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Auf den Spuren Martin Luthers

Das diesjährige Stipendium der Luther-Gesellschaft wurde an Kunsthistoriker der Freien Universität vergeben

Nr. 51/2001 vom 07.03.2001

Mit der Vergabe des diesjährigen Martin-Luther-Stipendiums an den Kunsthistoriker Martin Steffens zeichnet die Luther-Gesellschaft e.V. das zweite Mal hintereinander die Freie Universität Berlin aus.

Unser Bild Martin Luthers ist trotz einer reichen anekdotischen Überlieferung weitgehend durch die Konzeptionen und Konstruktionen späterer Jahrhunderte bestimmt. Dies betrifft gerade seine Wohnorte, an denen Interessenten bereits seit dem 17. Jahrhundert ein durch Dokumente und Artefakte auch ein Lebensbild Martin Luthers übermittelt wurde. Den Besuchern wurde durch die konstruierten Räume eine bestimmte Sicht auf die Person Luthers und seine Lebensumstände vermittelt. Daneben wurden moralische Werte transportiert, etwa das Ideal eines protestantischen Pfarrhauses.

Anhand von vier zentralen Gedenkstätten, des Geburts- und Sterbehauses Martin Luthers in Eisleben, des Reformationsflügels auf der Wartburg - hier begann Luther seine Bibelübersetzung -und der Wittenberger Schlosskirche wandern wir nicht nur durch zentrale Orte im Leben Martin Luthers, wir erfahren auch etwas über ihren Bedeutungswandel im Laufe der Zeit. Schon früh unter besonderen Schutz gestellt, wurden im 19. Jahrhundert die Gebäude zu Denkmälern erklärt und dienen seither musealen Zwecken. Der Stipendiat untersucht nun aus kunsthistorischer Sicht die bauliche und künstlerische Aus- und Umgestaltung sowie die kunsthistorisch-stilistische Einordnung. Dabei berücksichtigt er die Denkmalpflegetheorien der Zeit, die verschiedenen Konzeptionen einer Luther-Rezeption und setzt die Musealisierung der Luthergedenkstätten in Kontext zu zeitgleichen musealen Konzeptionen.

Die Rekonstruktion der Lebensorte des Reformators sind Ausdruck und Multiplikator des jeweils zeitgenössischen Lutherbildes. Gerade die gezielte Musealisierung betonte die z.T. umstrittene Authentizität der Gebäude und inszenierte eine "Aura" des Reformators. Diese Facetten der Lutherverehrung, die Bearbeitung der Musealisierung und architektonischen Gestaltung speziell im 19. Jahrhundert, die von der Forschung weitgehend vernachlässigt wurden, greift der diesjährige Luther-Stipendiat auf.

Martin Steffens‘ Dissertation: "Die Gestaltung von Luthergedenkstätten im 19. Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen Denkmalpflege und staatlicher Selbstdarstellung. Eine Untersuchung am Beispiel der Lutherhäuser in Eisleben, des Reformationsflügels der Wartburg und der Wittenberger Schloßkirche" wird von Prof. Dr. Harold Hammer-Schenk vom Kunsthistorischen Institut der Freien Universität betreut.

Weitere Informationen

Martin Steffens, Tel./Fax: 030/687 7433, E-Mail: dso@zedat.fu-berlin.de