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Elisabeth Edl wird August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessorin für Poetik der Übersetzung

Antritt an der Freien Universität im Wintersemester 2013/2014

Nr. 133/2013 vom 29.05.2013

Die in München lebende Übersetzerin Elisabeth Edl wird im Wintersemester 2013/2014 die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung bekleiden. Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für Poetik der Übersetzung im deutschsprachigen Raum und wird jährlich im Wintersemester am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft eingerichtet. Elisabeth Edl folgt damit auf Frank Günther, Burkhart Kroeber, Stefan Weidner, Susanne Lange, Olaf Kühl und Rosemarie Tietze.

Elisabeth Edl gehört zu den profiliertesten Literaturübersetzerinnen in Deutschland. Sie wurde 1956 in Wagna/Österreich geboren, studierte Germanistik und Romanistik in Graz und absolvierte eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung. Von 1983 bis 1995 lehrte sie deutsche Sprache und Literatur an der Universität Poitiers und war Lehrbeauftragte an der École supérieure de commerce de Poitiers. Seit 1995 lebt sie als freie Romanistin und Literaturübersetzerin in München.

Elisabeth Edls übersetzerisches Oeuvre ist geprägt von der intensiven Beschäftigung mit sie aus dem Französischen übersetzt, die Romane von Patrick Modiano, und gemeinsam mit Wolfgang Matz die „Cahiers“ von Simone Weil und die Lyrik und Prosa Philippe Jaccottets. Auf große Resonanz stießen ihre Neuübersetzungen der Klassiker des 19. Jahrhunderts: Stendhals „Rot und Schwarz“ (2004), „Die Kartause von Parma“ (2007) und Flauberts „Madame Bovary“ (2012), die sie im Hanser Verlag herausgegeben und ausführlich kommentiert hat.

Elisabeth Edl wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, unter anderem dem Paul Celan-Preis (1992), dem Petraca-Preis (1994), dem Johann Heinrich Voß-Preis (2005) und dem Österreichischen Staatspreis (2006). 2009 wurde sie zum Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt und zum Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich ernannt.

„Poetik der Übersetzung“ – der anspruchsvolle Titel der Professur ist Programm. Denn ihr Zweck sind nicht übersetzungspraktische Fingerübungen für Literaturwissenschaftler, sondern die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden sowie die vergleichende Textanalyse (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein exponierter Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens werden. Denn in herausragender Weise verband August Wilhelm von Schlegel, der Namenspatron der Professur, in seinem Schaffen philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung.

Der Deutsche Übersetzerfonds und das Peter-Szondi-Institut verstehen die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur als einen markanten Schritt zu einer Aufwertung der literarischen Übersetzung als einer eigenständigen künstlerischen Leistung. Wenn jedes Jahr im Wintersemester ein Vertreter oder eine Vertreterin der Zunft die Herausforderung annehmen wird, ästhetische, geschichtliche und methodische Probleme der Übersetzung mit Literaturstudenten zu diskutieren, soll damit zugleich der immer noch verbreiteten Unterschätzung des literarischen Übersetzens als eines zweitrangigen „Kunsthandwerks“ entgegengewirkt werden.

Die Einrichtung der Gastprofessur wurde durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglicht. Seit 2009 wird sie aus Mitteln der Kulturstiftung des Bundes gefördert.

Weitere Informationen

Jürgen Jakob Becker, Deutscher Übersetzerfonds, Telefon: 030 81699625, E-Mail: becker@lcb.de, www.uebersetzerfonds.de

Prof. Dr. Georg Witte, Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Telefon: 030 838-56422, E-Mail: witte@zedat.fu-berlin.de