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Presse-Einladung: Wie kann der Einsatz von Zellkulturen und Computern Tierversuche ersetzen?

Wissenschaftler ziehen auf Konferenz am 10. Juni an der Freien Universität erste Bilanz über tierversuchsfreie Sicherheitsprüfung von Chemikalien

Nr. 144/2012 vom 01.06.2012

Auf einige sehr belastende Tierversuche kann nach Einschätzung von Wissenschaftlern der Freien Universität und anderen Hochschulen schon jetzt verzichtet werden. Zum Auftakt eines viertägigen Workshops zu diesem Thema vom 10. bis 13. Juni an der Freien Universität stellen Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten und Europa einige dieser neuartigen Methoden vor. Journalisten sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen am

Sonntag, den 10. Juni 2012, 14.00 Uhr,
Harnack-Haus der Max-Planck Gesellschaft,
Ihnestr. 16–20, 14195 Berlin-Dahlem (U-Bhf. Thielplatz, U 3)
.Um Anmeldung zu der Veranstaltung wird gebeten unter:
E-Mail: presse@fu-berlin.de

Die Präsentation findet statt im Rahmen des dritten Workshops des EU-Projets AXLR8 (gesprochen accelerate – Englisch für beschleunigen) das von der Freien Universität Berlin koordiniert wird. Ziel ist es, die Forschung zum Verzicht auf Tierversuche innerhalb Europas sowie in den USA und in Japan abzustimmen. Das diesjährige Treffen soll dazu beitragen, eine gemeinsame internationale Forschungsstrategie für innovative, tierversuchsfreie Testmethoden in der Toxikologie zu entwickeln, vor allem im Hinblick auf das kommende mehrjährige Förderprogamm „Horizon 2020“ der Kommission der Europäischen Union. Die EU-Kommission, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die amerikanische und die japanische Regierung fördern die Erforschung moderner molekular- und zellbiologischer Methoden, die eine bessere Vorhersage der giftigen Eigenschaften chemischer Stoffe für den Menschen ermöglichen als die bisher üblichen Tierversuche.

Geleitet wird die Konferenz von Professorin Dr. Monika Schäfer-Korting, Pharmakologin und Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin, und von Professor Dr. Horst Spielmann, dem früheren Leiter der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch am Bundesinstitut für Risikobewertung. Die Vorträge werden in englischer Sprache gehalten.

Der Konferenzname AXLR8 ist die Abkürzung für Accelerate the transition to a toxicity pathway-based paradigm for chemical safety assessment through internationally co-ordinated research and technology development (Beschleunigung des Übergangs zu einem – in Bezug auf Toxizitätsforschung – Paradigma für die Beurteilung der Sicherheit von Stoffen durch international koordinierte Forschung und Technologieentwicklung).

Seit 2008 gilt in Europa die EU-Chemikalienverordnung REACH, nach der Hersteller und Importeure aller Chemikalien sicherheitstoxikologische Unterlagen bei der neuen EU-Chemikalienbehörde ECHA – kurz für European Chemicals Agency – in Helsinki einreichen müssen. Bis Ende Februar 2011 mussten die Unterlagen über die Giftigkeit von 3.400 Chemikalien mit dem höchsten Produktionsvolumen von mehr als 1000 Tonnen pro Jahr vorgelegt werden. ECHA hat diese Unterlagen inzwischen gesichtet und überraschenderweise festgestellt, dass entgegen aller Erwartungen von REACH kaum zusätzliche Tierversuche vorgenommen worden seien. Stattdessen seien vielfach bereits vorliegende Prüfdaten verwendet und mit innovativen computergestützten tierversuchsfreien Methoden sowie durch Zellkulturverfahren ergänzt worden.

Obwohl durch die Chemikalienverordnung REACH ein soweit als möglicher Verzicht auf Experimente am lebenden Tier angestrebt wird und trotz dieser ermutigenden Ergebnisse sind weiterhin Tierversuche zum Schutz von Mensch und Umwelt vorgeschrieben. Dies geschieht mit dem Ziel, Verbraucher und Anwender chemischer Stoffe in Arznei- und Lebensmitteln, Kosmetika und anderen Produkten vor gesundheitlichen Schäden zu bewahren. Doch Wissenschaftler arbeiten an Alternativen: Erforscht wird etwa die Möglichkeit, giftige Eigenschaften mit Computerprogrammen vorherzusagen, Gewebe und Organe zu züchten oder die Wirkung von Substanzen an Zellkulturen zu testen. In den USA wurden das „Human Toxicology Program“ und das Projekt „Toxicity Testing in the 21st Century“ initiiert, die EU-Kommission fördert den Forschungsschwerpunkt „Alternative Testing Strategies“ mit 150 Millionen Euro.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Horst Spielmann und Dr. Vivian Kral, Institut für Pharmazie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-53219, E-Mail: horst.spielmann@fu-berlin.de und vivian.kral@fu-berlin.de

Das Programm im Internet:

www.axlr8.eu