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Deutsch-israelisches Austauschprojekt mit Lehrpreis der Freien Universität ausgezeichnet

Lehramtsstudierende setzen sich geschichtswissenschaftlich mit dem Holocaust auseinander und erstellen gemeinsam Lehr- und Lernmaterial / Das Konzept entwickelte Historiker Martin Lücke

Nr. 054/2014 vom 16.02.2014

Wie wird die Geschichte des Holocaust in israelischen Geschichtsbüchern erzählt und wie in deutschen? In welcher Weise unterscheidet sich die Erinnerungskultur im Umgang mit dem Völkermord in beiden Ländern? Diese und weitere Fragen stehen im Mittelpunkt eines forschungsbezogenen Austauschprogramms mit Lehramtsstudierenden der Fächer Geschichte und Ethik der Freien Universität Berlin und der Hebräischen Universität in Jerusalem. Das länderübergreifende Projekt, das von dem Historiker Prof. Dr. Martin Lücke entwickelt wurde, ist jetzt mit dem Lehrpreis der Freien Universität ausgezeichnet worden. „Das Programm ermöglicht in besonderer Weise für zukünftige Lehrerinnen und Lehrer den Erwerb von fachwissenschaftlicher und interkultureller Kompetenz in der Auseinandersetzung mit dem wichtigen Thema Holocaust“, begründet der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, die Juryentscheidung.

In dem Lehrprojekt setzen sich die Studierenden beider Universitäten mit der aktuellen geschichtsdidaktischen und geschichtswissenschaftlichen Forschung zum Unterrichtsthema Holocaust und zu deutsch-jüdischer beziehungsweise deutsch-israelischer Geschichte auseinander. Die Lehrveranstaltung beinhaltet ein Vorbereitungsseminar und zwei Austauschbegegnungen im April und August 2014, in die die Gedenkorte Yad Vashem und das Haus der Wannseekonferenz sowie die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas eingebunden sind. Bei diesen Begegnungen, die in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung stattfinden, werden die Studierenden auch Lehr- und Lernmaterialien entwickeln, die in die Lehramtsausbildung beider Universitäten einfließen und über eine Online-Plattform zugänglich gemacht werden sollen. Mit dem Preisgeld des Lehrpreises in Höhe von 10.000 Euro wird die Gestaltung der Plattform unterstützt.

„Die Kombination aus exzellenter fachlicher Ausbildung auf dem neuesten Stand der Forschung, Besuchen wichtiger Gedenkstätten und persönlichen Begegnungen wird für alle Beteiligten eine spannende Erfahrung sein“, sagt Martin Lücke. An der Hebräischen Universität sind mit Dr. Dan Porat und  Mr. Shamir Yeger von der dortigen School of Education zwei ausgewiesene Experten für „Holocaust Education“ beteiligt sowie mit Prof. Dr. Moshe Zimmermann vom Richard Koebner Minerva Center for German History einer der renommiertesten Historiker auf dem Gebiet der deutsch-jüdischen Geschichte. Die Umsetzung des umfangreichen Projekts wird auch durch die großzügige Unterstützung durch die Claims Conference, die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin sowie das DAAD Center for German Studies an der Hebrew University ermöglicht.

Das Projekt füge sich in besonderer Weise in die Internationalisierungsstrategie der Freien Universität ein, erklärt Universitätspräsident Peter-André Alt. Die Freie Universität Berlin und die Hebräische Universität in Jerusalem sind durch eine langjährige und historisch gewachsene Kooperation verbunden. Inzwischen arbeiten die beiden Universitäten im Rahmen einer strategischen Partnerschaft zusammen, die zahlreiche gemeinsame Projekte in den Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften umfasst.

Im Unterschied zu den personenbezogenen Preisen in den Fachbereichen der Freien Universität Berlin prämiert der zentrale Lehrpreis innovative Lehrkonzepte und -formate. Er widmet sich jeweils einem Thema. In dem erstmals ausgeschriebenen Wettbewerb wurden Ideen für Lehrveranstaltungen mit dem Schwerpunkt „forschungsorientiert und international“ gesucht. Insgesamt wurden 19 Lehrprojekte aus den Geistes-, Natur und Sozialwissenschaften eingereicht. Die Vorschläge kamen aus allen Statusgruppen der Freien Universität, darunter waren Ideen für Feldforschungsprojekte, Forschungsseminare mit studentischen Symposien oder für den Einsatz neuer Medien. „Die Entscheidung ist der Jury nicht leicht gefallen“, sagt Peter-André Alt. „Die Vielfalt der eingereichten Lehrkonzepte, die Kreativität bei der Entwicklung innovativer Formen des Lehrens und Lernens war sehr groß.“ Die feierliche Preisverleihung findet im Sommersemester 2014 statt.

Die Auszeichung sowie das Konzept „Forschungsorientierte Lehre“ sind zentrale Bestandteile des Zukunftskonzepts Veritas – Iustitia – Libertas. Internationale Netzwerkuniversität, mit dem die Freie Universität Berlin in der Exzellenziniative des Bundes und der Länder 2012 erneut den Exzellenzstatus errang.

Im Internet

www.fu-berlin.de/lehrpreis

Weitere Informationen

Dr. Nina Diezemann, Presse und Kommunikation, Freie Universität Berlin, Telefon 030 838-73190, E-Mail: nina.diezemann@fu-berlin.de