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„Es ist ein Geben und Nehmen“

Anne Eusterschulte und Georg Schreyögg von der Freien Universität sind für ihre beispielhafte Betreuung von Doktoranden ausgezeichnet worden

18.12.2015

Die diesjährigen Preisträger des DRS Supervision Awards: Anne Eusterschulte und Georg Schreyögg

Die diesjährigen Preisträger des DRS Supervision Awards: Anne Eusterschulte und Georg Schreyögg
Bildquelle: Marina Kosmalla/privat

Die Philosophieprofessorin Anne Eusterschulde und der Managementprofessor Georg Schreyögg haben in diesem Jahr den DRS Award for Excellent Supervision erhalten. Der Preis wird jedes Jahr von der Dahlem Research School der Freien Universität am Ernst-Reuter-Tag vergeben. Nominiert wurden die beiden Wissenschaftler von ihren jeweiligen Doktoranden. Sie lobten vor allem die Unterstützung ihrer Doktormutter bzw. –vaters bei der Karriereplanung und beim Aufbau eines internationalen Netzwerks.

Georg Schreyögg, Mit-Begründer und stellvertretender Leiter des im vergangenen Jahr nach neun Jahren beendeten DFG-Graduiertenkollegs „Pfade organisatorischer Prozesse“, achtet auf individuelle Betreuung seiner Doktoranden: „Es ist wichtig, die Potenziale jedes einzelnen zu erkennen und seine Stärken zu fördern.“ Unabhängig von regelmäßigen Einzelgesprächen trifft sich der Wirtschaftswissenschaftler zwei Mal im Jahr mit all seinen Doktoranden. Diese Gruppentermine sind ihm wichtig, zum einen weil sich die Promovierenden intensiv darauf vorbereiten, aber auch, weil diese Seminare sehr stark auf Diskurs angelegt sind. Das bedeutet, dass nicht nur Schreyögg Ratschläge erteilt, sondern alle Doktoranden mitsprechen und sich gegenseitig Tipps geben.

Auch für Anne Eusterschulte, Vorstandsmitglied der Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien der Freien Universität, spielen die individuellen Bedürfnisse und der persönliche Kontakt bei der Betreuung eine große Rolle: „Ganz wesentlich ist für mich ein Vertrauensverhältnis und ein enger fachlicher Austausch. Die Doktoranden sollen wissen, dass sie sich jederzeit mit ihren Anliegen bei mir melden können.“ Mit Elan und Freude sind beide Betreuer bei der Sache. „Es ist keine Einbahnstraße“, sagt Anne Eusterschulte. „Ich bekomme viele Anstöße und Rückmeldungen, es ist ein Geben und Nehmen – das ist wunderbar.“

Beeinflusst von den eigenen Promotionserfahrungen

Ihre eigene Promotionszeit hat die beiden Wissenschaftler geprägt. Anne Eusterschulte habe beides erlebt, erzählt sie: eine Zeit, in der sie hervorragend betreut worden sei, und auch eine Phase, in der sie auf sich alleingestellt mit den Herausforderungen des akademischen Systems kämpfen musste: „In der Schlussphase meiner Dissertation ist mein Doktorvater leider verstorben.“

Daher versucht die Philosophieprofessorin, Studierenden in jeder Phase zu helfen – was auch in den Nominierungen für den DRS Award for Excellent Supervision hervorgehoben wurde: Anne Eusterschulte unterstütze Doktoranden sowohl bei der Bewerbung auf ein DRS-Promotionsprogramm als auch bei der weiteren Karriereplanung nach dem Abschluss.

Kommunikation und Vernetzung

Seit seiner eigenen Promotionszeit habe sich vor allem verändert, dass man als Nachwuchswissenschaftler heute viel früher auf Tagungen gehe, sagt Georg Schreyögg. Kommunikation und Vernetzung seien grundlegender geworden. Daher ist ihm wichtig, dass seine Doktoranden frühzeitig Kontakte zu nationalen und internationalen Netzwerken aufbauen: „Auf Konferenzen können sie sich auch mit anderen Doktoranden austauschen. Das finde ich sehr bereichernd. Sie haben dadurch einen völlig anderen Horizont als wir damals.“

Eine weitere und sehr positive Entwicklung der letzten Jahrzehnte sei die Gründung von Graduiertenschulen, sagt Eusterschulte. Die Friedrich-Schlegel-Graduiertenschule habe zum Beispiel ein Konzept entwickelt, das den fachlichen Austausch zwischen Doktoranden ermögliche, Auslandsaufenthalte fördere und Kontakte zu internationalen Forschern herstelle. Gleichzeitig seien die Doktoranden in eine Gruppe von Gleichgesinnten eingebunden, was zu einem vertrauensvollen Austausch untereinander führe.

Neue Ideen zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlern

Mit dem Preisgeld des DRS Award for Excellent Supervision werden Projekte finanziert, die dem wissenschaftlichen Nachwuchs zugutekommen. Georg Schreyögg will seine Doktorandenseminare intensivieren: „Wenn die Betreuung ein wenig losgelöst ist vom Alltag – wenn man sich also auch mal außerhalb des Universitätsumfelds trifft – ergeben sich erfahrungsgemäß gute Gelegenheiten, nach den Vorträgen noch zusammenzusitzen und intensiver über Fragestellungen zu sprechen.“

Anne Eusterschulte will das Preisgeld investieren, um Doktoranden beim Publizieren zu unterstützen – Veröffentlichungen sind wichtige Schritte und Voraussetzungen auf dem Karriereweg. Mit einem jungen Berliner Verlag hegt die Philosophieprofessorin Überlegungen, eine Reihe einzurichten, in der vor allem Nachwuchswissenschaftler Texte publizieren sollen: kleine themenorientierte Schriften, in denen mehrere Nachwuchswissenschaftler die Möglichkeit haben, ihre Beiträge der Öffentlichkeit vorzustellen.

Weitere Informationen

Mit dem DRS Award for Excellent Supervision zeichnet die Dahlem Research School (DRS) – das Dach, unter dem herausragende strukturierte Promotionsprogramme und Förderlinien für internationale Postdocs zusammengefasst sind – jedes Jahr zwei Professorinnen oder Professoren für die beispielhafte Betreuung von Promovierenden aus. Doktoranden der DRS-Promotionsprogramme können ihre Betreuer für diesen Preis nominieren. Die Preisträger werden aus den anonymisierten Einsendungen von einer Kommission der Promovierenden und der Dahlem Research School ausgewählt. Zu den Auswahlkriterien zählen unter anderem die Förderung der Promovierenden in ihrer Entwicklung als selbstständige Forscher, die Vermittlung von methodisch-organisatorischen Kompetenzen sowie eine gute Erreichbarkeit. Die Auszeichnung ist mit 2000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird nicht persönlich ausgezahlt, sondern muss zweckgebunden zur weiteren Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses eingesetzt werden.