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Open Access von Anfang an

Campus.leben-Serie Wissenschaft und Open Access: Juniorprofessor Dirk Ostwald im Interview

01.03.2018

In einer campus.leben-Serie beantworten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität Fragen zu Open Access.

In einer campus.leben-Serie beantworten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität Fragen zu Open Access.
Bildquelle: unsplash.com / alexandre-godreau

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität veröffentlichen bereits nach dem Open-Access-Prinzip, indem sie ihre Publikationen frei zugänglich machen. Das Präsidium hat kürzlich eine Open-Access-Strategie verabschiedet. Dirk Ostwald, Juniorprofessor für Computational Cognitive Neuroscience am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, erläutert in campus.leben, warum er von Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere an im Open-Access-Modus veröffentlicht, was er für wünschenswert für Studierende hält und warum aus seiner Sicht Open Science das Ziel sein muss.

Herr Professor Ostwald, warum publizieren Sie Open Access?

Weil mich das Abonnementmodell der wissenschaftlichen Veröffentlichung noch nie überzeugt hat. Es ergibt aus meiner Sicht wenig Sinn, dass Wissenschaftler zunächst mit öffentlichen Mitteln den Inhalt wissenschaftlicher Publikationen generieren und kostenlos begutachten, dann das Recht zur Nutzung dieses Inhaltes an Verlagshäuser abgeben, und schließlich Forschungseinrichtungen mit öffentlichen Mitteln das Recht auf Einsicht der von ihnen selbst generierten Erkenntnisse zurückkaufen müssen. Allerdings publiziere ich nicht ausschließlich Open Access, da ich natürlich auch der Impact-Factor-basierten Bewertung meiner Arbeit unterworfen bin (der Impact Factor bezeichnet die durchschnittliche Zitationsrate eines Journals, Anm. d. Red.). Wenn also für ein Journal mit höherem Impact Factor der Publikationsfond der Freien Universität die Open-Access-Kosten aufgrund ihrer Höhe nicht übernimmt, publiziere ich auch weiterhin klassisch, um mich langfristig in der Wissenschaft halten zu können.

Der Neurowissenschaftler Dirk Ostwald ist Professor für Computational Cognitive Neuroscience am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität.

Der Neurowissenschaftler Dirk Ostwald ist Professor für Computational Cognitive Neuroscience am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität.

Was hat sich durch Open Access ganz konkret in Ihrem Forschungsalltag als  Neurowissenschaftler verändert?

Im Grunde wenig. Ich bin um 2005 in das akademische System eingestiegen. Wenn eine bestimmte Zeitschrift einmal nicht durch ein Abonnement meiner jeweiligen Institutsbibliothek abgedeckt war, konnte ich betreffende Artikel schon immer kostenlos über die Webseite des jeweiligen Autors im sogenannten „grünen“ Open-Access-Modell bekommen („grüner Open Access“ bezeichnet die zusätzliche Veröffentlichung von in einem Verlag oder einer Zeitschrift erschienenen Dokumenten auf institutionellen oder disziplinären Open-Access-Dokumentenservern (oder Repositorien). Zum Teil wird unter „Green Open Access“ auch die Zugänglichmachung von Dokumenten auf der Webseite der Autorin bzw. des Autors verstanden, Anm. d. Red.). Genauso habe ich die von mir verfassten Artikel schon immer über meine eigene Webseite geteilt, sodass meine wissenschaftliche Arbeit eigentlich schon immer frei verfügbar war.

Welche neuen Möglichkeiten für Ihre Lehre sehen Sie im offenen Zugang zu Publikationen?

Da Studierende über ihre Universitätsserver eigentlich schon immer offenen Zugang zu den relevanten wissenschaftlichen Publikationen hatten, sehe ich nicht unbedingt neue Möglichkeiten in der Lehre. Allerdings wäre es langfristig sicherlich wünschenswert, dass nicht nur wissenschaftliche Zeitschriftenartikel, sondern auch Lehrbücher und andere Unterrichtsmaterialen im Open-Access-Modell verbreitet würden. Zum Beispiel sollten an öffentlichen Forschungseinrichtungen entstandene Lehrbücher elektronisch frei für jedermann verfügbar sein, und nur physische Kopien dieser Bücher zum Herstellungspreis kommerziell vertrieben werden.

Was wünschen Sie sich zum Thema Open Access an der Freien Universität?

Entscheidend wäre, dass die Freie Universität anfängt, Open Access als eine Teilkomponente im Zukunftsfeld Open Science zu verstehen. Es ist aus administrativer Sicht nachvollziehbar, dass Open Access in diesem Bereich zuerst angegangen wurde, da hier Kosten gespart werden können. Generell steht das akademische System aber vor umfassenderen strukturellen Problemen in der Bewertung wissenschaftlicher Arbeit, wie sie sich zum Beispiel in den Replizierbarkeitskrisen verschiedener Disziplinen äußern. Um die Qualität wissenschaftlicher Forschung langfristig zu gewährleisten, ist hier im Sinne der Überprüfbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse insbesondere ein angemessen freier Umgang mit wissenschaftlichen Forschungsdaten nötig. Dazu braucht es an der Freien Universität dringend technische und personelle Investitionen in eine moderne digitale Datenmanagement-Infrastruktur.

Weitere Informationen

Das Open-Access-Team steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen Fragen rund um das Thema Open Access und Elektronisches Publizieren zur Verfügung:

Universitätsbibliothek, Center für Digitale Systeme (CeDiS)

Universitätsbibliothek, Redaktion Dokumentenserver

Zentrale Webseite: www.fu-berlin.de/open-access

Lesen Sie auch das Interview mit Universitätspräsident Professor Peter-André Alt zum Auftakt der campus.leben-Serie Wissenschaft und Open Access.