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Literaturwissenschaftler Eberhard Lämmert gestorben

Ehemaliger Präsident der Freien Universität Berlin wurde 90 Jahre alt

Nr. 123/2015 vom 04.05.2015

Der Literaturwissenschaftler und ehemalige Präsident der Freien Universität Prof. em. Dr. Dr. h. c. Eberhard Lämmert ist tot. Er starb am Sonntag im Alter von 90 Jahren in Berlin. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, würdigte Eberhard Lämmert als einen „herausragenden Vertreter seines Faches, das er stets als kritischer Reformator und Gestalter“ begleitet habe. Als Präsident der Freien Universität habe Lämmert die Hochschule in schwierigen Zeiten äußerst erfolgreich geführt. „Er hat es verstanden, das akademische Leben zu konsolidieren ohne kritische Ideen zu unterdrücken“, betonte Alt.

Eberhard Lämmert, geboren 1924 in Bonn, wurde 1952 an der Bonner Universität promoviert und habilitierte sich dort im Jahr 1960. Er lehrte als Professor für Deutsche Philologie sowie Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Heidelberg und der Freien Universität, an der er von 1976 bis 1983 das Amt des Präsidenten innehatte. Von 1983 an leitete er das Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft. 1992 trat er in den Ruhestand.

Eberhard Lämmert amtierte unter anderem als Gründungsvorsitzender des Kuratoriums des Potsdamer Einstein-Forums, als Gründungsdirektor und Direktor des Zentrums für Literaturforschung in Berlin sowie als Direktor am Forschungszentrum für Europäische Aufklärung in Potsdam. Zudem war er Präsident der Deutschen Schillergesellschaft (1988–2002). Er war Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes (1964–1976), Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie Kuratoriumsmitglied und Angehöriger des Vorstands im Deutschen Akademischen Austausch-Dienst (1970–1999). Gastprofessuren führten ihn an renommierte Universitäten weltweit, unter anderem nach Princeton und Cambridge, nach St. Louis und São Paulo.

Eberhard Lämmerts zahlreiche Publikationen überschreiten die Grenzen von Gattungen, Nationalliteraturen und Epochen. Seine Dissertation mit dem Titel „Bauformen des Erzählens“ von 1955 avancierte zum Klassiker der Erzähltheorie; die Habilitationsschrift „Reimsprecherkunst im Spätmittelalter“ von 1970 war grundlegend für die Neubewertung spätmittelalterlicher Literatur.