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Lehrpreis 2015 der Freien Universität Berlin: Logikausbildung 3.0

Die Auszeichnung wird für Einführung in moderne, computer-basierte Beweisassistenzsysteme für Masterstudierende der Philosophie, Mathematik und Informatik vergeben

Nr. 022/2016 vom 01.02.2016

Ein Lehrprojekt, das Studierende an den aktuellen Forschungsstand in der Logik interdisziplinär heranführt, wird mit dem Lehrpreis 2015 der Freien Universität Berlin ausgezeichnet. Ziel des forschungsorientierten Kurses für Masterstudierende in den Fächern Philosophie, Mathematik und Informatik ist es unter anderem, in die Benutzung computer-basierter Beweisassistenzsysteme einzuführen. Mit dieser Methode war es dem Organisator der geplanten Lehrveranstaltung, dem Informatiker Dr. Christoph Benzmüller von der Freien Universität Berlin, gelungen, 2013 gemeinsam mit einem Fachkollegen von der TU Wien den sogenannten Gottesbeweis des österreichischem Mathematikers Kurt Gödel (1906–1978) zu überprüfen. Dabei hatte der Computer sogar relevante neue Erkenntnisse zum Gottesbeweis aufdecken können. Der Lehrpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 11. April verliehen. Neben dem Preisträgerprojekt werden in diesem Jahr zwei weitere Lehrprojekte gewürdigt.

„Der Logikausbildung kommt an den meisten Universitäten immer noch eine eher bescheidene Rolle zu“, sagt Christoph Benzmüller. Sie fände kaum fächerübergreifend statt, die relevanten interdisziplinären Diskussionen in diesem innovativen Bereich spielten keine Rolle. Mit dem Seminar will der Preisträger dazu beitragen, dass ein „in der Mathematik wie in der theoretischen Philosophie sich anbahnender Paradigmenwechsel" bereits in der Lehre im Masterstudium vermittelt werde. Zunehmend würden in diesen Fächern "informale, Papier-und-Bleistift-Beweise und -Argumente durch formal-logische, computer-verifizierte Gegenstücke" ergänzt oder gar ersetzt. An der Konzeption des Lehrprojekts waren auch die beiden Doktoranden Max Wisniewski und Alexander Steen beteiligt.

Das Projekt zeige, wie aktuelle Forschung für die Lehre fruchtbar gemacht werden könne, sagt Prof. Dr. Hoffmann-Holland, Vizepräsident der Freien Universität Berlin für Lehre und Studium. „Das Gelernte kann in einer Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz kommen. Das Feld der Logik ist zukunftsorientiert und verbindet verschiedene Disziplinen.“ Das Projekt trage nachhaltig zur Weiterentwicklung forschungsorientierter Lehre (FoL) an der Freien Universität Berlin bei.

Neben dem prämiierten Projekt werden zwei weitere eingereichte Lehrinitiativen von der Preis-Jury gewürdigt und sie werden bei ihrer Umsetzung unterstützt:

  • Prof. Dr. Katja Liebal, Professorin für Vergleichende Entwicklungspsychologie an der Freien Universität, will Studierende an Verhaltensbeobachtung im Feld heranführen und dazu mit einer Gruppe junger Biologen und Psychologen in der Schimpansen-Auffangstation Chimfunshi im südafrikanischen Sambia nicht nur Forschungsdaten aufnehmen, sondern auch die Bedingungen hinterfragen, unter denen das Verhalten von Menschenaffen erforscht wird.
  • Prof. Dr. Martha Ch. Lux-Steiner, Leiterin des Instituts für Heterogene Materialsysteme des Helmholtz-Zentrums Berlin und Professorin an der Freien Universität Berlin, hatte sich mit dem Lehrprojekt „Internationale Sommer-Universität zu erneuerbaren Energien, ISUenergy“ beworben. Die Veranstaltung findet bereits seit 2009 in Kooperation mit mehreren internationalen Partnereinrichtungen statt und richtet sich an Masterstudierende und Doktoranden.

Der zentrale Lehrpreis ist Teil des Konzepts der Freien Universität Berlin zur forschungsorientierten Lehre (FoL). Ausgezeichnet werden herausragende hochschuleigene Lehrkonzepte und -projekte, die Ergebnisse der Spitzenforschung in die universitäre Lehre überführen. Im Unterschied zu den personenbezogenen Lehrpreisen, die von verschiedenen Fachbereichen der Freien Universität Berlin vergeben werden, prämiiert der zentrale Lehrpreis innovative Lehrprojekte, die im Laufe des folgenden Akademischen Jahrs umgesetzt werden sollen. Der Preis, der bereits zum dritten Mal verliehen wird, hat einen jährlich wechselnden Schwerpunkt. 2015 wurden Ideen für Lehrveranstaltungen gesucht, die „forschungsorientiert & nachhaltig“ sind.

Die Auszeichung sowie das Konzept „Forschungsorientierte Lehre“ sind zentrale Bestandteile des Zukunftskonzepts Veritas – Iustitia – Libertas. Internationale Netzwerkuniversität, mit dem die Freie Universität Berlin in der Exzellenziniative des Bundes und der Länder 2012 erneut den Exzellenzstatus errang. Im Jahr 2013 wurde mit dem Lehrpreis ein deutsch-israelisches Austauschprojekt für Lehramtsstudierende unter der Leitung von Martin Lücke, Professor für Geschichtsdidaktik an der Freien Universität Berlin, ausgezeichnet. Den Lehrpreis 2014 erhielt ein Projekt von Rainer Haag, Professor für Chemie an der Freien Universität Berlin, bei dem Studierende anwendungsorientierte Projekte einem Praxistest unterwerfen konnten.

Weitere Informationen

Dr. Nina Diezemann, Presse und Kommunikation, Freie Universität Berlin, Telefon 030 838-73190, E-Mail: nina.diezemann@fu-berlin.de

Im Internet

www.fu-berlin.de/fol