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Revolte im Bild

Bernard Larssons Aufnahmen im Universitätsarchiv

08.12.2025

Bei einer Demonstration gegen den Schah von Persien wurde der Student Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 erschossen. Bernard Larsson hielt die tragische Szene mit seiner Kamera fest.

Bei einer Demonstration gegen den Schah von Persien wurde der Student Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 erschossen. Bernard Larsson hielt die tragische Szene mit seiner Kamera fest.
Bildquelle: Freie Universität Berlin, Universitätsarchiv, Foto Bernard Larsson

Ein Schuss knallt vor der „Deutschen Oper“ im Berliner Stadtteil Charlottenburg: Benno Ohnesorg, 26-jähriger Student der Freien Universität, sackt zusammen, während sich eine junge Frau über ihn beugt – mitten in der Demonstration gegen den Staatsbesuch von Schah Mohammad Reza Pahlavi am 2. Juni 1967. Der schwedische Fotograf Bernard Larsson ist an dem Tag dicht dabei, sein Blick ebenso unerschrocken wie präzise. Mit der Kamera hält er die Emotionen fest, das Chaos, die Verzweiflung und den aufkeimenden Zorn der Studierenden. Dieses Foto, wie viele seiner anderen, vermittelt das Aufbegehren und die Dynamik der studentischen Protestbewegung, als wären wir selbst mitten im Geschehen.

„Erschossen werden, weil man seine Meinung äußert, das war der Gipfel der Repression“, sagte Larsson einst im Interview mit dem „Deutschlandfunk Kultur“. Unerträglich sei das für ihn gewesen. Es war sein letztes Foto von den Studentenprotesten.

Im August 2024 konnte das Universitätsarchiv der Freien Universität 105 von Larssons Fotografien in seinen Bestand aufnehmen. Möglich wurden der Ankauf inklusive der Nutzungs- und Verwertungsrechte sowie die Digitalisierung der großformatigen Aufnahmen durch die Unterstützung der Ernst-Reuter-Gesellschaft.

Die Fotos dokumentieren die Jahre 1966 und 1967 an der Freien Universität mit beeindruckender Nähe zum Geschehen: Demonstrationen, Sit-ins, Protestversammlungen – große Menschengruppen, Transparente, markante Gesten am Mikrofon. Bekannte studentische Führungspersönlichkeiten wie Rudi Dutschke oder Knut Nevermann treten ebenso in den Vordergrund wie die Provokationen der „Kommune 1“.

Der schwedische Fotograf Bernard Larsson fotografierte viel rund um die studentischen Proteste der 1960er-Jahre. Seine Fotos zeigte er 2016 im Rahmen der Sonderausstellung „Leaving is Entering“ im Berliner „Museum für Fotografie“.

Der schwedische Fotograf Bernard Larsson fotografierte viel rund um die studentischen Proteste der 1960er-Jahre. Seine Fotos zeigte er 2016 im Rahmen der Sonderausstellung „Leaving is Entering“ im Berliner „Museum für Fotografie“.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Studentische Perspektive

„Bei Bernard Larsson handelt es sich um einen Fotografen, der ikonische Bilder schuf“, erläutert Dr. Birgit Rehse, Leiterin des Universitätsarchivs. „Die Aufnahmen zeigen Menschen auf dynamische Art in Bewegung und vermitteln damit ein recht eindrückliches Abbild der Ereignisse. Für das Universitätsarchiv schließt die Anschaffung der Fotos eine Lücke in der Überlieferung: Mit diesen Fotos werden nicht nur die bewegten Jahre des studentischen Protests an der Freien Universität im Bild dokumentiert.“ Hinzu komme, so Rehse, dass es sich um Aufnahmen aus der studentischen Perspektive handele, die mit den Dokumenten des im Universitätsarchiv bewahrten „APO-Archivs“ korrelieren – nun ergänzt um das fotografische Medium, unmittelbar, lebendig, direkt. „So entsteht auch ein wichtiger Gegenpol zur Überlieferung aus der Perspektive der Hochschulleitung und -verwaltung, wie sie bislang in den Beständen des Universitätsarchivs bewahrt wurde.“

Weitere Informationen

Die Bilder im Universitätsarchiv

Die erschlossenen und digitalisierten Aufnahmen sind öffentlich zugänglich und bieten allen Interessierten einen intensiven visuellen Zugang zu den Ereignissen jener Jahre. Bei Fragen zur Nutzung und Verwertung der Bilder steht das Universitätsarchiv gerne zur Verfügung: archiv@fu-berlin.de