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Centrum Modernes Griechenland an der Freien Universität Berlin eröffnet

Öffentliche Feierstunde / Präsident des Europäischen Gerichtshofes Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Vassilios Skouris: Einrichtung übernimmt „wichtige Vermittlungsfunktion“

Nr. 212/2014 vom 06.06.2014

Mit einer öffentlichen Feierstunde hat am Freitag an der Freien Universität Berlin das neue Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) seine Arbeit aufgenommen. Die Einrichtung fördert die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Griechenland in Forschung und Lehre mit dem Anspruch, die europäische Integration voranzubringen. Ziel ist es, die Griechenland-Studien zu stärken und internationalisieren und den deutsch-griechischen Wissens- und Kulturtransfer durch Netzwerke von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Künstlern und Künstlerinnen zu intensivieren. Ein weiteres Anliegen ist die Förderung und Publikation griechischer belletristischer und wissenschaftlicher Literatur in deutscher Sprache. Die neue Institution geht auf eine Initiative der Professur für Neogräzistik der Freien Universität Berlin zurück und wurde durch die großzügige Unterstützung der Stavros Niarchos Stiftung ermöglicht. Der Präsidenten des Europäischen Gerichtshofs, Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Vassilios Skouris, hob in seiner Festrede den traditionell guten Wissenstransfer zwischen beiden Ländern hervor und die wichtige Vermittlungsfunktion, die die neue Einrichtung für die Beziehungen zwischen beiden Ländern und darüber hinaus in Europa übernehme.

Vassilios Skouris führte aus, Deutschland habe seit etwa 200 Jahren „einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung und Entwicklung der griechischen Wissenschaft“. So hätten viele Griechen in Deutschland Wissen erworben und dieses in ihr Heimatland transferiert. Im Gegenzug sei man in Deutschland stets stark an Studien über Griechenland interessiert gewesen. Es gebe eine „ewig währende griechische Sehnsucht“ deutscher Intellektueller, sagte er in Anlehnung an ein Zitat der Neogräzistin Marilisa Mitsou von der LMU München. „Tiefe Wurzeln“ hätten beispielsweise die Beziehungen zwischen den Rechtswissenschaften beider Länder, betonte Skouris, der Ende der siebziger Jahren selbst Jura an der Freien Universität Berlin studiert hatte. So sei das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch in wesentlichen Zügen wiederzuerkennen im griechischen Zivilgesetzbuch, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Kraft trat. Skouris gab allerdings auch zu bedenken, dass das Verhältnis beider Länder infolge der Wirtschaftskrise eine Krise durchlebe, „die bei Weitem noch nicht überstanden“ sei. Gerade jetzt komme es darauf an, sich auf die Grundwerte der europäischen Integration zu konzentrieren. Skouris bezeichnete die Einrichtung des Centrums Modernes Griechenland als einen wichtigen Beitrag „zur Entwicklung und Vertiefung der Beziehungen zwischen deutschen und griechischen Vertretern vieler Wissenschaftsdisziplinen“. In diesem Sinne übernehme es „eine wichtige Vermittlungsfunktion“ und diene „dem Wissensaustausch im vereinten Europa“.

Der von Bundeskanzlerin Angela Merkel ernannte Beauftragte für die Deutsch-Griechische Versammlung, der Parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Hans-Joachim Fuchtel, bedankte sich im Namen der Kanzlerin bei allen Brückenbauerinnen und Brückenbauern für das, was mit dem Centrum Modernes Griechenland auf den Weg gebracht worden sei: Die Arbeit in der Einrichtung bedeute „eine Stärkung unserer gemeinsamen Wurzeln", sagte Fuchtel.

Das CeMoG arbeitet fächerübergreifend und in drei Hauptbereichen: Ein Bereich zielt auf die Intensivierung der Forschung durch Kongresse, die Präsentation und die kritische Kommentierung aktueller Debatten der griechischen und europäischen Öffentlichkeit durch Diskussionen sowie auf den Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Kulturschaffenden. In einem zweiten Teilbereich soll eine umfangreiche Wissensbasis zur Geschichte des deutsch-griechischen Kulturtransfers vom 18. Jahrhundert bis heute entwickelt werden. In einem dritten Teilbereich geht es um die Förderung und Publikation griechischer belletristischer und wissenschaftlicher Literatur in deutscher Sprache durch die Edition Romiosini. Den Auftakt bildet die Ausgabe der Trilogie „Steuerlose Städte“ von Stratis Tsirkas, eines Klassikers der griechischen Moderne, mit einem Vorwort von Joachim Sartorius. Parallel zu diesen Hauptbereichen plant das CeMoG die Stärkung bestehender und die Etablierung neuer Kooperationsnetzwerke der wissenschaftlichen Gemeinde und der Kulturschaffenden in beiden Ländern.

Im Sommer sind drei Veranstaltungen geplant: In zwei Wochen, am 20. Juni, findet eine Tagung anlässlich des 40. Jahrestags seit der Wiederherstellung der Demokratie in Griechenland statt; Kooperationspartner sind die Deutsche Welle und das Deutsche Historische Museum. Am 21. Juni wird in den Räumen der Freien Universität Berlin eine Tagung zum griechischen Autor Thanassis Valtinos ausgerichtet. Am 8. und am 9. Juli wird in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin und dem Nationalen Zentrum für Sozialforschung (EKKE) Athen ein Workshop zum Antisemitismus in Griechenland organisiert.

Weitere Informationen

Dr. Konstantinos Kosmas, Centrum Modernes Griechenland der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-58073 E-Mail: k.kosmas@cemog.fu-berlin.de  und info@cemog.fu-berlin.de

Im Internet

www.cemog.fu-berlin.de