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Das Ende der offenen Märkte

Bei einer Veranstaltung der Joint Speaker Series der Freien Universität und der Indiana University wurde über die Zukunft des freien Handels diskutiert

08.02.2017


David P. Fidler (re.) von der Indiana University in der Diskussion mit Steffen Hindelang (li.) von der Freien Universität und Moderator Stefan Mair (Mitte) vom Bundesverband der deutschen Industrie.

David P. Fidler (re.) von der Indiana University in der Diskussion mit Steffen Hindelang (li.) von der Freien Universität und Moderator Stefan Mair (Mitte) vom Bundesverband der deutschen Industrie.
Bildquelle: Manuel Krane

Der neue US-Präsident Donald Trump ist erst seit Kurzem im Amt, hat aber schon Dekrete zum Austritt aus dem transpazifischen Handelsabkommen TTP und zum Bau einer Mauer zur mexikanischen Grenze unterschrieben und Strafzölle auf Importe angekündigt. Droht der Welt ein Rückfall in protektionistische Zeiten? „The Future of Global Trade: Protectionism vs. Open Markets“ (Die Zukunft des globalen Handels: Protektionismus vs. Offene Märkte) war die Diskussion im Rahmen der Joint Speaker Series von Freier Universität und der Indiana University Bloomington überschrieben. Sie fand kürzlich im IU Europe Gateway, dem Berliner Büro der Indiana University in Kreuzberg, statt.

Stefan Mair vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) moderierte die Diskussion des Rechtswissenschaftlers Professor Steffen Hindelang von der Freien Universität mit dem Jura-Professor David P. Fidler von der Indiana University. Dass Abschottung keine Lösung sein kann, darüber waren sich der deutsche und der amerikanische Jurist schnell einig. Auch wenn Freihandel nicht zwangsläufig eine sogenannte Win-win-Situation bewirke – bei der alle Seiten einen Nutzen haben –, führe Protektionismus definitiv zu einer „Lose-lose-Situation“, sagte Steffen Hindelang – bei der alle Seiten verlieren. „Eine protektionistische Politik hilft den USA nicht und richtet ökonomischen und politischen Schaden an“, ergänzte Fidler, „und zwar nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt.“ Der Ausstieg der USA aus TTP sei aber nicht allein eine Idee Donalds Trumps, schließlich sei das transpazifische Abkommen bei der amerikanischen Bevölkerung auf eine derart breite Ablehnung gestoßen, dass sich sogar Hillary Clinton davon distanziert habe. Ein möglicher Rückzug der USA aus dem Freihandel sei allerdings auch eine Chance. „Andere Länder werden hochkommen und die Führung übernehmen“, sagte Fidler.

Nicht nur in den USA gibt es Kritik an offenen Märkten, auch in Deutschland war der Protest gegen die transatlantischen Abkommen TTIP und CETA groß. „Grundsätzlich war die öffentliche Debatte darüber gut für unsere Demokratie“, sagte Steffen Hindelang. Die Diskussion sei allerdings bestimmt gewesen von einer laut Hindelang „irreführenden Kampagne“ einer kleinen Gruppe von Aktivisten. „Viele Medien waren nicht erfolgreich darin, deren Strategien zu entlarven“, sagte Hindelang. Das Beispiel Großbritannien zeige, dass Abschottung dazu führen kann, dass ein Land an anderer Stelle auf Freihandel angewiesen sei. „Donald Trump weiß ganz genau, dass das Vereinigte Königreich nach dem Brexit ein Freihandelsabkommen mit den USA braucht, um nicht völlig isoliert zu sein“, sagte David Fidler, „wenn Großbritannien unter US-Präsident George W. Bush der Pudel der USA war, dann sollten wir uns zukünftig auf den Chihuahua einstellen.“ Aber bedeutet die Abstimmung über den Brexit und die Präsidentschaft Trumps das Ende der Globalisierung? David Fidler bemängelt eine fehlende Strategie des neuen US-Präsidenten hinsichtlich der Weltpolitik. Steffen Hindelang zeigte sich optimistisch. „Wir müssen uns an die Vorzüge der Globalisierung erinnern“, sagte er, „wenn uns das gelingt, bin ich zuversichtlich, was die Zukunft des Welthandels betrifft.“

Die Joint Speaker Series ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von Freier Universität und der Indiana University Bloomington, die den wissenschaftlichen Austausch fördern soll. Die Diskussionsveranstaltungen finden an der Freien Universität Berlin, im IU Europe Gateway der Indiana University in Berlin-Kreuzberg und in Bloomington im US-Bundesstaat Indiana statt.