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Vor 75 Jahren: Die Polen-Erlasse

12. März 2015: Veranstaltung über die nationalsozialistische Ausgrenzung und Ausbeutung polnischer Zwangsarbeiter mit Erinnerungen aus dem Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“

Nr. 075/2015 vom 04.03.2015

An die Herausgabe der sogenannten Polen-Erlasse – einem der zentralen Instrumente nationalsozialistischer Ausgrenzungs- und Ausbeutungspolitik – vor 75 Jahren durch das Reichssicherheitshauptamt wird in einer öffentlichen Veranstaltung am 12. März in Berlin erinnert. Organisiert wird sie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin und des Zentrums für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit der Berliner Geschichtswerkstatt e. V. und dem Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit/Stiftung Topographie des Terrors". Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Die Historikerin Katarzyna Woniak führt in den historischen Kontext und die juristische Praxis der Polen-Erlasse ein. Die Publizistin Ewa Czerwiakowski und der Historiker Cord Pagenstecher präsentieren Erinnerungsberichte polnischer Zwangsarbeiter in einem Hörstück mit Ausschnitten aus dem an der Freien Universität Berlin angesiedelten Online-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“ und der von der Berliner Geschichtswerkstatt erstellten Zeitzeugen-App. Der Historiker Kurt Schilde berichtet über die als solche bezeichnete Sozialausgleichsabgabe und die Biographie eines der an den Erlassen beteiligten Finanzbürokraten.

Die sogenannten Polen-Erlasse des Reichsführers SS, Chefs der Deutschen Polizei und späteren Reichsinnenministers Heinrich Himmler vom 8. März 1940 schufen ein rassistisches Sonderrecht für Millionen von polnischen Zwangsarbeitern. Diese mussten besondere Abzeichen tragen, zahlreiche Schikanen erdulden und waren einer brutale Gestapo-Kontrolle unterworfen. Die Kennzeichnungspflicht durch den Buchstaben „P“ an der Kleidung – eine erste sichtbare Stigmatisierung von Menschen im nationalsozialistischen Deutschland – diente der Ausgrenzung der Polen aus der „Volksgemeinschaft“. Polnische Zwangsarbeiter durften grundsätzlich keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, weder Kirchen noch Gaststätten besuchen, nicht fotografieren oder Fahrrad fahren. Intime Kontakte mit Deutschen wurden häufig mit der Einweisung in ein KZ- oder mit Hinrichtung bestraft.

Die Polen-Erlasse waren ein zentrales Instrument der nationalsozialistischen Bürokratie, um rassistische Ausgrenzung und ökonomische Ausbeutung miteinander in Einklang zu bringen. Dem Vorbild des P-Abzeichens folgte 1941 der Judenstern und 1942 das für sowjetische Zwangsarbeiter vorgeschriebene OST-Abzeichen. In der öffentlichen Erinnerung sind diese Erlasse mittlerweile kaum präsent.

Zeit und Ort

  • Donnerstag, 12. März 2015, Beginn: 19:00 Uhr
  • Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Majakowskiring 47, 13156 Berlin (S2 / U2-Bhf. Pankow, dann Tram M1 bis Bürgerpark).

Dr. Cord Pagenstecher, Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838 53673, E-Mail: cord.pagenstecher@cedis.fu-berlin.de

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