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Bundesverdienstkreuz für Wissenschaftler der Freien Universität

Prof. em. Dr. Dr. h. c. Sung-Jo Park in Seoul für Verdienste um deutsch-koreanische Wissenschaftsbeziehungen geehrt

Nr. 041/2014 vom 04.02.2014

Der über Jahrzehnte an der Freien Universität Berlin tätige Ökonom Prof. em. Dr. Dr. h. c. Sung-Jo Park wird auf Vorschlag des Bundesministers des Auswärtigen mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Die Zeremonie findet am 13. Februar in der Seoul National University (SNU) statt, der Partneruniversität der Freien Universität in Südkorea. Zu der Zeremonie hat der koreanische Premierminister Chung Ho-Young sein Kommen angekündigt. Sung-Jo Park erhält die Ehrung aus den Händen des deutschen Botschafters in Südkorea, Rolf Mafael. Begründet wird die Ehrung unter anderem mit den vielfältigen Verdiensten um die deutsch-koreanischen Wissenschaftsbeziehungen, die sich Professor Park in den vergangenen Jahrzehnten erworben habe. Er spiele als eine der führenden Persönlichkeiten im Wissenschaftsaustausch zwischen beiden Ländern „auch heute noch eine herausgehobene Rolle“. Professor Park hält bei dem Festakt einen Vortrag zum Thema „Freiheit - conditio sine qua non für die Einigung“.

Sung-Jo Park, Jahrgang 1935, studierte Wirtschaftswissenschaften und Politikwissenschaft an der SNU, der Universität Würzburg und der Freien Universität. An der Freien Universität promovierte er 1963 in Politikwissenschaften. In den Jahren 1963 und 1964 war er Postdoktorand an der Universität Sorbonne in Paris, war später in der Regionalentwicklung in Thailand tätig und wurde 1973 im Fach Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum habilitiert. Im Jahr 1978 folgte er einem Ruf auf die in Europa zum ersten Mal geschaffene Professur für Wirtschaft am Ostasien-Institut an der Freien Universität. Dort forschte und lehrte er 25 Jahre lang Wirtschaft sowie Politikwissenschaft am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften. Ein besonderes wissenschaftliches Interesse Sung-Jo Parks galt und gilt der vergleichenden Systemtransformation: Kurz nach dem Fall der Mauer rief er eine Konferenz zwischen der Freien Universität und der SNU über den Vergleich der Bedingungen für eine Einigung in Deutschland und in Korea ins Leben; sie fand alljährlich im Wechsel zwischen Berlin und Seoul statt. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen mit der Einigung in Deutschland war Sung-Jo Park 2005 an der Publikation eines Bestsellers über die möglichen Folgen einer Annäherung Nord-und Südkoreas beteiligt. Mitte der neunziger Jahre wurde auf Initiative Parks eine Kooperation zwischen der Freien Universität und dem Automobilkonzern KIA sowie eine Kooperation zwischen dem Konzern Samsung und der Technischen Fachhochschule Berlin – der heutigen Beuth-Hochschule – ins Leben gerufen, infolge derer koreanische Ingenieure in Berlin interkulturelle Trainingskurse absolvierten.

Nach seiner Emeritierung 2003 war er neun Jahre lang in Korea, Japan, in der Volksrepublik China und der Mongolei tätig, um die Beziehungen zwischen den dortigen Hochschulen und der dortigen Industrie zu den Universitäten in Deutschland zu vertiefen. Von 2003 bis 2006 nahm er die „Brain Korea Professorship“ an der renommierten Graduate School of Public Administration an der SNU wahr. Danach folgten die Stiftungsprofessur an der von der Hyundai Heavy Industries gegründeten Ulsan University und die Stiftungsprofessor an der Dong-A-Universität in Pusan (Südkorea). Im Jahre 2005 wurde er mit dem renommierten Wissenschaftspreis „Korea Broadcasting System Overseas Korean Award“ ausgezeichnet. Gastprofessuren führten ihn unter anderem an die Harvard University und die Tokyo University.

In der Begründung des Vorschlags für die Ehrung wurde hervorgehoben, Sung-Jo Park habe nicht nur mehrere Gastprofessuren im In- und Ausland wahrgenommen, sondern auch verschiedene hochrangige Aufgaben an koreanischen Hochschulen und Universitäten übernommen, unter anderem am Institut für Friedens- und Wiedervereinigungsstudien der SNU. Er sei in Anerkennung seiner Leistungen mit Forschungsstipendien unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Volkswagenstiftung, der Fondation Entente Franco-Allemande, der Japan Foundation und der Universität Tokio unterstützt worden. In zahlreichen Büchern habe Sung-Jo Park die japanische, koreanische und ostasiatische Wirtschaft untersucht, die Möglichkeiten einer koreanischen Wiedervereinigung unter Bezugnahme auf Deutschland und die koreanische wirtschaftliche Transformation, sowie innovative Strategien, beispielsweise für die Automobilindustrie.

In der Begründung des Vorschlags für die Auszeichnung wurden ferner die Ehrenämter herausgestellt, die Sung-Jo Park innegehabt hat, darunter Vizepräsidentschaften an Universitäten in der Volksrepublik China und in Belgrad. Hervorgehoben wurde zudem seine Initiative zur Gründung der Koreanischen Gesellschaft für Europastudien, deren Vorsitz er von 1989 bis 1991 innehatte. Unterstrichen wurde auch seine Rolle als Vorstandsmitglied der Euro-Asia Management Association von 1982, an deren Gründung er ebenfalls mitwirkte, sowie seine Verdienste als Leiter des Panels für Interkulturelle Kompetenz an der Freien Universität Berlin vom Jahr 2000 an.

Wie es weiter hieß, widmete sich Sung-Jo Park als einer der ersten dem wissenschaftlichen Transfer der Erfahrungen mit der deutschen Vereinigung und der Forschung zur Wiedervereinigung in Korea mit Bezug zum möglichen deutschen Vorbild. Dabei arbeitete er eng mit deutschen und koreanischen Experten auf diesem Gebiet zusammen. Zu diesem Zweck initiierte er unter anderem 2005 die Kooperation der Hanns-Seidel-Stiftung mit der Graduiertenschule für Öffentliche Verwaltung in Seoul, zugleich die erste formelle Zusammenarbeit einer in Korea ansässigen deutschen Stiftung mit einem koreanischen universitären Institut. Daraus habe sich die Gründung des Instituts für Friedens- und Wiedervereinigungsstudien an der SNU unter seiner Leitung ergeben. Sung-Jo Parks Beitrag sei es maßgeblich zu verdanken, dass das Institut, das sich auf vergleichende Studien zu diesem Thema und den Expertenaustausch spezialisierte, als eines der einflussreichsten in diesem Fachgebiet gilt, hieß es.

In der Begründung hervorgehoben wurde ferner, Sung-Jo Park habe den intensiven akademischen Austausch zwischen Wissenschaftlern und Studenten Südkoreas und Deutschlands auch nach seiner Emeritierung maßgeblich gefördert. So habe er regelmäßig gemeinsame Forschungsprojekte, Konferenzen und Workshops initiiert und organisiert. Seine zahlreichen Ämter in Deutschland habe der Forscher auch dazu genutzt, die sozialwissenschaftlich begründeten Asien- und Regionalstudien in Deutschland entscheidend voranzutreiben und sie vor allem durch die Partnerschaft der Freien Universität Berlin mit der Seoul National University institutionell zu untermauern. Des Weiteren knüpfte und pflegte er notwendige Kontakte zu Ministerien und Forschungsinstituten, wie es hieß.

Sung-Jo Park sei ein Großteil des engen akademischen Austausches zwischen der Freien Universität Berlin und mehreren japanischen Universitäten zu verdanken, wurde weiter betont. Die unter seiner Ägide 1991 eingeleitete Kooperation mit der Universität Tokyo habe einen großen Gewinn für die Ausbildung in der Japanologie an der Freien Universität bedeutet. Sung-Jo Park sei durch die von ihm ins Leben gerufenen Forschungsprojekte im deutsch-japanischen und im europäisch-asiatischen Vergleich Wegbereiter für die Internationalisierung der japanologischen Forschung in Deutschland gewesen. Durch seine Studien und Analysen des ökonomischen und sozialen Strukturwandels, insbesondere der japanischen und koreanischen Gesellschaft, habe Professor Park darüber hinaus im deutschen und europäischen Wissenschaftsraum wesentlich zur Vertiefung der Kenntnisse über Ostasien beigetragen.