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„Dort anfangen, wo Du aufgehört hast“

Achim Kölling feierte kürzlich seine Silberne Promotion; sein Sohn Dennis ist noch auf dem Weg dahin

06.06.2016

Achim Kölling promovierte an der Freien Universität. Heute studiert und arbeitet dort sein Sohn Dennis. Anlässlich der Feierlichkeiten zur Silbernen Promotion trafen sich beide in Dahlem.

Achim Kölling promovierte an der Freien Universität. Heute studiert und arbeitet dort sein Sohn Dennis. Anlässlich der Feierlichkeiten zur Silbernen Promotion trafen sich beide in Dahlem.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Achim Kölling schloss vor 25 Jahren seine Promotion an der Freien Universität ab. Heute arbeitet der promovierte Geophysiker in der Unternehmensberatung.

Achim Kölling schloss vor 25 Jahren seine Promotion an der Freien Universität ab. Heute arbeitet der promovierte Geophysiker in der Unternehmensberatung.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Dennis Kölling zog es an die Alma Mater seines Vaters. Er studiert im Masterstudiengang Global History und arbeitet unter anderem im Alumni-Büro.

Dennis Kölling zog es an die Alma Mater seines Vaters. Er studiert im Masterstudiengang Global History und arbeitet unter anderem im Alumni-Büro.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Mehr als 100 Promotionsjubilare kehrten nach 25 Jahren zurück an die Freie Universität, unter ihnen auch Achim Kölling (2. v.l.). Universitätspräsident Professor Peter-André Alt (4. v.l.) überreichte die Urkunden.

Mehr als 100 Promotionsjubilare kehrten nach 25 Jahren zurück an die Freie Universität, unter ihnen auch Achim Kölling (2. v.l.). Universitätspräsident Professor Peter-André Alt (4. v.l.) überreichte die Urkunden.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Das Jahr 1991 war für Achim Kölling in vielerlei Hinsicht besonders: Im Mai heiratete er seine Frau, im Juli schloss er seine Promotion an der Freien Universität ab. Und am 1. August kam Sohn Dennis auf die Welt. Für Achim Kölling war das „die absolute Krönung“. Auch beruflich stellten sich für ihn im Jahr 1991 entscheidende Weichen. Heute, 25 Jahre später, studiert Dennis ebenfalls an der Freien Universität, während sein Vater die Silberne Promotion feierte. Grund genug für Vater und Sohn, ihre Zeit an der Freien Universität Revue passieren zu lassen.

Achim Kölling kam 1987 an die Freie Universität Berlin. Studiert hatte er Geophysik an der Technischen Universität Clausthal, „in der niedersächsischen Provinz“. Für seine Promotion folgte er dann seinem Doktorvater Professor Hans-Jürgen Götze nach Berlin, an die Freie Universität. „Das war erst mal ein Kulturschock“, sagt Achim Kölling, „im positiven Sinn!“ Der Doktorand genoss das freie Studieren, besuchte nebenbei fachfremde Veranstaltungen und knüpfte entscheidende Kontakte in die Wirtschaft.

Dennis Kölling hingegen wurde schon in der Großstadt geboren. Und es war immer sein Ziel, in Berlin zu studieren. Fest stand auch, dass er in die Fußspuren seines Vaters treten wollte, zumindest was die Universität angeht: „Das war ein bisschen der Gedanke“, sagt Dennis zu seinem Vater, „dass ich dort anfange, wo du aufgehört hast.“ Eine Zeitlang sei das ein „klassischer Familienwitz“ gewesen: „Ich habe es schon im Bachelor an die Freie Universität geschafft – mein Vater hat dafür bis zur Promotion gebraucht!“

In die Fußstapfen des Vaters treten

Als Dennis Kölling sich für die Freie Universität entschied, verließ er sich jedoch nicht nur auf die Empfehlung seines Vaters. Durch die Studienberatung wurde er auf den Studiengang Nordamerikastudien aufmerksam, der ihn auf Anhieb interessierte. Die Kombination aus US-amerikanischer Geschichte, Wirtschaft und Politik gefiel ihm und spiegelt sich auch in den Themen wider, mit denen er sich während seines Bachelorstudiums beschäftigt hat: Schwerpunkte waren etwa der Kalte Krieg aus globaler Perspektive und die US-amerikanische Innenpolitik zur Amtszeit Ronald Reagans.

Dennis Kölling schätzt die große Freiheit am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien und am Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaft, wo er aktuell im Masterstudiengang Global History studiert, an der Schnittstelle von Geschichts- und Regionalwissenschaften. Die meisten Kurse könne man sich nach eigenem Interesse aussuchen. Der englischsprachige Studiengang ist ein einzigartiges Kooperationsangebot von Freier Universität und Humboldt-Universität.

Tolstoi und Hawking

Dass sein Sohn kein naturwissenschaftliches Fach gewählt hat, stört Achim Kölling überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es entspinne sich immer mal wieder ein „Dialog zwischen den Fächern“. Der Geistes- und der Naturwissenschaftler ergänzen sich dabei gut und erweitern durch das Wissen des anderen stets ihren Horizont: „Ich habe mir neulich etwa Eine kurze Geschichte der Zeit von Stephen Hawking aus dem Regal meines Vaters genommen“, sagt Dennis, „und er liest dafür jetzt Tolstoi.“

Eine Affinität zu Fächern außerhalb der Naturwissenschaften hatte Achim Kölling bereits während seiner Promotion. „Ich habe beispielsweise Vorlesungen aus der Kommunikationswissenschaft und der Kybernetik besucht und gelernt, wie sich diese Bereiche auf Unternehmens- und Projektentwicklungsmodelle anwenden lassen. Das hat mir später sehr geholfen“, sagt Achim Kölling. Heute arbeitet er in der Unternehmensberatung und vermittelt Expertenwissen und Technologien aus dem Gesundheitswesen an internationale Firmen und staatliche Gesundheitseinrichtungen. In seinem eigentlichen Fach hat der promovierte Geophysiker zwar nie gearbeitet, aber das Wissen aus Studium und Promotion kommt ihm heute noch zugute.

Dennis Kölling hat wiederum Kurse zu Technologie- und Wirtschaftsgeschichte besucht und darin Verbindungen zum Forschungsgebiet seines Vaters gefunden. Er stellt fest: Es gibt viele Gemeinsamkeiten! Dass Geistes- und Naturwissenschaftler sich miteinander über ihre Themen unterhalten, findet er deshalb nicht abwegig.

1991 war ein Jahr des „Multiprojektmanagements“

Sowohl Vater als auch Sohn haben das Talent, an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten. Achim Kölling ist sich sicher, dass ihm das „Multiprojektmanagement“ aus dem Jahr 1991 in seiner beruflichen Laufbahn sehr geholfen hat, „zwischen verschiedenen Themen zu wechseln, mehrere Projekte gleichzeitig umsetzen, aber immer die Helikopterperspektive behalten“.

Auch Dennis Kölling ist neben seinem Studium in viele Projekte eingebunden: Kürzlich organisierte der Masterstudent gemeinsam mit Kommilitonen die Global History Student Conference am Friedrich-Meinecke-Institut. Darüber hinaus arbeitet er als freier Autor für die Veranstaltungsreihe What‘s up America? der Bundeszentrale für politische Bildung. Seit einiger Zeit ist er außerdem als studentische Hilfskraft im Alumni-Büro der Freien Universität tätig.

Dort war er auch an den Vorbereitungen zur Feier der Silbernen Promotion am 28. Mai beteiligt: Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums lädt die Freie Universität ihre ehemaligen Promovenden zu einem Festakt ein. In diesem Jahr überreichte Universitätspräsident Peter-André Alt auch Achim Kölling eine Jubiläumsurkunde. Dass der Sohn die Urkunde für seinen Vater vorbereiten konnte, ist in der Geschichte der Promotionsjubiläen allerdings einmalig.

So ergänzen sich nicht nur Privates und Job, sondern immer wieder auch Job und Studium. Doch als Hindernis empfindet Dennis sein Engagement nicht, im Gegenteil: „Ich hatte das Glück, dass ich die Dinge, die ich im Studium gelernt habe, immer direkt in meine Arbeit einfließen lassen konnte. Nachdem er bereits als Bachelorstudent sieben Monate an der University of California in Santa Cruz verbrachte, geht es für ihn im kommenden Wintersemester wieder über das Direktaustausch-Programm der Freien Universität in die USA, diesmal nach Nashville, Tennessee, an die Vanderbilt University. Doch diesen Auslandsaufenthalt sieht Dennis nicht als unnötige Verlängerung seines Studiums, sondern als wertvolle Erfahrung – auch mit Blick auf die Zeit nach dem Master: „Ich studiere dort in dem Programm einer Graduiertenschule, gemeinsam mit Master- und Promotionsstudierenden“, sagt er. „Eine gute Gelegenheit, um schon einmal einen Eindruck vom Promovieren zu bekommen.“

Achim Kölling und seine Frau unterstützen die Pläne ihres Sohnes voll und ganz: „Das ist eine tolle Chance für Dennis!“ Das Angebot der Freien Universität biete in dieser Hinsicht besonders viele Möglichkeiten. Und dass sich das Studium durch die Auslandsaufenthalte verlängere, sei kein Nachteil, sagt der 57-Jährige: „Heute sind die Übergänge nicht mehr so klar definiert wie bei mir damals. Alles geht ineinander über, wie man an dem PhD-Programm in den USA sieht. Dennis kann sich dort direkt ein Bild davon machen, was es heißt, eine Dissertation zu schreiben.“

Beim Festakt am 28. Mai wies Universitätspräsident Peter-André Alt die Jubilare schon einmal auf einen langfristigen Termin hin: die Goldene Promotion in 25 Jahren. Und vielleicht wird Achim Kölling dann wieder von seinem Sohn begleitet – der dann möglicherweise auch einen Doktortitel trägt und kurz vor der Silbernen Promotion steht.