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Dichtung und Musik im Klassischen Griechenland

Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Zimmermann, Freiburg, am 18.04.2001, 18.30 Uhr

Nr. 72/2001 vom 12.04.2001

Auch in der Klassischen Philologie beginnt das neue Semester in einem festlichen Rahmen: Prof. Zimmermann aus Freiburg führt die Neuimmatrikulierten in die Welt der klassischen Tragödien und Komödien, dabei verweist er auf einen interessanten Zusammenhang zwischen der Entwicklung auf dem Theater und in der Politik.

Anhand der Texte der drei erhaltenen griechischen Tragiker Aischylos, Sophokles und Euripides und des Komödienautors Aristophanes verdeutlicht er, dass sie mehr einer Oper des 18. oder 19. Jh. als einem Sprechstück, einer Tragödie oder einem Drama im herkömmlichen Sinn, glichen.

Von der Vertonung der Dramen ist allerdings, abgesehen von einigen in der Forschung umstrittenen Papyri und Inschriften mit musikalischen Notierungen, nichts erhalten. Prof. Zimmermann versucht nun, aus Stellungnahmen antiker Autoren zum Charakter der Bühnenmusik und aus Bemerkungen in den dramatischen Texten selbst, die musikalische und choreographische Dimension einer Aufführung des 5. Jh.v.Chr. zu rekonstruieren.

In einer ersten Phase bis ca. 460/450 war die Musik dem Wort untergeordnet, ab 450 übernahmen die Musik die führende Stellung, so dass im Extremfall das Wort zum bloßen Klangkörper verkümmerte. Diese Entwicklung fügt sich nahtlos in die politischen Veränderungen im demokratischen Athen im letzten Viertel des 5. Jh.v.Chr. ein: Der demokratische Grundkonsens löste sich allmählich auf, einzelne machtbewußte oder auch skrupellose Politiker spielten sich in den Vordergrund. Dementsprechend rückte im Drama der Zeit der Chor als Repräsentant des Kollektivs immer mehr in den Hintergrund, während Solisten, dem Zeitgeist entsprechend, die führende Stellung übernahmen.

Ort der Veranstaltung und weitere Informationen:

Institut für Griechische und Lateinische Philologie, Seminar für Klassische Philologie, Ehrenbergstr. 35, Hörsaal A, 14195 Berlin, Tel.: 030/838-52225, -54017 oder Prof. Dr. Seidensticker, Tel.: 838-54293