Feminismus und die Philosophie des Leibes
Öffentliche Vorlesungsreihe an der Freien Universität Berlin Erster Termin 20. Oktober 2015
Nr. 300/2015 vom 09.10.2015
Der Feminismus und die Philosophie des Leibes sind Thema einer Ringvorlesung, die im Rahmen des Offenen Hörsaals im Wintersemester 2015/2016 an der Freien Universität stattfindet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland stellen Ergebnisse aus der interdisziplinären phänomenologischen Forschung aus feministischer Perspektive vor. Dabei soll die Suche nach einer Sprache für die leibliche Erfahrung im Mittelpunkt stehen. Fragen, denen die Wissenschaftler in ihren Vorträgen nachgehen, sind etwa „Wenn das Erleben immer leiblich ist, welche Rolle spielt dabei das Geschlecht?“, „Wie gehen gesellschaftliche Machtverhältnisse, Normen und Diskurse in die Beschreibungen des eigenen Erlebens ein?“ oder „Wie kann trotzdem noch der Eigensinn des Erlebens zur Geltung kommen?“ Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Sara Heinämaa von der Universität Helsinki zum Thema „Embodiment and Gender: A Phenomenological Approach“ (Verkörperung und Geschlecht: Ein phänomenologischer Ansatz). Alle Veranstaltungen der Ringvorlesung sind öffentlich, der Eintritt ist frei; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Die Phänomenologie vertritt ein Wissenschaftsprogramm, das sich in seinen Anfängen als Bewegung verstand und antrat, die Philosophie stärker an die Lebenswirklichkeit zurückzubinden. Sie nahm das Erleben zu ihrem Ausgangspunkt und entwickelte den Begriff des Leibes, denn es ist nach dieser Sicht der Leib, der als Mittel der Orientierung in der Welt Erfahrung allererst ermöglicht. „Neuerdings überprüft die Phänomenologie ihr reichhaltiges Vokabular zur Beschreibung leiblicher Erfahrung anhand empirischer Forschungen“, erläutert Dr. Hilge Landweer, Professorin am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin, die die Vorlesungsreihe gemeinsam mit Isabella Marcinski konzipiert hat. Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen wie die Geschlechterforschung nutzen phänomenologische Kategorien und entwickeln sie praktisch und theoretisch weiter.
Seit über zwei Jahrzehnten bietet die Freie Universität mit ihren öffentlichen Vorlesungen im Rahmen des Offenen Hörsaals einem breiten Publikum die Möglichkeit, teilzuhaben an wissenschaftlich fundierten Analysen aktueller Probleme, allgemein verständlich dargebotenen neuen Forschungsergebnissen aus allen Wissenschaftsgebieten und aus Dialogen, Diskussionen und Gesprächen über Wissenschaft, Gesellschaft, Natur und Technik.
Weitere Informationen
Zeit, Ort und Programm
- Dienstags von 18.15 bis 20.00 Uhr. Erster Termin: 20. Oktober 2015
- Freie Universität Berlin, Institut für Philosophie, Vortragsraum im Untergeschoss, Habelschwerdter Allee 30, 14195 Berlin. U-Bahnhof Dahlem-Dorf oder Thielplatz (U3). Bus 110, M 11, X 83.
- Programm unter: www.fu-berlin.de/sites/offenerhoersaal/offener-hoersaal-winter-semester-2015-16-programm.pdf
Kontakt
- Prof. Dr. Hilge Landweer, Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-520 00, E-Mail: landweer@zedat.fu-berlin.de
- Isabella Marcinski M. A., Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-520 00, E-Mail: isabella.marcinski@fu-berlin.de
Programm
20. Oktober 2015
Prof. Dr. Sara Heinämaa (Philosophie, Universität Helsinki)
"Embodiment and Gender: A Phenomenological Approach"
27. Oktober 2015
Prof. Dr. rer. cur. Sabine Dörpinghaus (Hebammenkunde, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen)
„Das Gespür der Hebamme“
3. November 2015
PD Dr. Ute Gahlings (Philosophie, Technische Universität Darmstadt)
„Weibliche Leiberfahrungen zwischen Faktizität und Entwurf. Aspekte einer feministischen Phänomenologie des Leibes“
10. November 2015
Prof. Dr. Robin May Schott (Philosophie, Danish Institute for International Studies)
“Sexual violence and the discourses of vulnerability”
17. November 2015
Prof. Dr. Jan Slaby (Philosophie, Freie Universität Berlin)
„Die Kraft des Zorns: Feminismus, Affekt und Politik“
24. November 2015
Prof. Dr. Linda Fisher (Gender Studies, Central European University, Budapest)
“Feminist phenomenology of illness experience”
1. Dezember 2015
Dr. Maren Wehrle (Philosophie, Katholische Universität Leuven)
„Normale und normalisierte Erfahrung. Das Ineinander von Diskurs und Erfahrung“
8. Dezember 2015
Prof. Dr. Sigridur Thorgeirsdottir (Philosophie, University of Iceland)
“Philosophie des Körpers – Philosophie im Körper“
15. Dezember 2015
Prof. Dr. Christina Schües (Philosophie und Kunstwissenschaft, Leuphana Universität Lüneburg“
„Epistemische Ungerechtigkeit. Einsatzorte feministischen Wahrnehmens“
5. Januar 2016
Prof. Dr. Debra Bergoffen (Philosophie, American University Washington DC)
“The flight from vulnerability”
12. Januar 2016
Prof. Dr. Veronica Vasterling (Philosophie, Radbound Universität Nijmegen)
„Phenomenology and performativity: a new concept of the sexed-gendered body”
19. Januar 2016
Prof. Dr. Jenny Slatman (Philosophie, Universität Maastricht)
„Phenomenological materialism: experiencing the body’s materiality”
26. Januar 2016
Prof. Dr. Robert Gugutzer (Sportwissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main)
„Phänomenologie männlicher Leiberfahrungen“
2. Februar 2016
PD Dr. Silvia Stoller (Philosophie, Universität Wien)
„Die Erfahrung anonymer Geschlechtlichkeit“
9. Februar 2016
Dr. Ingrid Vendrell Ferran (Philosophie, Friedrich-Schiller-Universität Jena)
„Männlichkeit als Ideal (Tugend) oder soziale Konstruktion? Eine phänomenologische Perspektive“