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Aus aller Welt nach Dahlem

Bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“ hatten junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen

26.07.2017

Bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“ konnten die Teilnehmer viele neue Kontakte knüpfen.

Bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“ konnten die Teilnehmer viele neue Kontakte knüpfen.
Bildquelle: Manuel Krane

Vor mehr als 100 Jahren wurden in Ar Raqqa im heutigen Syrien Keramiken und andere Stücke aus der Frühgeschichte des Osmanischen Reichs gefunden, die Auskunft geben über diese Zeit. Doch die meisten Fundstücke liegen seitdem in Museumsdepots in Berlin und Istanbul. Nur vereinzelt wurden sie ausgestellt, richtig erforscht wurden sie nie. Filiz Tütüncü Çağlar will das ändern. Deshalb hat sich die Kunsthistorikerin auf ein Dahlem Postdoc Fellowship beworben, mit dem promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert werden, die in ihren Forschungsprojekten einen internationalen Ansatz verfolgen. Bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“ hat Çağlar kürzlich ihr Projekt vorgestellt und sich mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgetauscht.

Eingeladene Bewerber für das „Dahlem Postdoc Fellowship“-Programm

Zu den Networking-Tagen hatte die Dahlem Research School (DRS) diejenigen 35 Bewerberinnen und Bewerber auf das „Dahlem Postdoc Fellowship“-Programm eingeladen, die es in die engere Auswahl geschafft haben. Am Ende der Networking-Tage standen Bewerbungsgespräche, bei denen 15 Fellows ausgewählt wurden, die von November an eine 14-monatige Förderung erhalten. Das Kandidatenfeld habe sowohl aus Personen, die bereits an der Freien Universität geforscht haben, bestanden, als auch aus solchen, die sich aus dem Ausland beworben haben, sagt Andrea Dünschede von der DRS. Weil man die Kandidatinnen und Kandidaten aber nicht allein für ein kurzes Gespräch aus Amerika, Asien oder Afrika einfliegen wollte, war das Konzept der „Dahlem Postdoc Networking Days“ entstanden.

Gründungsgedanken der Freien Universität heute aktueller denn je

Zum Programm gehörten ein Empfang, die Begrüßung durch den Präsidenten der Freien Universität Peter-André Alt, eine Campus-Tour, Informationen über interdisziplinäre Programme an der Freien Universität und das „Junge Wissenschaftsforum Dahlem“, das sich an eine breitere Öffentlichkeit richtete. Bildungsforscherin Tanja Baudson von der Technischen Universität Dortmund diskutierte dabei mit dem Politikwissenschaftler Christian Lammert vom John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität und Nazan Maksudyan vom Zentrum Moderner Orient über die Bedingungen von Wissenschaft im Kontext von Unterdrückung. Bereits am Vorabend war der Vizepräsident der Freien Universität Klaus Mühlhahn bei einem Willkommensempfang auf die Herausforderungen für die Wissenschaft in Zeiten von „fake news“ eingegangen. „Der Gründungsgedanke der Freien Universität mit den Werten Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit ist heute aktueller denn je“, sagte Mühlhahn.

Der Vizepräsident der Freien Universität Professor Klaus Mühlhahn sprach bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“.

Der Vizepräsident der Freien Universität Professor Klaus Mühlhahn sprach bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“.
Bildquelle: Manuel Krane

Wissenschaftsfeindlichkeit und falsche Nachrichten treten in jüngster Zeit vermehrt im Zusammenhang mit Rechtspopulismus und einer national orientierten Politik auf. Cuauhtémoc Pérez Medrano will sein Forschungsprojekt zu diesem Thema konzipieren – aus historischer Perspektive: Der Mexikaner will die Herausbildung nationaler Identitäten über Stereotype in Lyrik, Malerei und Musik untersuchen – am Beispiel von Brasilien und Mexiko am Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert. Sein Projekt möchte er im Rahmen der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien der Freien Universität verfolgen. „Ein wichtiger Fokus ist dabei die Intermedialität – das ist entscheidend, um das Thema vollumfänglich zu verstehen“, sagte Medrano, der bereits am Lateinamerika-Institut der Freien Universität geforscht hat.

Kontakte vertiefen

In eine andere Richtung ging der Ansatz von Laura Elomaa. Sie wollte die Jury von ihren Ideen zu Oberflächenstrukturen in 3D-Modellen überzeugen. Es geht dabei darum, Zellen auf künstliches Gewebe zu setzen. Die Konstruktion des künstlichen Gewebes fällt in den Bereich der Polymerchemie, zu der Elomaa geforscht hat. Genutzt wird künstliches Gewebe allerdings in der medizinischen Forschung: Dort lassen sich mithilfe der dreidimensionalen, künstlichen Gewebe Experimente ausführen, die an die Stelle von Tierversuchen treten. Elomaa hat bereits an der Stanford University zu diesem Thema gearbeitet, nun will sie ihre bisherige Forschung vertiefen. Bei den „Dahlem Postdoc Networking Days“ hat sie erste Kontakte geknüpft. „Ich habe hier in kurzer Zeit viele interessante Menschen aus vielen unterschiedlichen Fachrichtungen kennengelernt“, sagt sie, „darüber bin ich sehr glücklich.“