29. Juni 2017 
    Mallarmés faunetisches Spiel mit Pan und Syrinx
    Prof. Dr. Dr. Judith Kasper, Ludwig-Maximilian-Universität München
  • 6. Juli 2017
    Wenn die Götter lieben. Metamorphosen in der Malerei der Frühen Neuzeit
    Prof. Dr. Karin Gludovatz , Freie Universität Berlin  
  • 13. Juli 2017
    Lateinamerikanische Metamorphosen. Schriftstellerinnen der Neuen Welt und Ovid
    Prof. Dr. Susanne Zepp, Freie Universität Berlin  
  • 20. Juli 2017
    Mme Bovary: Flauberts Arachne?
    Prof. Dr. Barbara Vinken, Ludwig-Maximilian-Universität München