Springe direkt zu Inhalt

Das Akademische Außenamt in den ersten Jahren

Fragebogen der Pressestelle für eine Chronik der Freien Universität Berlin beantwortet durch das Akademische Außenamt inkl. eines Tätigkeitsberichts über den Zeitraum WS 1948/49 bis WS 1950/52 (AA/85)

21.09.2020

Fragebogen für die Erstellung einer Universitätschronik

Fragebogen für die Erstellung einer Universitätschronik
Bildquelle: Freie Universität Berlin, Universitätsarchiv, Außenamt, AA/85

Der Vorgang aus dem Jahr 1951 dokumentiert eine Anfrage der Pressestelle an das Akademische Außenamt der Freien Universität. In Kooperation mit dem Historischen Seminar und dem Institut für Publizistik soll eine Universitätschronik erstellt werden, welche den Zeitraum seit der Gründung 1948 bis ins Jahr 1951 abdecken und so einen Eindruck über die Gründung der Universität sowie über die Errichtung und Entwicklung der Institute, Seminare, Kliniken und Verwaltungsdienststellen bieten soll.

Dieser Fragebogen wurde vom Akademischen Außenamt beantwortet und die Antworten durch zusätzliches Material bereichert. So findet sich nicht nur als Ergänzung zum Fragebogen eine Schilderung der Entwicklung in den ersten Jahren und der Organisationsstruktur mit detaillierter Aufgabenbeschreibung, sondern auch ein sehr aussagekräftiger Tätigkeitsbericht. Dieser enthält eine Auflistung der eingeladenen Gastdozenten, gegliedert nach ihren Herkunftsländern und den einladenden Fakultäten sowie den jeweiligen Semestern. Auch die einzelnen Fächer, die die Gastdozenten abdeckten, lassen sich so aus den Angaben ablesen. Zudem wird die Arbeit des Außenamts im Kontext des sich im Aufbau befindlichen Studentenaustauschs dokumentiert.

Auffällig ist das stete Wachstum in Hinblick auf die Gesamtzahl der pro Semester eingeladenen Gastdozenten. Im Wintersemester 1948/49 wurde lediglich mit Prof. Paul Hindemith ein immerhin sehr prominenter Gastdozent für die noch in Gründung befindliche Universität gewonnen. Im darauffolgenden Semester waren es bereits (der detaillierten Auflistung und nicht der abweichenden Angabe vom 24.09.1951 folgend) 21 Gastdozenten, hier wäre vielleicht besonders Prof. Siegmund Neumann herauszuheben und im WS 1949/50 wurde bereits die Zahl von 30 Gastdozenten überschritten. Im nun folgenden Semester hatten sich die Zahlen im Vergleich zum vorangegangenen bereits fast verdoppelt, um im darauffolgenden und als letztes im Tätigkeitsbericht dokumentierten Semester, das Sommersemester 1951, konstant zu bleiben. Hier fällt die Einladung Prof. Ernst Fraenkels auf, welcher 1963 der erste Direktor des John-F.-Kennedy-Instituts an der FU werden sollte.
Auffällig ist zudem die sehr hohe Anzahl an Gastdozenten aus den USA. Dies verweist zum einen auf die spezifische Gründungsgeschichte der Universität sowie auf die Finanzierung über amerikanische Mittel und macht zum anderen auch schon in frühen Jahren die internationale Ausrichtung der Netzwerkuniversität und auch, über die hohe Zahl an Einladungen von westdeutschen Dozenten, die Orientierung zu den Westmächten bzw. zum westlich-kapitalistischen Block deutlich.

So lässt sich aus diesem Dokument, neben rein hochschulspezifischen Aspekten, wie etwa der Möglichkeit Rückschlüsse aus der Verteilung der Gastdozenten auf die einzelnen Fakultäten zu ziehen, sehr viel über die deutsch-deutsche Geschichte, die Blockkonfrontation oder etwa zur großen Politik der Nachkriegszeit und der herrschenden Denkmuster sowie vielleicht auch zu Mentalität und Lebensgefühl herauslesen.

Diesen Ansätzen, aber auch vielem mehr, etwas zu den Gastdozenten, der Gründung, dem Aufbau und der Entwicklung der Universität, kann über die Arbeit mit den Beständen des Universitätsarchivs nachgegangen werden. In dem hier vorliegenden Kontext wären die Bestände des Akademischen Außenamts, der Außenkommsission, des Rektorats, des Kurators und der Kuratorialverwaltung oder auch die Akten der Gastdozenten oder der (ausländischen) Studenten der FU von besonderem Interesse. Gerne können Sie auch die hier beschriebenen Unterlagen, für die der Fragebogen repräsentativ steht, vollständig einsehen.