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Vereinbarkeit leben – Der „Dual Career & Family Service“ der Freien Universität

Die neue Serie „Was macht eigentlich …?“ wirft einen Blick auf Einrichtungen der Freien Universität, die den Alltag auf dem Campus ermöglichen. Den Anfang macht der „Dual Career & Family Service“.

08.12.2025

„Dual Career & Family Service“ (DCFAM) eine Anlaufstelle geschaffen, die nicht nur berät, sondern Brücken baut – zwischen Lebensphasen, zwischen Generationen, zwischen Campus und Kinderzimmer.

„Dual Career & Family Service“ (DCFAM) eine Anlaufstelle geschaffen, die nicht nur berät, sondern Brücken baut – zwischen Lebensphasen, zwischen Generationen, zwischen Campus und Kinderzimmer.
Bildquelle: Dual Career & Family Service

Beruf, Studium und Familie unter einen Hut zu bringen, ist oft mehr als nur eine organisatorische Herausforderung. Die Freie Universität hat dafür mit dem „Dual Career & Family Service“ (DCFAM) eine Anlaufstelle geschaffen, die nicht nur berät, sondern Brücken baut – zwischen Lebensphasen, zwischen Generationen, zwischen Campus und Kinderzimmer. Fünf Stimmen aus der Universität erzählen, wie aus einem Service eine Haltung wurde.

Wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, verändert sich alles: Routinen, Prioritäten – und manchmal auch der Blick auf den eigenen Arbeitsplatz. Miriam Juchem kennt diese Umbrüche aus nächster Nähe. In ihrem Büro im DCFAM laufen täglich E-Mails, Anrufe und Fragen zusammen – oft zwischen Freude, Erschöpfung und ganz praktischem Informationsbedarf.

Miriam Juchem, Mitarbeiterin des „Dual Career & Family ­Service“ berät nicht nur zum Thema Kind, immer öfter ist ihre Expertise auch beim Thema Pflege gefragt.

Miriam Juchem, Mitarbeiterin des „Dual Career & Family ­Service“ berät nicht nur zum Thema Kind, immer öfter ist ihre Expertise auch beim Thema Pflege gefragt.
Bildquelle: privat

„Wir bieten vor allem Beratung an – natürlich zu allem rund um die Vereinbarkeit von Studium und Familie, aber auch Beruf und Familie“, erzählt sie. „Wir versuchen immer, noch am selben Tag zu antworten und einen Termin anzubieten – telefonisch, persönlich oder über Webex.“ Doch Juchem weiß, dass es selten nur um Formulare oder Fristen geht. Oft sind die Situationen emotional aufgeladen: „Ich bin schwanger – was kommt jetzt auf mich zu?“ Dann geht es um Mutterschutz, Elternzeit, Elterngeld oder Kita-Gutscheine. 

Und immer öfter auch um ein Thema, das lange wenig sichtbar war: Pflege. „Meine Kollegin Monika Oellers-Reis hat sich zur Pflegelotsin ausbilden lassen, da das bisherige Beratungsangebot mit den Pflegestützpunkten einmal im Quartal nicht mehr ausgereicht hat – und die Nachfrage boomt.“ Zunehmend melden sich Studierende oder Beschäftigte, die Angehörige pflegen. „Früher war das Care-Thema vor allem mit Kindern verknüpft, jetzt geht es auch um Eltern, Großeltern, Freundeskreis. Das ist Teil vieler Biografien geworden“, erklärt Juchem. Der DCFAM schafft Raum für diese Realität – und für den Mut, sie offen anzusprechen.

Dr. Thomas Weitner, Mitarbeiter in der „Koordinationsstelle für ­wissenschaftliche Integrität“: „Dass Still- und Wickelzimmer flächen­deckend zur Verfügung stehen, ist keine Selbstverständlichkeit.“

Dr. Thomas Weitner, Mitarbeiter in der „Koordinationsstelle für ­wissenschaftliche Integrität“: „Dass Still- und Wickelzimmer flächen­deckend zur Verfügung stehen, ist keine Selbstverständlichkeit.“
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Als Dr. Thomas Weitner Vater wurde, suchte er auch ein bisschen Orientierung. Nicht zwischen Windeln und Wochenbettlektüre, sondern im Dschungel der Formulare und Möglichkeiten. „Ich hatte das Gefühl, ich habe mit dem Family Service einen Ort, da kann ich hinkommen. Da wird mir einfach gesagt, was jetzt wichtig ist“, erinnert er sich. „Ich hatte jemanden, wo ich Rückfragen stellen kann und der sagt: Das hier kann man machen, das muss man aber nicht. Das war sehr hilfreich.“ 

Weitner arbeitet in der „Koordinationsstelle für wissenschaftliche Integrität“ der Freien Universität. Seit Jahren nutzt er die Infrastruktur, die der DCFAM mit aufgebaut hat. „Dass Still- und Wickelzimmer flächendeckend zur Verfügung stehen, ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt er. „Und die Eltern-Kind-Zimmer sind für uns fast schon eine feste Größe geworden – meine Kinder wollen da gar nicht mehr weg.“ Die „Kita an der FU Berlin“, in der seine Kinder betreut wurden, beschreibt er als „Ort, an dem die Chemie stimmt“. Pädagogisches Konzept, verlässliche Betreuung und die Lage im Grünen – für ihn eine ideale Kombination. „Ich fahre jeden Tag zehn Kilometer mit dem Rad hin, einfach weil ich weiß, wie gut es dort läuft“, erzählt er. Für Weitner ist die Universität mehr als ein Arbeitsplatz. Sie ist ein Ort, an dem Familie mitschwingen darf – und das, sagt er, sei etwas Besonderes.

Stephan Töpper, Leiter des „Referats Digitale Kommunikation“ in der „Stabsstelle Kommunikation und Marketing“: „Man hört ab und an Kinderstimmen auf den Fluren – das gehört hier einfach dazu.“

Stephan Töpper, Leiter des „Referats Digitale Kommunikation“ in der „Stabsstelle Kommunikation und Marketing“: „Man hört ab und an Kinderstimmen auf den Fluren – das gehört hier einfach dazu.“

Auch Stephan Töpper, Leiter des „Referats Digitale Kommunikation“ in der „Stabsstelle Kommunikation und Marketing“ der Freien Universität, hat die Angebote des DCFAM über viele Jahre erlebt. „Meine Kinder wurden insgesamt fast zehn Jahre in der ‚Kita an der FU Berlin‘ betreut – mit großer Zufriedenheit und großem Vertrauen in die Erzieherinnen und Erzieher“, sagt er. Die Nähe zum Arbeitsort sei dabei Gold wert gewesen. „Gerade wenn man mal spontan abholen musste oder das Kind mit ins Büro kam – das war einfach möglich.“ Für ihn ist Vereinbarkeit nicht nur eine Frage von Strukturen, sondern auch von Haltung. „Es hängt an der Kultur innerhalb einer Universitätseinrichtung, dass Vereinbarkeit mitgetragen wird. Man hört ab und an Kinderstimmen auf den Fluren – das gehört hier einfach dazu.“ Er erinnert sich auch an das „Kids Camp“, eine gemeinsame Ferienfreizeit des DCFAM und der „Zentraleinrichtung Hochschulsport“ der Freien Universität. „Die Mischung aus sportlichen Aktivitäten und wissenschaftlichen Angeboten ist hervorragend. Die Kinder waren begeistert, und für uns Eltern war es ein verlässliches, gut organisiertes Angebot.

Stephan Töpper weiß, dass sich Bedürfnisse im Laufe der Jahre verändern – und dass genau dies die Herausforderung ist. „Wenn die Kinder geboren sind, stürmen plötzlich viele To-dos auf die Eltern ein. Dann braucht man schnelle Informationen, Strukturen und jemanden, der schon mal da war. Später, wenn die Kinder größer sind, sind andere Angebote wichtig. Das ist ein ständiger Wandel – und der Family Service muss ihn mitgehen.“

Rebecca Mak, Leiterin der „Stabsstelle Diversity und Anti­diskriminierung“: „Die Notfallbetreuung, organisiert über die Agentur ‚KidsMobil‘, ist für viele Familien ein Rettungsanker.“

Rebecca Mak, Leiterin der „Stabsstelle Diversity und Anti­diskriminierung“: „Die Notfallbetreuung, organisiert über die Agentur ‚KidsMobil‘, ist für viele Familien ein Rettungsanker.“
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Rebecca Mak, Leiterin der „Stabsstelle Diversity und Antidiskriminierung“ der Freien Universität, weiß genau, was es bedeutet, wenn Betreuung plötzlich ausfällt. „Ich liebe den Family Service, weil sie eine wirklich sehr unkomplizierte Kinder-Notfallbetreuung anbieten“, sagt sie. Die Notfallbetreuung, organisiert über die Agentur „KidsMobil“, ist für viele Familien ein Rettungsanker. „Man stellt einen Antrag, der von der oder dem Vorgesetzen unterschrieben werden muss, und dann schicken sie eine Kinderbetreuung – nach Hause oder an die Uni. Als die Kinder kleiner waren, habe ich sie immer nach Hause bestellt und konnte dann im Nebenzimmer arbeiten. Das hat bei mir immer gut geklappt.“

Mak weiß, wie viel Erleichterung das bedeutet – besonders bei Kindern mit chronischen Erkrankungen. „Für uns war das oft total wichtig, dass jemand für ein paar Stunden da ist. Die Betreuerinnen und Betreuer waren immer super nett und engagiert.“ Als ihre Kita eines Tages kurzfristig wegen eines Streiks dann doch schließen musste, stellte sie noch am selben Tag den Antrag auf Notfallbetreuung. Am nächsten Morgen stand eine qualifizierte Betreuungsperson vor der Tür. Ihr Kind war versorgt, sie konnte arbeiten – und wusste: Auf diesen Service ist Verlass.

Daniel Hippich leitet den „Dual Career & Family Service“: „Die neue Dienstvereinbarung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit ­ermöglichte ­Beschäftigten, die mit Care-Aufgaben betraut sind, zeitlich und ­räumlich flexibel zu arbeiten.“

Daniel Hippich leitet den „Dual Career & Family Service“: „Die neue Dienstvereinbarung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit ­ermöglichte ­Beschäftigten, die mit Care-Aufgaben betraut sind, zeitlich und ­räumlich flexibel zu arbeiten.“
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Auch Daniel Hippich, Leiter des DCFAM, sieht die Verantwortung der Universität nicht nur in der Organisation, sondern in der Gestaltung einer chancengerechten Arbeits- und Studienkultur. „Besonders Frauen sind häufig mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert, da sie neben ihrer beruflichen Tätigkeit weiterhin den größten Anteil an unbezahlter Care-Arbeit übernehmen – etwa bei der Kinderbetreuung und der Pflege von Angehörigen“, sagt er. Mit der „Chancengleichheitssatzung“, die am 14. Februar 2024 veröffentlicht wurde, hat sich die Freie Universität das Ziel gesetzt, geschlechtergerechte Lehr-, Lern- und Arbeitsumgebungen zu schaffen. Ein wichtiger Schritt sei auch die neue „Dienstvereinbarung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit und zum mobilen Arbeiten“, die „DV Flex“. Sie ermögliche Beschäftigten, die mit Care-Aufgaben betraut sind, zeitlich und räumlich flexibel zu arbeiten – „ein echter Fortschritt hin zu mehr Selbstbestimmung und Entlastung im Alltag“, erklärt Hippich.

Dieses familienbewusste Engagement, das sich in der Gestaltung von Studienbedingungen und Personalpolitik widerspiegelt, zeichnet die Freie Universität seit Jahren aus – als mehrfach zertifizierte „Familiengerechte Hochschule“.

Ob Pflegeberatung, Kita, Notfallbetreuung oder „Kids Camp“ – hinter all diesen Angeboten steht ein Gedanke, der weit über reine Organisation hinausgeht: Vereinbarkeit ist keine Zusatzleistung, sondern Ausdruck einer verantwortungsbewussten Arbeitskultur. Der „Dual Career & Family Service“ unterstützt Eltern und Pflegende dabei, Studium, Forschung und Familie miteinander zu vereinbaren – auch dann, wenn es im Alltag einmal eng wird.