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Leistungsstand an Berliner Grundschulen zurückgegangen

Forscher der Freien Universität führen Entwicklung auf das gesenkte Einschulungsalter zurück

Nr. 250/2012 vom 06.09.2012

Der Leistungsstand von Berliner Grundschülern in den Fächern Mathematik und Deutsch hat sich einer Analyse der Freien Universität Berlin zufolge seit der Absenkung des Einschulungsalters verschlechtert. Dies führen die Wissenschaftler um Professor Hans Merkens vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie auf den Umstand zurück, dass seit dem Jahr 2004 Kinder mit unterschiedlichen Lernanforderungen in gemischten Klassen unterrichtet werden. Lehrer seien auf diese Aufgabe jedoch nicht ausreichend vorbereitet worden. Besonders schwer haben es demnach Kinder aus sozial schwachen Bezirken sowie Kinder mit Migrationshintergrund.

Insbesondere in Mathematik verzeichnen die Forscher eine verhältnismäßig große „Risikogruppe“: So hat sich die Situation beispielsweise für Kinder mit Migrationshintergrund verschlechtert, die von ihren Familien beim Lernen nicht unterstützt werden. Schwerer haben es auch Kinder, die früher wegen der fehlenden Schulreife zurückgestellt worden wären. Betroffen sind vor allem Kinder in Schuleinzugsgebieten mit hoher sozialer Belastung, die im Berliner Sozialatlas entsprechend gekennzeichnet sind. Zu diesen Schlüssen kommen die Wissenschaftler der Freien Universität nach dem Vergleich von zwei Datensätzen aus Längsschnitterhebungen an Berliner Grundschulen aus den Jahren 2002 bis 2006 sowie 2007 bis 2009.  

In Berlin wurde das Einschulungsalter im Jahr 2004 um ein halbes Jahr vorverlegt – damit liegt das durchschnittliche Alter von Erstklässlern in Berlin niedriger als im Bundesschnitt. Zudem werden im Rahmen der flexiblen Schulanfangsphase 1. und 2. Klassen jahrgangsgemischt unterrichtet: Es gehört zu den Anforderungen der ersten Unterrichtsjahre, die Schulfähigkeit herbeizuführen.

Von den Lehrkräften wird unter den neuen Bedingungen erwartet, Kinder mit sehr unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gemeinsam zu unterrichten. „Für diese Aufgabenstellungen sind die Lehrerinnen und Lehrer nicht angemessen vorbereitet worden“, sagt Hans Merkens, „die Ergebnisse des Projektes lassen damit einen großen Bedarf für eine gezielte Personalentwicklung erkennen.“

Weitere Informationen und Anforderung der Studie bei

Prof. Dr. Hans Merkens, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie, Tel.: 030 / 838-55224, E-Mail: merken@zedat.fu-berlin.de 

Im Internet

www.fu-berlin.de/allg.paedagogik