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Old Glory, Berliner Bär – und Big Brother?

Der US-amerikanische Historiker David E. Barclay hält am 3. Juli, 18 Uhr, einen Vortrag zu den Beziehungen zwischen den USA und West-Berlin

02.07.2013

Den USA verbunden: Eine Ausstellung im Henry-Ford-Bau der Freien Universität erinnerte im Jahr 2011 an den Amtsantritt John F. Kennedys im Jahr 1961. Das Gebäude ist ein Geschenk der Ford Foundation.

Den USA verbunden: Eine Ausstellung im Henry-Ford-Bau der Freien Universität erinnerte im Jahr 2011 an den Amtsantritt John F. Kennedys im Jahr 1961. Das Gebäude ist ein Geschenk der Ford Foundation.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

David E. Barclay ist Historiker am renommierten Kalamazoo College in Michigan und Executive Director der German Studies Association.

David E. Barclay ist Historiker am renommierten Kalamazoo College in Michigan und Executive Director der German Studies Association.
Bildquelle: Privat

Beste Freunde? Das war einmal. Im Moment ist das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland jedenfalls durch die Enthüllungen der Abhörpraxis von europäischen und deutschen Institutionen durch den US-amerikanischen Geheimdienst getrübt. Der amerikanische Historiker David E. Barclay beobachtet und untersucht das oftmals komplizierte Verhältnis der US-Amerikaner zu Berlin und die wechselhaften Beziehungen  zwischen den Verbündeten seit langem. Am Mittwoch, 3. Juli, um 18 Uhr, hält Barclay, Wissenschaftler am renommierten Kalamazoo College in Michigan und Executive Director der German Studies Association an der Freien Universität einen Vortrag mit dem Titel „Old Glory und Berliner Bär. Die USA und West-Berlin 1948-1994“. Campus.leben sprach im Vorfeld mit dem Historiker. 

Herr Professor Barclay, was waren Wendepunkte in den Beziehungen zwischen West-Berlin und den USA?

Wendepunkte waren 1948/49 die Berlin-Blockade, 1961 der Mauerbau, 1971/72 das Viermächteabkommen und natürlich 1989 der Fall der Mauer. Konflikte gab es von Anfang an. Den verschiedenen Berliner Bürgermeistern war klar, dass die Alliierte Kommandantur und die alliierten Verbindungsoffiziere die oberste Regierungsgewalt hatten. Schon ab 1950 gewährten die Amerikaner den Westberliner Regierungen mehr Entscheidungsgewalt, dennoch benötigten Westberliner Regierungen bis zur Wende die Zustimmung der alliierten Instanzen.

Wenn man mal einen Moment spekulieren würde und über eine „alternate history“ nachdächte – wären die Beziehungen ohne den Besuch John F. Kennedys 1963 anders verlaufen?

Kennedys Besuch in Berlin 1963 war in erster Linie symbolisch. Er wollte ein Zeichen setzen: Auf uns ist Verlass. Wichtiger war jedoch, dass er bereit war, die Schutzrolle der Alliierten aufrechtzuerhalten. Kennedy wusste sehr wohl, in welch schwieriger Lage sich West-Berlin befand. Tonbandaufzeichnungen, die als sein persönliches Tagebuch fungierten, zeigen, dass Kennedy insbesondere während der Kuba-Krise West-Berlin nicht aus den Augen gelassen hat. Allerdings sollte man auch nicht vergessen, dass einige amerikanische Politiker den Mauerbau als stabilisierend werteten. James William Fulbright zum Beispiel, der von 1959 bis 1974 Vorsitzender des Senate Committee on Foreign Relations war, äußerte in einem Interview einige Wochen vor dem Mauerbau, dass die Ostdeutschen jedes Recht hätten, ihre Grenze zu schließen.

Was ist das Vermächtnis dieser Beziehungen für das 21. Jahrhundert?

2004 veranstaltete das Alliiertenmuseum in Washington D.C. eine Konferenz zum Thema: „Will it ever be the same again?“ In der Fragestellung klingt eine gewisse „Westalgie“ an. Das Vermächtnis der Beziehungen sehe ich eher in Institutionen, die mithilfe der Vereinigten Staaten gegründet worden sind wie der Freien Universität  Berlin mit ihrem John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien und dem Berlin Program einerseits, dem Alliierten Museum, der American Academy und der Fulbright-Kommission andererseits. Obwohl ich im Hinblick auf das Erbe dieser Beziehungen etwas pessimistisch bin, würde ich sagen, dass man in Berlin eine Art Freiheitskultur findet, die Selbst- und Gruppenentfaltung zulässt, der man sonst in Deutschland oder Europa selten begegnet.

Die Fragen stellte Karin Goihl.

Weitere Informationen

Vortrag & Diskussion „Old Glory und Berliner Bär: Die USA und West-Berlin 1948-1994“

  • Mittwoch, 3. Juli, 18.00 bis 20.00 Uhr
  • Seminarzentrum der Freien Universität Berlin, Raum L115, Otto-von-Simson-Str. 26, 14195 Berlin (U-Bhf. Thielplatz, U 3)