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Replace! Reduce! Refine!

Das 3R-Prinzip

Die Querschnitte durch Humanhaut ex vivo (links) und durch rekonstruierte Humanhaut (rechts) zeigen große Ähnlichkeiten und sind Ausgangspunkt für die Nutzung von rekonstruierter Humanhaut in der Erforschung von Hautkrankheiten.

Die Querschnitte durch Humanhaut ex vivo (links) und durch rekonstruierte Humanhaut (rechts) zeigen große Ähnlichkeiten und sind Ausgangspunkt für die Nutzung von rekonstruierter Humanhaut in der Erforschung von Hautkrankheiten.
Bildquelle: Christian Hausmann

Das sogenannte 3R-Prinzip geht auf den Zoologen William Russel und den Mikrobiologen Rex Burch zurück. 1959 formulierten sie in einem gemeinsamen Buch The Principles of Humane Experimental Technique ihr Konzept für eine tierschutzkonforme und unter ethischen Gesichtspunkten gerechtfertigte Forschung.

Die „3R“ gewannen in den folgenden Jahrzehnten stetig an Akzeptanz und sind heute die Grundlage zahlreicher nationaler und internationaler gesetzlicher Regelungen zum Schutz von Versuchstieren. So verpflichtet beispielsweise der 4. Artikel der Tierschutzrichtlinie 2010/63/EU Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller EU-Mitgliedsstaaten auf den „Grundsatz der Vermeidung, Verminderung und Verbesserung von Tierversuchen“.

Was bedeuten die 3R in der Forschung ganz konkret? Welche Fortschritte wurden bereits möglich und wo liegen die Grenzen?

Replacement (Vermeidung)

Dieser Begriff umfasst alle experimentellen Ansätze und Verfahren, die zu einem vollständigen Ersatz von Tierversuchen führen. Zum Beispiel: Versuche in Zellkulturen (in vitro) oder Computersimulationen (in silico).

Seit 2013 sind Tierversuche für die Testung von Kosmetika und ihren Bestandteilen in der EU verboten. Um dies zu ermöglichen, erhielten Wissenschaftler aus Industrie und Hochschulen nationale und europäische Fördermittel. Von der OECD anerkannte Testverfahren sind beispielsweise die Prüfung auf Irritation (OECD Richtlinie 439), Phototoxizität (432) und Korrosion der Haut (431) sowie die Prüfung auf ein allergenes Potential (442).

Reduction (Verringerung)

Dieses Prinzip beschreibt die Verpflichtung alles zu unternehmen, um mit der geringstmöglichen Zahl an Versuchstieren ein Maximum an Erkenntnisgewinn zu erzielen. Dies lässt sich durch kluges Versuchsdesign realisieren, insbesondere durch eine statistische Optimierung; ebenso auch durch Koordinierung mehrerer Forschungsvorhaben und die gemeinsame Nutzung von experimentellen Daten und Geweben der Versuchstiere.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Reduktion von Tierversuchen ist die EU-Chemikalien-Richtlinie REACH, die den Alternativmethoden klare Priorität einräumt. Neben vielen anderen dienen die oben genannten OECD Prüfmethoden auch der Chemikalientestung. Hinzu kommen viele andere, die der Erfassung potentieller Schädigungen anderer Organe dienen.

Ist ein Tierversuch unverzichtbar, wie etwa bei der Entwicklung von Arzneimitteln zum Schutz des Menschen aber auch in der Grundlagenforschung, zum Beispiel zu den Ursachen von menschlichen Erkrankungen, darf dieser das Tier nicht mehr als vermeidbar belasten.

Refinement (Verfeinerung)

Sowohl bei Zucht und Haltung als auch bei der Versuchsdurchführung muss die Belastung der Tiere auf ein Minimum reduziert werden. Dieser Forderung lässt sich durch verbesserte Haltungsbedingungen, Sachkunde der Personen, die mit den Tieren umgehen, der Auswahl der jeweils schonendsten Versuchsmethode sowie eine konsequente Schmerzausschaltung und -behandlung bei den Tieren nachkommen.

Ein Tierversuch darf nur durchgeführt werden, wenn keine Alternativmethode zur Verfügung steht (Unerlässlichkeit), die wissenschaftliche Fragestellung einem der zulässigen Zwecke zuzuordnen ist und die Durchführung ethisch vertretbar ist.