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Tanz über Gräben - 100 Jahre »Le Sacre du Printemps«

Kongress, Gespräche, Aufführungen vom 14. bis 17. November 2013

Nr. 239/2013 vom 22.08.2013

Hundert Jahre nach der skandalumwitterten Premiere im Pariser Théâtre des Champs-Elysées fragt die internationale Konferenz Tanz über Gräben nach der Aktualität und Sprengkraft von Vaslav Nijinskys Choreografie Le Sacre du Printemps zur Musik von Igor Stravinsky, einem der einflussreichsten Tanzstücke des 20. Jahrhunderts. Mit einem vielfältigen Programm aus Aufführungen, jungen choreografischen Annäherungen, Lecture Performances und einer Videoinstallation eröffnet der Kongress den interdisziplinären Austausch: Experten aus Tanz-, Musikwissenschaft und Kunstgeschichte treffen auf Theologen, Philosophen und Kulturwissenschaftler und begeben sich ins Gespräch mit Tänzern und Choreografen. Es handelt sich um eine Veranstaltung der Kulturstiftung des Bundes und des Zentrums für Bewegungsforschung an der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem Tanzfonds Erbe, dem Radialsystem V und dem HAU Hebbel am Ufer.

„Die große Neuheit von Le Sacre du Printemps ist der Verzicht auf die ‚Sauce‘ … Das Kunstwerk ist unbehandelt und unverfälscht, die einzelnen Teile bleiben roh, sie werden uns ohne einen Zusatz von Verdauungshilfe geliefert. Hier ist alles direkt, unberührt, klar und grob“, so beschrieb Jacques Rivière im November 1913 seine Wahrnehmung eines der außergewöhnlichsten Schlüsselwerke der Moderne. Hundert Jahre nach Veröffentlichung des ebenso berühmten wie wegweisenden Kommentars setzt sich die Konferenz Tanz über Gräben mit der herausragenden Rolle des Stückes für die Tanzmoderne und seiner Bedeutung als kulturgeschichtlichem Phänomen auseinander: Worin lag der Skandal der Premiere, und welche Relevanz hat das Stück heute? Mit Blick auf Nijinskys Choreografie, Stravinskys Musik sowie Roerichs Bühnen- und Kostümbild widmet sich die Konferenz in drei Sektionen der einhundertjährigen Aufführungsgeschichte und nimmt die Opferaspekte Victim und Sacrifice, den Bezug zwischen Abstraktion und Ornament sowie die eigentümliche Verschränkung von Primitivismus und Modernismus in den Blick.

Daneben vereint das vielfältige Programm einzigartige künstlerische Perspektiven auf den Tanz über Gräben: Zu sehen sind u.a. die Rekonstruktion von Mary Wigmans Version durch Henrietta Horn, Susan Barnett und Katharine Sehnert mit den Ensembles der Theater Osnabrück und Bielefeld und eine Lecture Performance von Millicent Hodson und Kenneth Archer, die mit den Tänzern von Sasha Waltz & Guests Auszüge ihrer Rekonstruktion der Nijinsky-Choreografie zeigen. Außerdem entwerfen eigens für diesen Anlass der Szenograf Detlef Weitz und der Künstler Dominique Müller eine Videoinstallation, die am 14. November im Radialsystem V eröffnet wird. Das HAU Hebbel am Ufer, das in einem Open Call zur choreografischen Auseinandersetzung aufgerufen hat, präsentiert eine Auswahl junger zeitgenössischer Annäherungen an Le Sacre du Printemps.

Mit Jan Assmann, Gabriele Brandstetter, Laurent Chétouane, Deufert&Plischke, Christine Gaigg, Lynn Garafola, Jack Halberstam, Millicent Hodson, Stephanie Jordan, Herfried Münkler, Sasha Waltz, Sigrid Weigel u. a. Konzeption: Gabriele Brandstetter / Zentrum für Bewegungsforschung.

Ort und Zeit

  • Radialsystem V, Berlin
  • 14. – 17. November 2013

Im Internet

www.sacreduprintemps.de