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Preis für "Hure mit Herz" und "Mielke, Macht und Meisterschaft"

Am Studiengang Journalisten-Weiterbildung der Freien Universität Berlin wurden zwei herausragende Abschlussarbeiten mit dem diesjährigen Fritz-Eberhard-Preis ausgezeichnet

Nr. 144/2000 vom 17.07.2000

Ingolf Pleil, Redakteur bei den "Dresdner Neuesten Nachrichten" arbeitete über das Thema: "Mielke, Macht und Meisterschaft. Motive und Vorgehen des Ministeriums für Staatssicherheit bei der Bearbeitung der Fußball-Oberligamannschaft der Sportgemeinschaft Dynamo Dresden in den Jahren 1978 bis 1989"

Ingolf Pleil untersuchte die Bespitzelung der DDR-Gesellschaft am Beispiel des Sports, dabei musste er überwiegend auf unveröffentlichtes Material zurückgreifen und sich Informationen erschließen, indem er Zeitzeugen befragte. Es ist ihm hervorragend gelungen, eine "durchherrschte" Gesellschaft zu beschreiben, in der durch die Bespitzelung der eigenen Bevölkerung die Trennlinie zwischen privater und öffentlicher Sphäre aufgehoben war. Am Beispiel eines Fußballvereins werden Einblicke vermittelt, die über den Einzelfall hinausreichen und wesentliche und wesensmäßige Strukturen und Handlungsmodelle solch einer "geschlossenen" Gesellschaft aufzeigen.

Johannes Klomfaß, Redakteur beim "Schwäbischen Tagblatt" zu dem Thema: "Hure mit Herz. Sonderstellung Ost. Wie sich Frauen mit DDR-Biographie auf dem Berliner Sexmarkt behaupten. Eine Milieustudie"

Die Arbeit von Johannes Klomfaß ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert - hinsichtlich des Themas, das üblicherweise eher Gegenstand des schlechteren Boulevardjournalismus ist, aber auch im Blick auf die wissenschaftliche Bearbeitung: der Journalist als Soziologe, der - auf den Spuren des amerikanischen Soziologen Robert Ezra Park - als Reporter im Milieu unterwegs ist, Prostituierte befragt, Unterschiede im Ost- und Westmarkt käuflicher Liebe herausarbeitet, seine Befragungsergebnisse behutsam analysiert und dabei immer wieder sein eigenes Deutungsverhalten reflektiert.

Insgesamt haben in diesem Jahr neun Journalistinnen und 15 Journalisten aus Deutschland und der Schweiz das dreijährige berufsbegleitende Weiterbildungsstudium an der FU Berlin mit dem Titel "Licentiatus bzw. Licentiata rerum publicarum" abgeschlossen.

Weitere Informationen

Freie Universität Berlin, Journalisten-Kolleg, Studiengang Journalisten-Weiterbildung, Otto-von-Simson-Str. 3, 14195 Berlin, Tel.: 030 / 838 - 5 33 66, -5 33 69, Fax: 030 / 838 5 33 71; E-Mail: jwb@zedat.fu-berlin.de