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Berlin greift nach den Sternen

Öffentlicher Workshop zum Thema „Berliner Welträume im 20. Jahrhundert“ an der Freien Universität Berlin am 30. März 2015

Nr. 071/2015 vom 17.03.2015

Die Emmy Noether-Forschergruppe „Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert“ veranstaltet am 30. März 2015 einen internationalen Workshop zu den in Berlin im 20. Jahrhundert konzipierten Vorstellungen von Welträumen. In Vorträgen widmen sich die Teilnehmer den Formen und Funktionen dieser Welträume und fragen nach den Wechselwirkungen zwischen Orten, an denen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Weltraum stattfand – wie der Berliner Urania oder dem Raketenflugplatz in Berlin-Tegel –, neuen technischen Hilfsmitteln und Präsentationsweisen – wie dem Projektionsplanetarium oder dem Kino – und politisch-historischen Konstellationen – wie etwa der Weltwirtschaftskrise zur Zeit der Weimarer Republik oder der Teilung der Stadt im Kalten Krieg. Im Zentrum steht die Frage, wie gesellschaftliche Utopien und Dystrophien auf den Weltraum übertragen wurden – als Phantasma technisch-sozialen Fortschritts, als Ort ultimativen Abenteuers und als Projektionsfläche des Sublimen. Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Sprache statt. Der Workshop ist, nach Anmeldung unter astrofuturismus@fu-berlin.de, öffentlich, der Eintritt ist frei.

Im 20. Jahrhundert trieben wissenschaftliche Forschung und technischer Fortschritt sowie eine allgemeine Weltraumbegeisterung die imaginative und praktische Erschließung des Weltraums stark voran. Das Interesse am Kosmos schlug sich dabei nicht zuletzt in der Gründung vielfältiger Forschungseinrichtungen und Vereine nieder: Allein in Berlin vermittelten Bildungsinstitutionen wie die Urania sowie mehrere Sternwarten einem breiten Publikum neue wissenschaftliche Erkenntnisse; sie versprachen Einblick in ungeahnte Tiefen des Weltraums. Zusammenschlüsse wie der Verein für Raumschifffahrt und der Mediale Friedenskreis widmeten sich zudem technischen oder moralisch-theologischen Aspekten des Griffs nach den Sternen. In Berlin, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die am schnellsten wachsende Stadt der Welt galt, konstituierten sich somit unterschiedliche Orte, die ebenso differente „Welträume“ konzipierten und bewarben.

Welche Rolle spielten Institutionen, Akteure und Medien bei der Vermittlung und Verhandlung unterschiedlicher Weltraumkonzepte? Welchen Einfluss hatten die Entwicklung und der Gebrauch spezifischer Technologien und Architekturen auf die Produktion, Repräsentation und Rezeption dieser Welträume? Und wie veränderte sich die Wahrnehmung des Weltraums durch seine urbane Verräumlichung? Diesen Fragen gehen die Teilnehmer des Workshops am Beispiel der Berliner Urania, der Geschichte des sogenannten Raketenflugplatzes (einem Gelände in Berlin-Tegel, das Ende der 1920er Jahre vom Verein für Raumschifffahrt zur Entwicklung und Erprobung von Flüssigkeitsraketen genutzt wurde), des Planetariums am Zoo, den Versammlungsorten sogenannter „Kontaktler“ und den öffentlichen Paraden von Astro- und Kosmonauten. Es werden zentrale Aspekte der Erschließung des Weltraums und deren Einfluss auf die Genese und Erhaltung von Weltraumbegeisterung erörtert, darunter technische, politische, pädagogische und religiöse Fragen. Im Mittelpunkt stehen die Beziehungen zwischen der wechselvollen Geschichte einer Metropole und den jeweiligen Weltraumkonzeptionen und ihren Verräumlichungen.

Zu den Teilnehmern des Workshops gehören Alexander C. T. Geppert (Freie Universität Berlin; National Air and Space Museum, Washington, DC), Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner (Freie Universität Berlin), Katherine Boyce-Jacino (Johns Hopkins University, Baltimore), Benjamin Dittmann (Berlin), Colleen Anderson (Harvard University, Cambridge, MA) und Anke Ortlepp (Universität Kassel).

Zeit und Ort

  • Montag, den 30. März 2015, von 9.00 bis 18.00 Uhr
  • Henry Ford Bau der Freien Universität Berlin, Garystraße 35, 14195 Berlin. U-Bahnhof Thielplatz (U3)

Weitere Informationen

Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner, Wissenschaftliche Mitarbeiter der Emmy Noether-Forschergruppe "Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert“ der Freien Universität Berlin, E-Mail: astrofuturismus@fu-berlin.de

Im Internet

http://welträume.geschkult.fu-berlin.de