Springe direkt zu Inhalt

Der Kanon und die Sinne? Religionsästhetik als akademische Disziplin

Fachtagung vom 21. bis 23. Juni 2001

Nr. 144/2001 vom 19.06.2001

Die an der Freien Universität Berlin stattfindende Tagung widmet sich einer in der Religionswissenschaft stattfindenden inhaltlichen Veränderung: Religionsästhetik wird von ihrer Hauptdisziplin Religionswissenschaft nicht nur wahrgenommen, sondern auch als Indiz für einen Paradigmenwechsel innerhalb der Disziplin gewürdigt.

So erarbeitet die Fachtagung Einsichten in Funktion und Bedeutung ästhetischer Konstruktionen in religiösen Kontexten. Dadurch forciert sie nicht nur die anzustrebende Profilierung der Religionsästhetik als akademische Disziplin, sondern auch den interdisziplinären Austausch innerhalb der internationalen Forschung. Damit rücken in der Religionsästhetik neben den klassischen Quellen, dem Kanon religiöser Texte, zunehmend die Handlungen, Gegenstände, Deutungen und Zuschreibungen historischer Subjekte ins Zentrum der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Neben Fragen der ästhetischen Konstruktion des je "Heiligen" in der Erforschung der Religionen rücken auch die sinnlich wahrnehmbaren Aspekte der Religionen in den Vordergrund. Dies betrifft besonders die Ausdrucksformen religiöser Alltagspraxis. Daneben thematisiert die Religionsästhetik den Transfer religiöser Formen und Verhaltensmuster in nichtreligiöse Kontexte sowie deren Tradierungen.

Davon zeugt auch ein ausgewählter Themenkreis der Fachtagung: Sie beginnt am Donnerstag u.a. mit Vorträgen von S. Lanwerd/FU Berlin über "Methoden und Techniken der Konstruktion des Heiligen am Beispiel der Grabeskirche zu Jerusalem", von R. Kampling/FU Berlin über "Ästhetik/Metaphorik der Sünde" und E. König/FU Berlin über "Die Schönheit der Passion". Das Themenspektrum am Freitag ist international: Es reicht von einer Betrachtung von Chr. Pantke/FU Berlin über "Afro-Brasilianische und Kubanische Altäre: Vom rostigen Eisen zum Antlitz der Götter" über N. Kermani/WZB Berlin: "Die Ästhetik des Korans und die islamische Heilsgeschichte" bis zur "Indischen Ästhetik und den Gesten der Devotion" von A. Wittke/Uni Münster. Am Nachmittag sprechen u.a. R. Ostow, Toronto über "The Sabbath Room in Vienna 1896. Representing Religion to Secularized Jews" und K. Hoffmann-Curtius, Tübingen über: "Sakralisierung von (KZ-)Denkmälern: Pilgerpfade". S. Kamel/FU Berlin stellt Betrachtungen über "Ein religionskundliches Museum für Berlin" an.

Am Samstag beleuchtet zunächst J. Mohn Uni/München "Kunst als Medium der Zeit in der europäischen Religionsgeschichte: Religionsästhetische Interpretationen zur Französischen Revolution und zu Caspar Davis Friedrich". A. von Chamier, New York blickt auf die "Aura in the Age of its Technological Producibility: On the Function of Satellite-Images in NASA’s Origin-Project". W. Gephart Uni/Bonn interpretiert die "Fusion von Kunst und Religion im Kitsch der Spätmoderne". Mit einem Statement von H. Zinser/FU Berlin über "Religionswissenschaft und Religionsästhetik" endet die Tagung.

Tagungsort:

Henry-Ford-Bau, Garystr. 35, 14195 Berlin-Dahlem, U-Bhf. Thielplatz

Weitere Informationen

PD Dr. Susanne Lanwerd, Institut für Religionswissenschaft, Altensteinstr. 40, 14195 Berlin, Tel.: 030/838-51431, -54089 (Sekretariat), E-Mail: s.lanwerd@gmx.de oder rdubray@zedat.fu-berlin.de