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Unterwegs in der „Start-up-Nation“ Israel

Universitäre Ausgründungen in Deutschland und Israel werden durch das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt – auch die Freie Universität profitiert davon

29.06.2015

Teilnehmer der Auftaktveranstaltung, darunter Brigitte Zypries (4. v. r.), Steffen Krach (6. v. l.) und Professor Klaus Mühlhahn, Vizepräsident der Freie Universität Berlin für Internationales (7. v. r.).

Teilnehmer der Auftaktveranstaltung, darunter Brigitte Zypries (4. v. r.), Steffen Krach (6. v. l.) und Professor Klaus Mühlhahn, Vizepräsident der Freie Universität Berlin für Internationales (7. v. r.).
Bildquelle: Projektträger Jülich - Ralf Dolk

Steffen Terberl leitet "profund", die Gründungsförderung der Freien Universität.

Steffen Terberl leitet profund, die Gründungsförderung der Freien Universität.
Bildquelle: Profund Innovation / Freie Universität

Es ist ein Pilotprojekt, das Brigitte Zypries an diesem Montag in Tel Aviv aus der Taufe gehoben hat: Im Beisein von sieben Universitätspräsidenten und -vizepräsidenten, darunter auch Professor Klaus Mühlhahn, Vizepräsident der Freien Universität für Internationales, startete die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Berliner Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach „EXIST Startup Germany – Israel“. Israel ist damit erstes Partnerland der Gründungsförderung, die sich bisher nur an Studierende, Hochschulabsolventen und Wissenschaftler aus Deutschland richtete. Auch Existenzgründerinnen und -gründer aus Israel können sich bei EXIST bewerben und in die EXIST-Netzwerke in der Region Berlin-Potsdam aufgenommen werden. Warum Israel ein solch interessantes Partnerland ist, erklärt Steffen Terberl, Leiter der Gründungsförderung „profund“ der Freien Universität Berlin.

Herr Terberl, was kann die Freie Universität von israelischen Hochschulen lernen?

Israel ist eine „Start-up-Nation“: Die Gründungskultur des Landes ist so stark ausgeprägt, dass die Hochschulen gar nicht mehr für das Gründen sensibilisieren und werben müssen. Viele Studierende wollen von sich aus Unternehmer werden und eigenverantwortlich arbeiten. Auch die Hochschulen sehen sich dort sehr stark im Dienst der Gesellschaft. Sie engagieren sich in sozialen Projekten, arbeiten aber auch mit großem Antrieb daran, Ergebnisse aus der Forschung in die Anwendung zu überführen. Somit sind sie ganz zentrale Institionen für ein Land, das von Wissenschaft und Forschung lebt. Hochschulen und Start-ups denken und planen dort viel stärker international. Das liegt daran, dass der Binnenmarkt so klein ist, dass sie sich von Anfang in die USA und nach Europa orientieren müssen. Im Endeffekt wachsen sie dadurch schneller. Dazu kommen die starke Forschungskompetenz der Hochschulen und verhältnismäßig viele Investoren, die Start-ups mit Kapital ausstatten. Aus dieser Kombination entstehen extrem wettbewerbsfähige Technologiegründungen.

Wie arbeitet die Freie Universität im Wissens- und Technologietransfer mit israelischen Universitäten zusammen?

Es laufen verschiedene Kooperationen: Eine Erfindung, die Rainer Haag, Chemieprofessor an der Freien Universität, gemeinsam mit israelischen Kollegen gemacht hat, wird von RAMOT, der Technologietransferfirma der Tel Aviv University, vermarktet. Außerdem stehen wir in Kontakt mit StarTAU, der Gründungsförderung der Tel Aviv University. Auf dieser Reise besuche ich zusammen mit meiner Kollegin Claudia Keil-Dieckmann, Referentin für Patent- und Lizenzangelegenheiten der Freien Universität, nun auch zum zweiten Mal die Kollegen von Yissum, einer Verwertungsagentur, die an der Hebrew University of Jerusalem für Technologietransfer zuständig ist. Yissum gibt es seit 1964, sie gehört zu den erfahrensten und erfolgreichsten Verwertungsagenturen der Welt und hat bereits Lizenzen für 800 Technologien erfolgreich vermarktet. Beim Aufbau dieser Kontakte hat uns das Center for International Cooperation der Freien Universität unterstützt.

Welche Chancen bietet das neue Programm „EXIST Startup Germany – Israel“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie?

Das Programm hilft dabei, den Austausch zwischen israelischen und deutschen Hochschulen und Gründern zu institutionalisieren. Entrepreneure aus Israel können von Berlin aus den europäischen Markt einfacher und schneller erschließen. Die israelischen Hochschulen profitieren davon, wenn sie Patente an Start-ups lizenzieren und diese mit einer Anschubfinanzierung von Berlin aus gleich europaweit agieren können und entsprechende Umsätze erzielen. Wir in Berlin und Brandenburg können wiederum von dem außerordentlichen Gründergeist der Israelis lernen und mit ihnen gemeinsam Arbeitsplätze schaffen.

Die Fragen stellte Marion Kuka