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Amok, School Shooting, terroristische Einzeltaten: Neuer Forschungsverbund zu bisherigen Fällen und Präventionsmöglichkeiten

Projekt TARGET unter Leitung von Professor Herbert Scheithauer an der Freien Universität gestartet / Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Nr. 53/2013 vom 19.03.2013

Renommierte nationale Arbeitsgruppen zu den Themen Amoklauf und School-Shootings bündeln ihre Expertise in einem neuen Forschungsverbund: Sie kooperieren im Projekt „Tat- und Fallanalysen hochexpressiver zielgerichteter Gewalt (TARGET)“, das am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Durch die Untersuchung und aus dem Vergleich bisheriger Taten jugendlicher Einzeltäter in Deutschland sollen Erkenntnisse zur Gewaltprävention abgeleitet werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben in den kommenden drei Jahren mit mehr als drei Millionen Euro. Dass sich etwa schwerer Schulgewalt vorbeugen lässt, belegt eine Begleitstudie zu dem gerade abgeschlossenen Früherkennungsprojekt „Networks Against School Shootings“ (NETWASS) der Freien Universität Berlin. Das Programm wurde in den vergangenen drei Jahren an mehr als 100 Schulen in Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg umgesetzt und als erstes seiner Art in Deutschland evaluiert. Während der siebenmonatigen Testphase wurden an mehr als 80 Prozent der Schulen mehr als 240 Vorfälle gemeldet und in Beratungssitzungen erfolgreich behandelt. Die Ergebnisse des Präventionsprojekts NETWASS fließen in die Arbeit des neuen Forschungsverbunds sein.

Im Rahmen des neuen Projekts TARGET werden alle deutschen Fälle hochexpressiver, zielgerichteter Gewalt durch jugendliche Einzeltäter (Amok, School Shooting, terroristische Einzeltaten) unter verschiedenen Perspektiven analysiert. Ziel ist es, den Entwicklungsprozess im Vorfeld einer Tat und den Tatablauf zu beschreiben und interdisziplinär konsensfähige, empirisch-begründete Entwicklungsmodelle zu erarbeiten. In einem zweiten Schritt sollen diese Vorfälle ähnlichen Taten gegenübergestellt werden: Hierfür werden Vergleichsgruppen wie Amokläufe von Erwachsenen, terroristische Anschläge von Einzeltätern und Tötungsdelikte von Jugendlichen definiert und Vergleichsfallanalysen vorgenommen, um mögliche Risikofaktoren zu überprüfen.

„Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse streben wir einen wissenschaftlichen Fortschritt in Hinblick auf Vorhersage, Vorbeugung und Intervention solcher Gewalttaten an“, sagte Herbert Scheithauer, Entwicklungs- und Klinischer Psychologe der Freien Universität und Koordinator von TARGET. „Das Projekt NETWASS hat gezeigt, dass sich zum Beispiel das Sicherheitsgefühl an Schulen, das Schulklima und das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern mit relativ geringem Aufwand verbessern lässt.“

Professorin Britta Bannenberg, Kriminologin an der Justus-Liebig-Universität Gießen, erklärte: „Von den Erkenntnissen aus dem Projekt soll durch eine enge Zusammenarbeit auch die Polizei profitieren, etwa wenn es darum geht, Drohungen einzuschätzen und in Krisensituationen zu handeln.“ Auch Medienverbände werden einbezogen: Aus dem Projekt TARGET sollen Empfehlungen zur sensiblen Berichterstattung über Gewalttaten weitergegeben werden, erläuterte Professor Andreas Zick vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld.

An dem Projekt TARGET sind beteiligt: die Freie Universität Berlin, die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Universitäten Bielefeld und Konstanz, die Deutsche Hochschule der Polizei und das Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement Darmstadt. Vertreten sind unter anderem Wissenschaftler aus Psychologie, Kriminologie, Psychiatrie/Forensik, Soziologie und Pädagogik. Durch einen Beirat sind deutsche und internationale Wissenschaftler sowie Fachleute aus der Praxis in das Projekt einbezogen.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Herbert Scheithauer, Freie Universität Berlin, Arbeitsbereich Entwicklungswissenschaft und Angewandte Entwicklungspsychologie, Telefon: 030 / 838-56546, E-Mail: hscheit@zedat.fu-berlin.de

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