Springe direkt zu Inhalt

Robert-Musil-Konferenz an der Freien Universität Berlin

Der Schriftsteller Musil und die zwanziger Jahre

Nr. 218/2007 vom 01.10.2007

Vom 4. bis 6. Oktober 2007 findet an der Freien Universität Berlin die interdisziplinäre Konferenz „Terror und Erlösung“ zum Werk des Schriftstellers Robert Musil statt. Der vieldiskutierte Zusammenhang von Terror und Erlösung ist aus kulturgeschichtlicher Perspektive nicht neu. Die Konfliktlinie verlief schon in den zwanziger Jahren zwischen „modernen“ und „antimodernen“ Ideologien. Die damali­gen Auseinandersetzungen fanden allerdings nicht zwischen dem Westen und dem islamischen Kulturkreis statt, sondern innerhalb der europäisch geprägten Welt – und ins­besondere in den deutschsprachigen Ländern.Die Tagung widmet sich dem österreichischen Schriftsteller Robert Musil, der sich kritisch mit dieser Problematik auseinandersetzte – sowohl in seinen Essays wie in seiner Kurzprosa, besonders aber in seinem großen unvollendeten Epochen­roman Der Mann ohne Eigenschaften (1930/1932).

Als Zeitgenosse versuchte Robert Musil, kritische Distanz zu den Zeitläufen und intellektuellen Moden zu bewahren. Er wies jegliche Form ideologischer Vereinnahmung von sich und verhinderte dadurch zunächst eine breitenwirksame Rezeption. Diese setzte erst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. In seinem monumentalen Romantorso werden die verschiedensten Strömungen seiner Zeit porträtiert und kritisch durchleuchtet. Die Tagung soll die zeitgenössischen Diskurse systematisch erschließen, sie mit dem Romantext in Verbindung bringen und durch Vergleiche mit Positionen der aktuellen Forschung zum Phänomen „Terror und Erlösung“ historisch perspektivieren. Die Vielzahl von Musils Interessen – die von Philosophie, Psychologie, Ethnologie, Gestalttheorie, Massensoziologie bis zu Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik reichen – bietet eine einzigartige Gelegenheit, die geistige Konstellation der zwanziger Jahre exemplarisch zu untersuchen. Zu analysieren sind dabei die Facetten eines Gewaltdiskurses, der seine Legitimität aus Erlösungshoffnungen bezieht, nicht aber aus der Bewältigung der modernen Realität. Für Musil handelte es sich stets um Annäherungen mit untaug­lichen Mitteln, etwa um den Versuch, den Traditionsverlust mit Hilfe von Zugriffen auf religiöse oder pseudoreligiöse Bestände zu reparieren.

Zeit und Ort:

Mittwoch, den 3.10.2007, 19.00 Uhr: Empfang im Clubhaus der Freien Universität Berlin,
Goethestraße 49, 14163 Berlin; Tagung vom 4. Oktober, 11.00 Uhr, bis 6. Oktober 2007, 18.00 Uhr im Akademischen Senatsaal der Freien Universität Berlin im Henry-Ford-Bau, Garystraße 35, 14195 Berlin

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

PD Dr. Hans Feger, Prof. Dr. Norbert Christian Wolf, Freie Universität Berlin, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Telefon: 0 30 / 8 38-5 44 21 und 0 30 / 8 38-5 24 90, Sekretariat: 0 30 / 8 38-5 54 03, E-Mail: hdfeger@zedat.fu-berlin.de, NCWolf@germanistik.fu-berlin.de