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Warum wurden die Dinosaurier so groß?

Neue DFG-Forschergruppe untersucht Biologie der Riesensaurier

Nr. 148/2004 vom 13.07.2004

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat eine neue Forschergruppe eingerichtet. Sie geht der Frage nach, warum die vor über 65 Millionen Jahren ausgestorbenen sauropoden Dinosaurier so gigantische Ausmaße annehmen konnten und wie ihre Körper funktionierten. Die Gruppe mit dem Titel "Biology of the Sauropod Dinosaurs: The Evolution of Gigantism" vereint Forscher aus der Paläontologie, Zoologie und Biomechanik von insgesamt acht Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die DFG fördert das Projekt in den nächsten drei Jahren mit 1,4 Millionen Euro.

Ihre Eier waren oft nicht viel größer als Straußeneier. Was aus ihnen schlüpfte, war dagegen gigantisch: Die sauropoden Dinosaurier übertrafen an Größe und Gewicht alle anderen Landlebewesen, die jemals die Erde bevölkerten – und zwar mit Abstand. Die gewaltigsten von ihnen brachten mit hundert Tonnen soviel Masse auf die Waage wie zehn ausgewachsene Elefanten oder 1.400 Durchschnittsdeutsche.

"Die Körpergröße ist das fundamentalste Merkmal, das die Ökologie eines Tieres bestimmt", erklärt Privatdozent Dr. Martin Sander. Der Bonner Paläontologe koordiniert das Projekt, an dem neben der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität auch die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die HU und TU Berlin sowie Hochschulen aus Bochum, Flensburg, Lausanne, München, Tübingen und Wien beteiligt sind. Vom Campus Benjamin Franklin der Berliner Charité ist Prof. Dr. Hanns-Christian Gunga Mitglied der Forschergruppe. Als Physiologe und Paläontologe interessieren ihn insbesondere die Belastung des Herz-Kreislauf-Systems und gravitationsphysiologische Aspekte der ausgestorbenen Saurier. "Unsere Arbeitsgruppe im Zentrum für Weltraummedizin Berlin untersucht sonst die physiologische Anpassungen des Menschen an die Schwerelosigkeit. Die Erforschung der Sauropodenphysiologie und -biologie gibt Hinweise darauf, welche Lösungsmöglichkeiten die Evolutionsbiologie etwa beim Knochenbau oder dem Skelettsystem bei Organismen mit großer Körpermasse an Land im Laufe der Evolution gefunden hat", sagt Hanns-Christian Gunga.

Die DFG-Forschergruppe will vor allem die Biologie der Riesensaurier besser verstehen. Dazu wollen die Wissenschaftler unter anderem die Wachstumsrate der gigantischen Tiere bestimmen. Physikalisch-chemische Analysen von Knochenfunden lassen Rückschlüsse auf ihre Nahrung zu; andere Teilprojekte gehen z.B. der Frage nach, wie effizient die Atmung der Landbewohner funktionierte.

Mit einer Art "künstlichem Magen" wollen die Forscher zudem errechnen, wie gut damals die Nährstoffzufuhr der Pflanzenfresser war. Heute nimmt man an, dass sie sich vor allem von Gingko und anderen Pflanzen ernährten, die heute auf der Speisekarte der meisten Tiere fehlen. "In Fermentationskammern wollen wir Material von derartigen Pflanzen 'verdauen' und so überprüfen, wie viele Nährstoffe und Kohlenhydrate sie lieferten", erklärt Dino-Forscher Sander. Die Wissenschaftler hoffen so unter anderem zu erfahren, wie viel Energie die Sauropoden mit der Nahrung aufnehmen konnten, wie viel sie aber andererseits für Bewegung, Vermehrung, Wachstum und Atmung wieder verbrauchten. Vielleicht beantwortet das Projekt so auch die Frage, warum der Gigantismus im Tierreich eine Sackgasse war und die Ära der Riesen-Dinos vor 65 Millionen Jahren plötzlich zu Ende ging.

Weitere Informationen

  • Prof. Dr. Hanns-Christian Gunga, Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Physiologie, Tel.: 0173 / 612 73 52, E-Mail: hanns-christian.gunga@charite.de
  • Priv.-Doz. Dr. Martin Sander (Sprecher der DFG-Forschergruppe), Institut für Paläontologie der Universität Bonn, Tel.: 0228 / 73-3105 oder 73-6359, E-Mail: martin.sander@uni-bonn.de