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Jagdish Bhagwati erhielt Ehrendoktorwürde der Freien Universität

Indischer Ökonom für Arbeiten zur politischen Ökonomie von Handelsbeziehungen und Engagement für freiheitlichen Welthandel ausgezeichnet

17.06.2010

Professor Jagdish Bhagwati erhielt die Ehrendoktorwürde der Freien Universität

Professor Jagdish Bhagwati erhielt die Ehrendoktorwürde der Freien Universität
Bildquelle: Sara Tormöhlen

Prof. Irwin Collier (rechts) überreicht Prof. Jagdish Bhagwati die Urkunde der Ehrendoktorwürde

Prof. Irwin Collier (rechts) überreicht Prof. Jagdish Bhagwati die Urkunde der Ehrendoktorwürde
Bildquelle: Sara Tormöhlen

Der Princeton-Professor und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hielt die Laudatio

Der Princeton-Professor und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hielt die Laudatio
Bildquelle: Sara Tormöhlen

Der indische Ökonom Jagdish Bhagwati ist einer der renommiertesten Handelstheoretiker der Welt. Vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität erhielt der an der Columbia University lehrende Bhagwati gestern die Ehrendoktorwürde.

Es ist eine beeindruckende Liste, die Professor Irwin Collier, Leiter der Abteilung Wirtschaft am John-F.-Kennedy-Institut der Freien Universität vortrug:  Allein im renommierten Verlag MIT Press sind fünf Bände mit gesammelten wissenschaftlichen Publikationen und zwei Bände mit politischen Essays erschienen, über fünfzig weitere Bücher hat der Wirtschaftswissenschaftler Jagdish Bhagwati im Laufe seiner akademischen Karriere publiziert. „Sein Motto ist jedoch mit Sicherheit nicht: ‚Was man für den wissenschaftlichen Elfenbeinturm schreibt, bleibt auch im Elfenbeinturm‘“, sagte Collier in seiner Begrüßungsrede vor mehreren hundert  Gästen im Henry-Ford-Bau der Freien Universität.

Tatsächlich ist die theoretische Forschung Bhagwatis, der seit fast 30 Jahren an der Columbia University lehrt, nie weit entfernt von der Praxis und dem politischen Geschehen: Als Berater war er für die UN, die WTO und das indische Finanzministerium tätig. Zuletzt erregte er mit seinem Buch „Verteidigung der Globalisierung“ Aufsehen, das er auch mit Globalisierungskritikern wie Naomi Klein vehement diskutierte. Vor zwei Jahren machte er mit seiner deutlichen Kritik an den Finanzmärkten von sich reden.

Die Kombination aus internationaler Forschung und praktischer Umsetzung wurde auch von der Ersten Vizepräsidentin der Freien Universität, Professorin Monika Schäfer-Korting, besonders hervorgehoben. Schon ein Blick auf die Biographie zeige, dass „nicht nur Ihre akademischen Interessen, sondern auch Ihr Karriereweg als wirklich international“ bezeichnet werden könnten.

Sowohl sein unermüdlicher Einsatz für den Freihandel als auch seine akademischen Errungenschaften würden dem Ideal der Freien Universität Berlin – Veritas, Iustitia, Libertas – in besonderer Weise entsprechen.

Bhagwati wuchs in Indien auf, studierte in Cambridge und Oxford und promovierte 1967 am Massachusetts Institute  of Technology. Er lehrte als Wirtschaftsprofessor am MIT und gründete 1971 die Fachzeitschrift „Journal of International Economics“, bevor er 1980 an die Columbia ging.

Einer seiner prominentesten Studenten überhaupt war der heutige Princeton-Professor und Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman. Krugman, der seit 1998 ebenfalls Ehrendoktor der Freien Universität ist, hielt die Laudatio für seinen früheren Professor. Er verglich Bhagwatis Arbeiten mit Musik „die so grundsätzlich richtig und fundamental ist, dass bisweilen vergessen wird, welcher Komponist sie geschrieben hat“. Die Bedeutung  seiner Forschung könne jedoch nicht oft genug betont werden, sagte Krugman.

Bhagwati selbst nahm die Auszeichnung mit Humor entgegen. „In einem gewissen Alter häufen sich die Preise.“ In seiner Rede sprach er darüber, warum es auch in Zeiten der Krise so wichtig sei, an der Idee des Freihandels festzuhalten. In den Sechziger Jahren habe er an den wissenschaftlichen Grundlagen und den Theorien des Freihandels mitgearbeitet. Das Grundgefühl der Nachkriegsjahre sei von der Frage geprägt gewesen: Wenn Märkte voller Fehler sind – wie  können wir ihnen dann  trauen? Die Anti-Globalisierungsbewegung der 90er Jahre habe ihn angeregt, sich in seinem letzten Buch mit den globalisierungskritischen Argumenten und Thesen auseinanderzusetzen. Für ihn habe sich dabei gezeigt, dass der Freihandel dazu beiträgt, einige Probleme modernen Gesellschaften zu beheben.

Sein nächstes Buch wird sich dagegen mit der Frage auseinandersetzen, welche Bedingungen notwendig sind, um eine offene Gesellschaft zu unterstützen, die zwar für den Einzelnen Wohlstand verspricht, aber auch sozial gerecht ist. Dass Jagdish Bhagwati irgendwann die Lust an der Auseinandersetzung verliert, steht wohl nicht zu befürchten. In Kontroversen sieht er eine wichtige Voraussetzung für seine Forschung: „Am meisten kann man von den Menschen lernen, die nicht den eigenen Standpunkt vertreten.“