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Nicht Erziehung zur Strenge, sondern Erziehung zu emotionaler Kompetenz

Universitätsvorlesung an der Freien Universität im Sommersemester 2001

Nr. 124/2001 vom 06.06.2001

Erziehung ist mitunter ein schwieriges Geschäft. Besonders wenn es zum Konflikt kommt, wenn dem Verhalten von Kindern oder Jugendlichen Grenzen gesetzt werden müssen, wird die Belastbarkeit der Erziehungsberechtigten auf die Probe gestellt. Angesichts von lautstarkem Protest, trotziger Verweigerung oder tagelangem Rückzug, sind viele Eltern dankbar für jede Art der Rückendeckung. Auch wenn diese von einer "öffentlichen Person", wie Frau Schröder-Köpf kommt.

Dennoch: Über Regeln des täglichen Lebens hinaus ist es wichtig, die Ziele der Erziehung als ganzes vor Augen zu haben. Statt einzelner debattierbarer Tugenden, die Frau Schröder-Köpf anspricht, sollten Eltern darauf hinwirken, dass die nachfolgende Generation emotionale Kompetenz entwickelt. Doch was ist emotionale Kompetenz? Ähnlich wie Golemans Konzept der emotionalen Intelligenz umfasst das Konzept der emotionalen Kompetenz die Entwicklung einer Persönlichkeit, die zumeist in der Lage ist, eine Balance zwischen ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen und denen ihrer Mitmenschen zu finden. Dazu gehört unter anderem die Fähigkeit, empathische Beziehungen zu anderen einzugehen, belastende oder sozial problematische Gefühle konstruktiv zu bewältigen und sich selbst zum Arbeiten zu motivieren.

Die Universitätsvorlesung "Emotionale Kompetenz entwickeln - Grundlagen in Kindheit und Jugend" bietet wissenschaftlich fundierte Antworten auf die Frage nach der Entwicklung dieser Fähigkeiten. Konkrete Erziehungstipps werden nicht gegeben werden, jedoch alle Bedingungen erörtert, die die Ausbildung dieser Kompetenzen fördern. Expertinnen und Experten der Berliner Universitäten, aus Deutschland und aus Nordamerika, die sowohl für ihr profundes Wissen wie auch für ihren lebendigen Vortragsstil bekannt sind, werden darüber sprechen, wie Eltern ihren Kindern dabei helfen können, emotionale Kompetenz zu entwickeln. So spricht PD Dr. Maria von Salisch, FU Berlin, am 11. Juni darüber, wie Heranwachsende mit ihrem Ärger konstruktiv umzugehen ist. Prof. Ralf Schwarzer, FU Berlin, erläutert am 18. Juni wie man lernt, sich selbst und eigene Fähigkeiten optimistisch zu bewerten und Prof. Falko Rheinberg, Universität Potsdam, erläutert am 25. Juni wie Freude am eigenen Tun entsteht. Zwei Vorträge im Juli werden sich damit befassen, wie die Entwicklung emotionaler Kompetenz in tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen eingebettet ist (Prof. Carolyn Saarni, Sonoma State University, Kalifornien, 2. Juli) und welche Folgen eine sichere Bindung zu Eltern im Kleinkindalter für die weitere Lebensgeschichte hat (Prof. Klaus Grossmann, Universität Regensburg, 9. Juli). In einem abschließenden Vortrag wird Prof. Dieter Kleiber, FU Berlin, 16. Juli vorstellen, wie emotionale Kompetenz praktisch dazu beitragen kann, stressbedingte Gesundheitsstörungen inklusive "burn-out" in Lehr- und Sozialberufen zu verhindern und die eigenen Vorsätze zur Förderung der eigenen Gesundheit besser durchzuhalten. Bekannte Persönlichkeiten aus Psychologie und Psychologie kommentieren die einzelnen Vorträge.

Angesichts sinkender Geburtenzahlen sollte es das Ziel von Eltern und Gesellschaft sein, die wenigen Mitglieder der nachfolgenden Generation optimal auszubilden, ihre kommunikativen, selbstreflexiven und motivationalen Fähigkeiten zu stärken, damit sie besser für die Turbulenzen einer weniger vorhersagbaren Welt gerüstet sind und deren Chancen besser wahrnehmen können.

Die Universitätsvorlesung wird von PD Dr. Maria von Salisch, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Entwicklungspsychologie und Prof. Gisela Klann-Delius, FB Philosophie und Geisteswissenschaft, Psycholinguistik und Vizepräsidentin der FU organisiert. Sie findet jeweils montags von 18 bis 20 Uhr im Hörsaal 1b der Silberlaube, Habelschwerdter Allee 45, statt.