„Fünf Jahre nach den Massenprotesten auf dem Kairoer Tahrir-Platz und angesichts eines brutalen Polizeistaates, der öffentliche Kritik an sozialen Verhältnissen nicht duldet, möchten wir dem Thema Frauenrechte in Ägypten mit dieser Veranstaltung ein Forum geben“, erklärt Dr. Bettina Gräf, Geschäftsführerin der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies an der Freien Universität Berlin. In der Gesprächsrunde werde die Frage im Zentrum stehen, ob es heute in Ägypten noch Spielräume für den Kampf für Frauenrechte gibt, und wo diese zu verorten sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren außerdem über die Frage, welche Strukturen die sexuelle Gewalt in Ägypten in einem solchen Ausmaß ermöglichen, dass Reiseführer Frauen mittlerweile explizit vor dem Besuch einiger Kairoer Stadtteile warnen. Sie erörtern, ob man angesichts der gleichgestellten Partizipation von Frauen an den Protesten von 2011 über die Themen geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt tatsächlich noch als gesamtgesellschaftliche Probleme sprechen kann und welche Rolle der Staat bei dem Phänomen der sexuellen Gewalt spielt.

Es diskutieren die Professorin für Gender Studies und Islamwissenschaft Bettina Dennerlein von der Universität Zürich, die Frauenrechtsaktivistin und Politikwissenschaftlerin Dina Wahba von der Freien Universität Berlin und die Mitgründerin des Projekts Sidewalk Stories Anna-Theresa Bachmann von der Universität Marburg sowie Jannis Grimm von der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies. Moderiert wird das Gespräch von Asala Bader vom Berliner Institut für Empirische Integrations- und Migrationsforschung.

„Sidewalk Stories – Frauen im Öffentlichem Raum Kairos“ ist ein Workshop-Projekt, das 2015 von Studierenden der Universität Marburg organisiert wurde. Im Rahmen von zwei Workshops kamen 25 junge Frauen aus unterschiedlichen Ländern (Ägypten, Brasilien, Deutschland, Polen und den USA), um zu diskutieren wie ihre Geschlechter-Zugehörigkeit ihre Bewegungsfreiheit im Männer-dominierten öffentlichen Raum Kairos beeinflusst. Der Erfahrungsaustausch sollte dabei im Vordergrund stehen, aber auch die Möglichkeit, Strategien in einer vorurteilsfreien Atmosphäre auszutauschen. Außerdem diskutierten die Teilnehmerinnen, wie die Gesellschaft ihrer Geschlechter-Identität formt und wie sich sexuelle Belästigung auf ihr Leben in der Stadt auswirkt – ein Phänomen, von dem Einschätzungen der Vereinten Nationen zufolge 99,3 % der Frauen in Ägypten betroffen sind.